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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Erlaubnis heute vormittag noch bekommen könnten. Dann kämen wir mit dem Abendzug in Winchester an. Nachdem ich die junge Dame gesprochen habe, werde ich Ihnen möglicherweise nützlicher sein, wenngleich ich nicht versprechen kann, daß meine Schlüsse notwendigerweise so ausfallen, wie Sie es wünschen.«
      Die Ausstellung der Erlaubnis verzögerte sich, und so fuhren wir anstatt nach Winchester nach Thor Place, dem Landgut von Mr. Neil Gibson in Hampshire. Er begleitete uns zwar nicht, aber wir besaßen die Adresse von Sergeant Coventry von der örtlichen Polizei, der die ersten Untersuchungen in dem Fall geführt hatte. Er war ein großer, dünner, leichenblasser Mann, der sich geheimnistuerisch und dunkel gab und so den Eindruck beförderte, daß er viel mehr wisse oder vermute, als er auszusprechen wage. Zudem arbeitete er mit dem Trick, plötzlich die Stimme zu einem Flüstern zu senken, als wolle er auf einen Punkt von äußerster Wichtigkeit zu sprechen kommen, auch wenn dann die Information denkbar uninteressant war. Aber von diesen Eigenheiten abgesehen, erwies er sich bald als ein anständiger, ehrlicher Bursche, der sich nicht scheute, zuzugeben, daß er am Ende seines Witzes war und jede Hilfe dankbar begrüßen würde.
      »Mir ist es sowieso lieber, ich muß mich mit Ihnen als mit Scotland Yard abgeben, Mr. Holmes«, sagte er. »Wenn der Yard zu einem Fall hinzugezogen wird, verlieren die örtlichen Behörden alle Aussicht auf Erfolg und bekommen mögliches Versagen angekreidet. Sie spielen, wie ich gehört habe, offen.«
      »Ich brauche in der Sache überhaupt nicht zu erscheinen«, sagte Holmes zur sichtlichen Erleichterung unseres melancholischen, Bekannten. »Wenn ich sie aufgeklärt habe, möchte ich nicht, daß mein Name erwähnt wird.«
      »Also, das ist anständig von Ihnen. Und was Ihren Freund, Dr. Watson, betrifft, von dem weiß ich, daß man ihm trauen kann. Übrigens, ehe wir uns zu dem Ort begeben, hätte ich Ihnen gern eine Frage gestellt. Zu keiner Menschenseele sonst würde ich ein Wörtchen verlauten lassen.« Er sah sich um, als traute er sich kaum, die Frage vorzutragen. »Glauben Sie nicht, daß Mr. Neil Gibson selbst in den Fall verwickelt sein könnte?«
      »Ich habe das bereits bedacht.«
      »Sie kennen Miss Dunbar nicht. Sie ist eine herrliche, eine feine Frau in jeder Beziehung. Er könnte doch gewünscht haben, seine Frau wär aus dem Weg. Und diese Amerikaner sind mit Revolvern schneller bei der Hand als unsere Leute. Es war sein Revolver, müssen Sie wissen.«
      »Ist das klar erwiesen?«
      »Ja, Sir. Es war einer von einem Paar, das ihm gehört.«
      »Einer von einem Paar? Wo ist der andere?«
      »Nun, der Gentleman besitzt eine ganze Menge Schießeisen verschiedenster Arten. Es ist uns nicht gelungen, diesen besonderen Revolver zu finden – aber der Kasten hatte Platz für zwei Revolver.«
      »Wenn es zwei gleiche Revolver gab, müßten Sie den anderen aber doch gefunden haben.«
      »Wir haben alle Waffen nebeneinandergelegt, wenn Sie einen Blick darauf tun wollen.«
      »Später vielleicht. Ich denke, wir werden erst einmal gemeinsam zum Schauplatz der Tragödie gehen.«
      Diese Unterhaltung fand in dem kleinen Vorderzimmer von Sergeant Coventrys bescheidenem Häuschen statt, das als örtliche Polizeistation diente. Nach einem Spazierweg von ungefähr einer halben Meile über die windbewegte Heide, die golden und bronzen leuchtete vom verblühenden Farn, gelangten wir vor ein Seitentor des Anwe sens Thor Place. Ein Pfad führte durch die Fasanengehege, und von einer Lichtung aus erblickten wir auf dem Bergkamm das weitläufige Fachwerkgebäude, das halb in Tudor-, halb in georgianischem Stil errichtet war. Vor uns erschien ein langgestreckter, verschilfter See. Wir verhielten an dessen schmalster Stelle in der Mitte, wo ihn eine steinerne, die Wagenauffahrt fortsetzende Brücke überspannte, die aus dem großen Gewässer zwei kleine Seen bildete. Unser Führer deutete auf den Boden.
      »Hier lag Mrs. Gibsons Leiche. Ich habe die Stelle mit diesem Stein markiert.«
      »Ich hörte, daß Sie hier waren, noch ehe jemand sie angerührt hat.«
      »Ja, man hatte sofort nach mir geschickt.«
      »Wer?«
      »Mr. Gibson selbst. Als man das Haus alarmiert hatte und er mit den anderen hierherlief, bestand er darauf, daß vor dem Eintreffen der Polizei nichts von der Stelle bewegt werden dürfe.«
      »Das war vernünftig.

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