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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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wir denn dann um Himmels willen tun?«
      »Üben Sie sich ein bißchen in Geduld, Mr. Bennett. Die Dinge werden in Bewegung kommen. Wenn ich nicht irre, könnte der nächste Dienstag eine Krise bringen. An dem Tag werden wir gewiß in Camford sein. Bis dahin bleibt die allgemeine Lage zweifellos unerfreulich, und wenn Miss Presbury ihren Besuch ausdehnen könnte…«
      »Das ist leicht.«
      »Dann soll sie bleiben, bis wir ihr zusichern können, daß die Gefahren vorüber sind. Bis dahin soll man ihm seinen Willen lassen und ihm nicht in die Quere kommen. Solange er gute Laune hat, ist alles in Ordnung.«
      »Dort kommt er!« flüsterte Bennett erschrocken.
      Durch die Zweige sahen wir, wie die hohe Gestalt des Professors aufrecht aus der Haustür trat. Er blickte umher. Er stand leicht gebückt, die Arme schwangen vorm Körper. Er drehte den Kopf hin und her. Mit einem letzten Winken verschwand der Sekretär zwischen den Bäumen, und wir beobachteten, wie er vor seinem Chef stehenblieb und die beiden dann in anscheinend lebhafter, ja erregter Unterhaltung ins Haus gingen.
      »Ich schätze, der alte Herr hat zwei und zwei zusammengezählt«, sagte Holmes auf dem Weg zum Hotel. »Nach dem bißchen, was ich sehen konnte, scheint er mir einen sehr klaren und logischen Verstand zu haben. Ohne Zweifel explodiert er leicht, aber von seinem Standpunkt aus hatte er ja auch Anlaß, in die Luft zu gehen: Man hat Detektive auf ihn angesetzt, und er argwöhnt, es sind Leute aus seinem eigenen Haus gewesen. Ich kann mir vorstellen, unserem Freund Bennett stehen ein paar unbequeme Tage bevor.«
      Holmes hielt am Postamt und gab ein Telegramm auf. Die Antwort erreichte uns am Abend, und er schob sie mir hin.
      »War in der Commercial Road. Habe Dorak gesehen. Verbindlicher Mensch, Böhme, mittleren Alters. Besitzt großen Gemischtwarenladen – Mercer.«
      »Mercer kenne ich so lange, wie ich Sie kenne. Er erledigt für mich unterschiedlichste Routinearbeiten. Es war wichtig, etwas über den Mann zu erfahren, mit dem unser Professor geheim korre spondiert. Seine Nationalität paßt auf den Besuch in Prag.«
      »Gott sei Dank paßt endlich etwas zu etwas anderem«, sagte ich. »Mir scheint, als wären wir im Moment mit einer langen Folge unerklärlicher Ereignisse konfrontiert, in der nichts zueinanderpaßt. Wie, zum Beispiel, fügen sich ein wütender Wolfshund und ein Besuch in Böhmen zusammen? Oder wie fügt sich beides zu einem Mann, der nachts den Flur entlangkriecht? Und Ihr Spiel mit den Daten ist mir vollends unerklärlich.«
      Holmes lächelte und rieb sich die Hände. Wir saßen im altmodischen Salon des Hotels bei einer Flasche eines berühmten Jahrgangs. Holmes hatte ja bereits vorausgesagt, daß der Portwein hier nicht schlecht sei.
      »Nun gut, nehmen wir erst einmal die Daten«, sagte er, als spräche er zu einer Klasse, und legte die Fingerspitzen aneinander.
      »Das Tagebuch dieses vorzüglichen jungen Mannes zeigt, daß am 2. Juli Beunruhigendes vorgefallen ist, was sich von da an in Abständen von neun Tagen wiederholt zu haben scheint, mit einer Ausnahme, soweit ich mich erinnere. Den letzten Ausbruch gab es am Freitag, dem 3. September, und das Datum paßt in die Serie, genauso wie der 26. August. So etwas liegt jenseits des Zufalls.«
      Ich mußte zustimmen.
      »So wollen wir denn die vorläufige Theorie aufstellen, daß der Professor alle neun Tage eine starke Droge nimmt, die einen vorübergehenden, aber höchst schädlichen Effekt hat. Sein natürlicher Hang zur Gewalttätigkeit wird durch sie intensiviert. Er hat sich angewöhnt, sie zu nehmen, als er in Prag war, und jetzt wird er von einem böhmischen Zwischenhändler aus London versorgt. Das alles hängt zusammen, Watson!«
      »Aber der Hund, das Gesicht am Fenster, der kriechende Mann im Flur?«
      »Nun, nun, wir haben einen Anfang gemacht. Ich erwarte nicht, daß sich vor dem nächsten Dienstag etwas Neues ergibt. Bis dahin können wir nur mit unserem Freund Verbindung halten und die Annehmlichkeiten dieser bezaubernden Stadt genießen.«

    Am nächsten Morgen kam Mr. Bennett, um uns über die letzten Ereignisse zu berichten. Wie Holmes vorausgesagt hatte, lagen hinter dem Sekretär nicht gerade leichte Stunden. Ohne ihn direkt zu beschuldigen, daß er für unser Erscheinen verantwortlich sei, hatte der Professor ihn sehr barsch und grob angeredet und sich überhaupt aufgeführt, als habe er guten

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