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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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daß Sie mich verdächtigten. Mir scheint, als hätte sich unmittelbar vor der Verhaftung meine Unschuld dadurch erwiesen, daß ich das Schicksal meines bedauernswerten Freundes teilen mußte.«
      »Nein, Mr. Murdoch. Ich befand mich bereits auf der richtigen Spur, und wäre ich so zeitig aus dem Haus gekommen, wie es meine Absicht war, hätte ich Sie sehr wohl vor diesem schrecklichen Erlebnis bewahren können.«
      »Aber woher nahmen Sie nur dieses Wissen, Mr. Holmes?«
      »Ich bin ein Allesleser mit sonderbar zähem Gedächtnis für Kleinigkeiten. Das Wort Löwenmähne rumorte in meinem Kopf. Ich wußte, ich war irgendwo in unerwartetem Zusammenhang auf die Bezeichnung gestoßen. Wie Sie sehen konnten, charakterisiert sie das Geschöpf ziemlich genau. Zweifellos trieb es an der Wasseroberfläche, als McPherson es entdeckte, und nur mit dieser Umschreibung konnte er uns vor der Kreatur warnen, die seinen Tod verursacht hatte.«
      »So bin ich denn wenigstens entlastet«, sagte Murdoch und erhob sich mühsam. »Ich möchte aber noch ein paar erklärende Worte äußern, denn ich weiß, in welcher Richtung sich Ihre Untersuchungen bewegten. Es stimmt, ich liebte die junge Dame, aber von dem Tag an, da sie sich für meinen Freund McPherson entschieden hatte, war mein ganzes Streben darauf gerichtet, ihnen zum Glück zu verhelfen. Ich stand beiseite und begnügte mich damit, ihr Bote zu sein. Oft habe ich Botschaften hin und her getragen, und weil ich ihr Vertrauen genoß und weil sie mir so lieb war, beeilte ich mich, ihr den Tod meines Freundes mitzuteilen, ehe irgend jemand, der ihr die Nachricht zu plötzlich und herzlos überbracht hätte, mir zuvorkommen konnte. Sie wollte Ihnen nichts über unsere Beziehung sagen, denn sie befürchtete, Sie könnten sie tadelnswert finden und ich müßte darunter leiden. Doch mit Ihrer Erlaubnis möchte ich nun versuchen, zum Haus ›Zu den Giebeln‹ zurückzugehen; es verlangt mich sehr nach meinem Bett.«
      Stackhurst streckte ihm die Hand entgegen. »Unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt«, sagte er. »Vergeben Sie mir, was in der Vergangenheit geschah. In der Zukunft werden wir uns besser verstehen.«
      Sie verließen Arm in Arm das Zimmer als Freunde.
      Der Inspektor blieb noch und starrte mich aus seinen ochsenhaften Augen an.
      »Also, das haben Sie geschafft«, rief er schließlich. »Ich hatte schon über Sie gelesen, wollte aber nicht glauben, was man über Sie schreibt. Es ist wunderbar!«
      Ich konnte nur abwehrend den Kopf schütteln. Denn solches Lob anzunehmen hätte bedeutet, unter das eigene Niveau zu gehen.
      »Zu Beginn war ich schwerfällig, sträflich schwerfällig. Hätte die Leiche im Wasser gelegen, wäre ich wohl kaum fehlgegangen. Es war das Handtuch, das mich auf die falsche Fährte gebracht hat. Dem armen Burschen war es natürlich unmöglich, daran zu denken, sich abzutrocknen, und so gab es bei mir den Fehlschluß, daß er nicht im Wasser gewesen sei. Da konnte ich denn auch nicht gleich auf den Gedanken verfallen, daß ein Wassertier hinter dem Angriff steckte. An dem Punkt ging ich in die Irre. Nun gut, Inspektor, ich habe mir erlaubt, die Herren von der Polizei ein bißchen aufzuziehen; die Cyanea Capillata hätte Scotland Yard beinahe gerächt.«

Die verschleierte Mieterin

    Wenn man bedenkt, daß Sherlock Holmes dreiundzwanzig Jahre aktiv war und ich ihm siebzehn Jahre lang bei seiner Arbeit helfen und Aufzeichnungen seiner Taten machen durfte, wird erklärlich, daß ich über sehr viel Material verfüge. Das Problem war niemals die Suche, sondern die Auswahl. Die lange Reihe der Jahrbücher, die ein ganzes Regal füllt, und die Aktenmappen mit Dokumenten stellen eine wahre Fundgrube dar für jemanden, der nicht lediglich am Verbrechen, sondern auch an den sozialen und öffentlichen Skandalen der spätviktorianischen Epoche Interesse nimmt. Im Hinblick auf das letztere möchte ich versichern, daß die Schreiber angsterfüllter Briefe, in denen darum gebeten wurde, die Ehre einer Familie oder den Ruf berühmter Ahnen unangetastet zu lassen, nichts befürchten müssen. Die Diskretion und die hohe Auffassung von Berufsehre, die meinen Freund immer auszeichneten, wirken bei der Auswahl zu diesen Memoiren fort, und Vertrauen wird unter keinen Umständen mißbraucht. Insofern stelle ich mich auch entschieden gegen die in letzter Zeit unternommenen Versuche, die Papiere zu entwenden und zu vernichten. Der Urheber

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