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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Grund zur Klage. Dennoch war er am Morgen wieder ganz er selbst gewesen und hatte eine seiner brillanten Vorlesungen vor überfülltem Auditorium gehalten. »Abgesehen von seinen sonderbaren Anwandlungen«, sagte Bennett, »scheint er jetzt mehr Kraft und Vitalität zu besitzen als früher, und sein Verstand war nie klarer. Aber er ist nicht er selbst – er ist nicht der, den wir kannten.«
      »Ich glaube, daß Sie für wenigstens eine Woche nicht das mindeste zu fürchten haben. Ich bin ein beschäftigter Mann, und Dr. Watson hat Patienten, um die er sich kümmern muß. Kommen wir überein, daß wir uns hier am nächsten Dienstag um die gleiche Zeit treffen. Ich wäre überrascht, wenn wir nicht in der Lage sein sollten, Ihre Mißlichkeiten zu klären, ehe wir dann auseinandergehen. Aus der Welt schaffen können wie sie möglicherweise nicht. Lassen Sie uns in der Zwischenzeit durch die Post wissen, was geschieht.«

    Während der nächsten Tage sah ich nichts von meinem Freund, aber am Abend des folgenden Montags erhielt ich eine kurze Nachricht, in der ich gebeten wurde, ihn am Dienstagmorgen am Zug zu treffen. Nach dem, was er mir auf der Fahrt erzählte, war in Camford alles gut verlaufen, der Friede im Haus der Presburys ungestört und das Verhalten des Professors normal geblieben. Das besagte auch der Bericht, den uns Mr. Bennett persönlich erstattete, als er uns am Abend in unserem alten Quartier im ›Schachbrett‹ besuchte. »Heute hat er wieder Post aus London bekommen, einen Brief und ein kleines Paket, beides trug das Kreuz unter der Marke, das mir verbietet, die Sendungen zu öffnen. Sonst hat es nichts gegeben.«
      »Das genügt vielleicht auch«, sagte Holmes. »Heute abend, Mr. Bennett, denke ich, werden wir zu einem Schluß gelangen. Wenn meine Folge rungen richtig sind, werden wir Gelegenheit bekommen, die Dinge zur Entscheidung zu bringen. Dafür ist es nötig, den Professor unter Beobachtung zu halten. Ich schlage deshalb vor, daß Sie wach bleiben und aufpassen. Sollten Sie ihn an Ihrer Tür vorbeigehen hören, dann stören Sie ihn nicht, sondern folgen Sie ihm so unauffällig, wie Sie können. Dr. Watson und ich werden nicht weit sein. Übrigens: Wo ist der Schlüssel zu dem Kästchen, von dem Sie uns erzählt haben?«
      »An seiner Uhrkette.« ,
      »Ich glaube, unsere Untersuchung liegt in der Richtung. Im schlimmsten Fall wird das Schloß wohl nicht unbezwingbar sein. Gibt es kräftige Männer in der Nähe?«
      »Den Kutscher, Macphail.«
      »Wo schläft er?«
      »Über den Ställen.«
      »Möglicherweise brauchen wir ihn. Nun, wir können nicht mehr tun als warten und sehen, wie es sich entwickelt. Auf Wiedersehen, Mr. Bennett – ich nehme an, daß wir uns vor dem Morgen wiedersehen.«
      Es war fast Mitternacht, als wir in den Büschen unmittelbar vor der Eingangstür zum Haus des Professors Posten bezogen. Die Nacht war schön, aber kühl, und wir waren froh; daß wir warme Mäntel trugen. Es ging eine Brise, und Wolken zogen über den Himmel, die den Halbmond von Zeit zu Zeit verdeckten. Es wäre eine trübe Nachtwache gewesen ohne die Erwartung und die Aufregung und die Versicherung meines Freundes, daß wir wahrscheinlich an das Ende der seltsamen Folge von Vorfällen gelangt waren, die unsere Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatten.
    »Wenn der Zyklus von neun Tagen eingehalten
    wird, bekommen wir den Professor heute nacht in seiner schlimmsten Verfassung zu sehen«, sagte Holmes. »Die Tatsache, daß die befremdlichen Symptome nach seinem Besuch in Prag einsetzten, daß er geheime Verbindung mit einem böhmischen Händler in London unterhält, der wahrscheinlich der Vertreter von jemandem in Prag ist, und daß er gerade heute ein Päckchen bekommen hat: All das weist in eine Richtung. Was er einnimmt, und warum er es einnimmt, liegt außerhalb unserer Kenntnis, aber daß die Sache irgendwie von Prag ausgeht, liegt offen zutage. Er nimmt es nach strenger Anweisung, die auf einem Neun-Tage-System basiert – das hat überhaupt als erstes meine Aufmerksamkeit erregt. Außerdem sind die Symptome äußerst bemerkenswert. Haben Sie seine Fingerknöchel beachtet?«
    Ich mußte bekennen, daß ich sie nicht beachtet
    hatte.
      »So dick und hornig, wie ich es noch nicht gesehen habe. Sie müssen immer zuerst auf die Hände sehen. Dann auf die Manschetten, die Hosenknie und die Schuhe. Sehr seltsame Knöchel, was nur durch den Modus der Fortbewegung erklärt

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