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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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das Blatt Kanzleipapier zur Hand. »Sie sind gewiß der in diesem Dokument erwähnte Mr. John Garrideb. Sicherlich haben Sie einige Zeit in England gelebt.«
      »Wie kommen Sie darauf, Mr. Holmes?« Mir schien, ich konnte in den ausdrucksvollen Augen einen plötzlichen Argwohn lesen.
      »Ihre ganze Ausstattung ist englisch.«
      Mr. Garrideb zwang sich zu einem Lachen. »Ich habe über Ihre Tricks gelesen, Mr. Holmes, dachte aber nie, ich würde Ihr Objekt werden. Woraus haben Sie das ersehen?«
      »Der Schulterschnitt Ihres Rocks, die Spitzen Ihrer Stiefel – wer dürfte da noch zweifeln?«
      »Gut, gut, ich wußte nicht, daß ich so offensichtlich wie ein Brite wirke. Eine geschäftliche Angelegenheit hat mich vor einiger Zeit hierhergeführt, und so stammt, wie Sie bemerkten, fast meine ganze Ausstattung aus London. Aber ich nehme an, Ihre Zeit ist kostbar, und wir haben uns wohl nicht getroffen, um über die Form meiner Socken zu reden. Wie wär’s, wenn wir gleich zu dem Papier kämen, das Sie da in der Hand halten?«
      Irgendwie hatte Holmes unseren Besucher aus der Fassung gebracht, und sein Gesicht sah längst nicht mehr so liebenswürdig aus.
      »Geduld! Geduld, Mr. Garrideb!« sagte mein Freund mit beruhigender Stimme. »Dr. Watson könnte Ihnen erzählen, daß diese meine kleinen Abschweifungen manches Mal, wie sich am Ende erweist, in gewisser Beziehung zu den jeweiligen Angelegenheiten stehen. Aber warum ist Mr. Nathan Garrideb nicht mit Ihnen gekommen?«
      »Warum hat er Sie überhaupt in die Sache hineingezogen?« fragte unser Besucher in einem plötzlichen Anflug von Ärger. »Was, zum Donnerwetter, sollen Sie dabei? Hier ging es zwischen zwei Gentlemen um Geschäftsfragen, und da hielt es einer von ihnen für nötig, einen Detektiv hi neinzuziehen! Ich habe ihn heute früh getroffen, und er erzählte mir von diesem Narrenstreich, den er mir gespielt hat. Deshalb bin ich hier. Trotzdem ist mir nicht wohl dabei.«
      »Er wollte Sie nicht kränken, Mr. Garrideb, er war nur darauf aus, Ihre Angelegenheit zu befördern, und das ist, soweit ich verstehe, für Sie beide von größter Wichtigkeit. Er wußte, ich verfüge über Mittel, Informationen einzuholen, und so finde ich es natürlich, daß er sich an mich wandte.«
      Das Gesicht unseres Besuchers hellte sich allmählich auf.
      »Nun, das ändert die Sache«, sagte er. »Als ich heute morgen bei ihm war und er mir sagte, er habe sich an einen Detektiv gewandt, habe ich ihn sofort nach Ihrer Adresse gefragt und bin geradewegs zu Ihnen gefahren. Ich möchte nicht, daß die Polizei sich in eine private Angelegenheit einmischt. Aber wenn Sie uns helfen wollen, den Mann zu finden, kann kein Schaden entstehen.«
      »So ist es«, sagte Holmes. »Und nun, Sir, da Sie einmal hier sind, wäre es am besten, wenn wir eine klare Darstellung aus Ihrem Mund hörten. Mein Freund hier kennt keinerlei Einzelheiten.«
      Mr. Garrideb streifte mich mit einem nicht allzu freundlichen Blick.
      »Muß er denn eingeweiht werden?« fragte er.
      »Gewöhnlich arbeiten wir zusammen.«
      »Nun, es gibt wohl keinen Grund, die Sache geheimzuhalten. Ich werde die Tatsachen so knapp wie möglich darstellen. Wenn Sie aus Kansas kämen, müßte ich Ihnen nicht erklären, wer Alexander Hamilton Garrideb war. Er machte sein Geld mit Grundstücken, später auf der Weizenbörse von Chicago, und er verwandte es dazu, am Arkansas River, westlich von Fort Dodge, soviel Land aufzukaufen, wie eine englische Grafschaft umfaßt. Es ist Weideland und Land mit Bauholz und Ackerland und erzhaltiges Land, eben jede Art von Land, das dem Eigentümer Dollars bringt.
      Er besaß weder Kind noch Kegel – oder wenn er Verwandtschaft hatte, so habe ich nie davon gehört. Aber daß er einen so ausgefallenen Namen trug, erfüllte ihn mit einer Art Stolz. Das war es, was uns zusammenbrachte. Ich arbeitete in Topeka als Jurist, und eines Tages erhielt ich einen Besuch von dem alten Mann, und er war höchst vergnügt, daß er jemanden getroffen hatte, der denselben Namen wie er trug. Es war sein Stekkenpferd, herauszufinden, ob es in der Welt noch mehr Garridebs gab. ›Bringen Sie mir einen dritten!‹ sagte er. Ich erwiderte, ich sei ein beschäftigter Mann und könne mein Leben nicht damit verbringen, auf der Suche nach Garridebs durch die Welt zu gondeln. ›Trotzdem‹, sagte er, ›werden Sie gerade das tun, wenn sich alles so entwickelt, wie ich es

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