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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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kann.« Sie setzte alles daran, nichts zu vergessen und nicht den Überblick zu verlieren, doch die Schmerzen ließen eine besonnene Planung kaum zu. Sie wünschte sich, Sally wäre da. Sally würde alle Aspekte, sämtliche Details im Auge behalten. Darin war sie wirklich gut, dachte Hope. Stattdessen sah sie Scott an und versuchte, ihn irgendwie als einen Teil von Sally zu betrachten, was er ja auch einmal gewesen war.
    »Also«, sagte sie. »Ab jetzt halten wir uns wieder an den Plan. Ich bin in der Lage zu fahren. Du tust, was als Nächstes auf deiner Liste steht.« Sie deutete auf den Rucksack mit der Waffe.
    »Ich kann dich nicht allein lassen. Das würde mir Sally nie verzeihen.«
    »Wenn du es nicht machst, wird sie dazu keine Gelegenheit mehr haben. Wir sind weit hinter den Zeitplan zurückgefallen. Deine nächsten Aufgaben sind entscheidend.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja«, antwortete Hope, auch wenn sie wusste, dass es gelogen war. Woher sollte sie die Sicherheit nehmen? »Geh. Nun geh schon.«
    »Was soll ich Sally sagen?«
    Hope überlegte. Ihr schwirrte ein Dutzend Gedanken durchden Kopf, doch sie entgegnete nur: »Sag ihr einfach, ich komm schon klar. Ich melde mich später bei ihr.«
    »Ganz bestimmt?« Er betrachtete die Stelle in ihrer Seite, wo das Messer gesteckt hatte. Er sah deutlich, wo der schwarze Mechanikeroverall blutgetränkt war.
    »Es ist nicht halb so schlimm, wie es aussieht«, log Hope noch einmal. »Jetzt geh endlich, bevor es zu spät ist.«
    Der Gedanke, dass sie nach allem, was sie getan hatte, am Ende doch noch scheitern könnten, erdrückte sie fast. Sie wedelte mit der Hand und sagte noch einmal: »Geh.«
    »In Ordnung«, gab er nach, richtete sich auf und trat zurück.
    »Ach, Scott?«
    »Ja?«
    »Danke, dass du mir zu Hilfe gekommen bist.«
    Er nickte. »Den schwierigen Teil hast du erledigt.« Damit schlug er die Fahrertür zu und sah zu, wie sich Hope zum Lenkrad herunterbeugte und den Motor anwarf. Er blieb stehen und sah zu, wie sie losfuhr. Er blickte ihr so lange hinterher, bis die Rücklichter in der tintenschwarzen Nacht verschwunden waren. Erst jetzt schwang er sich den Rucksack auf den Rücken und machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle. Er war spät dran, so viel war klar, und das konnte sich als verhängnisvoll erweisen, doch er musste mit dem Blatt spielen, das Sally ausgeteilt hatte. Er war sich nicht sicher, wozu Hope die übrige Nacht noch fähig sein würde. Fest stand nur, dass sie am meisten Glück nötig hatte. Im selben Moment wurde ihm bewusst, dass das vielleicht nicht ganz stimmte, denn sie konnten nur hoffen, dass ihnen auch an anderer Stelle das Schicksal in dieser Nacht gewogen war.
     
    Sie stand mit dem Wagen am Rande eines Parkplatzes, der zu einem Einkaufszentrum gehörte, und wartete auf Scott. Siestarrte auf ihre Armband-, dann auf die Stoppuhr, nahm das Handy und wollte schon anrufen, überlegte es sich aber anders. Sie war etwa eine Dreiviertelstunde von Boston entfernt, nicht weit vom Highway. Sie hatte diese Stelle nach ähnlichen Kriterien ausgesucht wie den Platz, auf dem sie Hope die Waffe übergeben hatte, nur dass Scott von hier aus schnell auf dem Weg ins westliche Massachusetts war.
    Sie lehnte sich an die Kopfstütze und schloss die Augen. Sie blockte jeden Gedanken an die möglichen Katastrophen ab, die sich in dieser Nacht ereignet haben könnten. In der Kunst des Tötens waren sie Amateure. Auch wenn jeder von ihnen über einschlägige Kenntnisse verfügte, die ihnen die Planung und Durchführung dieses Mordes als machbar erscheinen ließen, so waren sie, wenn es an die praktische Umsetzung ging, buchstäblich blutige Anfänger. Irgendwie hatte sie, als das Komplott in ihrem Kopf Gestalt annahm, geglaubt, ihre Unerfahrenheit sei ihr stärkster Trumpf. Könner würden nie so vorgehen. Der Plan war zu ungestüm, zu wenig vorhersehbar und hing viel zu sehr davon ab, dass jeder Einzelne von ihnen gewisse Aufgaben effizient erledigte. Hierin lag aber auch die Stärke ihres Plans.
    Gebildete Menschen machten so etwas einfach nicht. Drogenabhängige oder gewalttätige Menschen arbeiteten sich allmählich die kriminelle Karriereleiter bis zum Kapitalverbrechen hoch. Das war logisch.
    Sie kniff die Augen zu.
    Vielleicht war es von Anfang an eine Illusion gewesen, dass sie auf der Bühne von Mördern erfolgreich agieren konnten. Augenblicklich hatte sie Hope und Scott in Handschellen und von Polizisten umringt vor Augen. O’Connells

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