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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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ist. Auf diesen Teil ihres Wesens hatte ich gerechnet, als ich ihr die Wahrheit gestand. Niemand wird gern hintergangen, aber jeder Mensch wird wohl verzeihen, wenn ein anderer reumütig seine Fehler gesteht. Es war ein gefährliches Spiel, das ich spielte, denn hätte ich mich in Vanea getäuscht, waren wir verloren. Aber es war nicht gefährlicher, als auf eigene Faust zu versuchen, ein Stück des Wasserfalls zu gewinnen. Ich habe meinen Zweck erreicht, aber es war nicht nur Berechnung, die mich so handeln ließ. Ich fühlte, dass Vanea unglücklich ist, und ich kam mir wie ein Schuft vor, dieses arme Wesen auch noch zu betrügen. Ich hatte erkannt, dass sie bei uns ein wenig von der Wärme suchte, die der menschliche Teil ihrer Natur in diesem kalten, trostlosen Land vergeblich sucht. Sie tut mir leid, denn trotz ihrer hohen Stellung ist sie eigentlich nur ein armes, einsames Mädchen, das sich nach ein wenig Liebe sehnt.“
     
    „Ja, genau so empfinde ich auch“, seufzte Kandon, „und ich frage mich, ob es keinen Weg gibt, dass auch wir ihr helfen können.“
     
    „Es gäbe nur einen Weg, sie für eine Weile glücklich zu machen“, lächelte Yorn schmerzlich. „Bliebe ich einige Zeit bei ihr, wäre ihr sehnlichster Wunsch erfüllt. Aber das kann ich nicht, nicht nur, weil ich eine Aufgabe zu erfüllen habe. Schon jetzt beklemmt mir dieses Land die Brust, und seine Bewohner lassen mich schaudern. Selbst Vaneas Nähe ist mir unheimlich, obwohl ich mich auf eine unerklärliche Weise zu ihr hingezogen fühle. Ich kann gut verstehen, warum jener Fremde damals die Flucht ergriff.“
     
    „Ich fühle mich zu nichts in diesem Lande hingezogen“, brummte Reven, „und besonders nicht zu diesem schrecklichen M'Nor, der uns am liebsten den Kragen umdrehen würde. Ich werde erst wieder frei atmen, wenn wir die Grenzen dieses grässlichen Landes überschritten haben - falls das noch jemals der Fall sein wird“, fügte er zweifelnd hinzu. „Wer weiß, was noch alles geschieht?“
     
    „Alte Unke!“ feixte Kandon. „Bedenke doch, dass wir die beste Helferin haben, die wir uns in dieser Waschküche wünschen können. Wenn sie uns nicht zu unserem Ziel verhilft, wer sollte es dann können? Yorn, ich verneige mich in Ehrfurcht vor dir! Du hast tatsächlich einen Weg gefunden, wie wir ohne große Gefahren das erlangen können, wozu wir hergekommen sind.“
     
    „Sei nicht zu optimistisch, Kandon!“ mahnte Yorn. „Noch ist es nicht so weit, und wie Reven schon sagte: Es kann noch viel geschehen!“
     
    Die Freunde beherzigten Vaneas Warnung und verließen das Lager nicht. Das fiel ihnen auch nicht schwer, denn die anstrengende Schlittenfahrt hatte sie sehr ermüdet, und der Gedanke an den lauernden M'Nor war auch nicht dazu angetan, sie zu Spaziergängen zu ermuntern. So schliefen sie noch fest, als die Königin zurück ins Lager kam. Sie trat zu Yorn und berührte ihn an der Schulter.
     
    „Wach auf, Yorn von Niveda!“ sagte sie. „Wenn ihr euer Frühstück beendet habt, werde ich euch an den Rand des Heiligtums führen und ihr sollt einen Blick auf das größte Wunder werfen, das es in meinem Reich gibt.“
     
    Während die Männer hastig einige Bissen aßen, saß Vanea bedrückt neben ihnen.
     
    „Was ist dir, edle Königin?“ fragte Yorn, dem ihre Niedergeschlagenheit auffiel.
     
    „Die ganze Nacht habe ich zu Naminda gefleht, sie möge mir einen Weg weisen, wie ich euch helfen kann. Oft schon hat mir die Göttin ein Zeichen gesandt, dass meine Gebete ihr Gehör fanden, doch in dieser Nacht schwieg sie. Auch als ich ihre Erlaubnis erbat, euch den Wasserfall zeigen zu dürfen, bekam ich keine Antwort. Aber da ich euch versprochen habe, dass ihr ihn sehen dürft, werde ich mich dafür schon vor Naminda verantworten. Ich hoffe so sehr, dass die Göttin mir in der nächsten Nacht die Lösung eures Problems gewährt. Folgt mir nun, doch wenn ich euch gebiete stehenzubleiben, dürft ihr nicht einen Schritt weitergehen.“
     
    Mit gespannter Erwartung folgten die Freunde der Herrscherin durch den Nebel. Auf einmal schien die Nebelwand lichter zu werden, und dann lag der Eissee plötzlich im hellen Sonnenschein glitzernd vor ihnen. Geblendet von der Fülle des Lichts mussten die Männer die Augen schließen vor der lang entbehrten Helligkeit.
     
    „Nun dürft ihr keinen Schritt weitergehen“, sagte Vanea, als die Männer nun blinzelnd wieder die Lider hoben. „Doch schaut, auch von hier aus könnt

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