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Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ausgestreckt.
    »Und?« fragte Blanchet. »Hat man Gaèl hinuntergestürzt? Wären Sie nicht hergekommen, um hier Chaos zu verbreiten, wären wir nicht soweit. Sie haben ihn auf dem Gewissen, Monsieur Kehlweiler. Kommen Sie, um einen Sündenbock zu suchen?«
    »Es heißt, es gab ein Paar in der Vauban-Hütte. Ich suche den Namen der Geliebten von Gaèl. Na, Blanchet, schnell, den Namen.«
    »Und ich soll ihn kennen?«
    »Ja. Denn Sie sammeln alles auf, was Sie finden können, man weiß ja nie, das kann nützlich sein, um die Wahlzettel zu beeinflussen. Es würde mich sehr enttäuschen, wenn Sie den Namen nicht wüßten.«
    »Sie irren sich, Kehlweiler. Ich will das Bürgermeisteramt, das verberge ich nicht, und ich werde es bekommen. Aber ich werde es sauber bekommen. Ich brauche diese kleinen Geschichten nicht.«
    »Doch, Blanchet. Du raunst, streust links ein paar kleine Informationen, diffamierst rechts, diskreditierst, schwitzt aus, du bringst die einen gegen die anderen auf, du dosierst, berechnest, mauschelst, köchelst, und wenn die Mischung fertig ist, läßt du dich wählen. Von Port-Nicolas aus zielst du auf Größeres. Ich finde dich zu alt für dieses Metier, du solltest aufhören. Also, der Name der Geliebten von Gaèl? Mach schnell, noch sind es nur zwei Tote, ich würde gern den dritten verhindern, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Vor allem, wenn du es bist, nicht wahr?«
    »Ich könnte es sein.«
    »Und wieso sollte ich dir helfen?«
    »Wenn du nicht hilfst, mach ich es auf deine Weise, ich geb morgen alles in kleinen Dosen weiter. Auch ich kann gute Geschichten erzählen. Ein künftiger Bürgermeister, der der Justiz nicht hilft, macht einen häßlichen Eindruck.«
    »Du magst mich nicht besonders, Kehlweiler?«
    »Nicht besonders, nein.«
    »Warum hängst du dann die beiden Morde nicht mir an?«
    »Weil du es nicht warst, tut mir leid.«
    Blanchet lächelte. Er lachte fast.
    »Du bist wirklich ein Versager, Kehlweiler. Du suchst die Geliebte von Gaèl?«
    Blanchet begann leise zu lachen.
    »Wenn es nur Kerle wie dich gibt, um deine Justiz voranzubringen, wird man sich auf den Revieren nicht gerade verrückt machen.«
    Marc verkrampfte sich, Louis verlor seinen Vorteil. Außerdem schien ihm dieser Kampf Mann gegen Mann erbärmlich und nervte ihn. Ein richtiger förmlicher Tanz. Binnen einer Minute waren sie vom eisigen Siezen zum aggressiven Duzen übergegangen. Er verstand nicht, wieso dieser ganze Radau wegen einer schlichten kleinen Auskunft mitten in der Nacht notwendig war. Er warf einen Blick auf Mathias, aber Mathias, der an die Wand gelehnt stehen geblieben war, machte nicht den Eindruck, als amüsiere er sich. Er wartete ab, die Arme am Körper hängend, mit aufmerksamem Blick unter seinen blonden Haaren, als Jäger und Sammler, der bereit ist, auf den Bären zuzuspringen, der seine Höhle bedroht. Marc fühlte sich allein und dachte wieder an die Albigenser.
    Blanchet beugte sich vor.
    »Hast du Übermensch nicht mal bemerkt, daß Gaèl stockschwul ist? Du bringst mich zum Lachen … Du suchst einen Mörder und bist nicht in der Lage, eine Henne von einem Hahn zu unterscheiden!«
    »Gut. Also, der Name des Mannes?«
    »Nennst du so was einen Mann?« höhnte Blanchet.
    »Ja.«
    »Phantastisch, Kehlweiler, phantastisch! Verständnisvoller, respektvoller Mensch, großzügig mit seinen Gefühlen und vorsichtig in seinen Urteilen! Bist du zufrieden mit dir? Fühlst du dich geschmeichelt? Machst du mit diesem ganzen Plunder, mit deinem großen Herzen und deinem Opferbein in den Ministerien Männchen?«
    »Beeil dich, Blanchet, du ermüdest mich. Der Name des Mannes?«
    »Brauchst du mich sogar dafür?«
    »Ja.«
    »Das klingt schon besser. Ich werde dir deine Auskunft geben, Kehlweiler. Du kannst sie dann Guerrec weitergeben, und es wird euch nirgends hinführen. Es ist Jean, der käsige Grünschnabel, der heidnisch die Kirche liebkost, der devote Diener des Pfarrers, hattest du das nicht bemerkt?«
    »Also Jean und Gaèl, ist es das? In der Hütte? Donnerstags?«
    »Und Montags, wenn es dich interessiert. Die restliche Zeit Frömmelei und Schuldgefühle, gute Vorsätze am Sonntag und Neuanfang am Montag, ohne Beichte dazwischen. Bist du erleichtert? Tu jetzt deine großen Werke und sperr ihn ein. Ich habe dich lang genug gesehen und gehe schlafen.«
    Endlich war Blanchet zufrieden. Er hatte sich gut unterhalten und hatte Kehlweiler ordentlich vorgeführt. Er stand auf und ging mit befriedigtem

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