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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hünniger
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Nationalsozialisten als auch unter den Kommunisten anzusehen. Wir bewegen uns hier in historischen Mauern, in denen im Namen der Gerechtigkeit Verbrechen verübt worden sind. Es kann doch nicht sein, dass erneut ein Beschuldigter über das Gesetz hinweg bestraft und nun einfach relevante Sachverständige nicht gehört werden. Und die Justiz sich auch noch über die Wissenschaft hinwegsetzt. Wie kann es eigentlich sein, dass in einem Prozess, in dem es um Betäubungsmittel geht, der Staatsanwalt in einer Pause sofort nach einer Zigarette greift, wo doch auf der Packung steht: »Rauchen ist tödlich«? Sie sind ein schlechtes Vorbild in einem Betäubungsmittelprozess.«
    Staatsanwalt: »Jetzt reicht’s aber! Sie glauben wohl, Sie kommen aus dem großen Hamburg und müssen uns hier Recht und Ordnung erklären?«
    Maeffert: »Ich habe Jura studiert, danke.«
    »Ich auch«, sagt der Staatsanwalt.
    »Ich auch«, sagt der Richter, verdreht die Augen. »So, da wir das jetzt geklärt haben …«
    |95| Maeffert: »Wie lange gedenken Sie, diese Verhandlung noch zu führen? Ich habe den Zug heute Morgen um 6 Uhr 45 aus Hamburg genommen.«
    Richter: »Auch ich bin heute um 6 Uhr 30 aufgestanden und habe meine Tochter in den Kindergarten gebracht.«
    Maeffert: »Ich gehe nicht davon aus, dass die Verhandlung länger als bis 22 Uhr geführt wird!«
    Richter stimmt zu.
    Maeffert: »Ich bitte darum, diesen Verlauf der Verhandlung zu dokumentieren.«
    Richter stimmt zu.
    Maeffert: »Sie bereiten mir Bedingungen, die schlicht unerträglich sind.«
     
    Kurze Pause.
     
    Maeffert: »Wissen Sie eigentlich, dass in diesem Fall der ganze Apparat aus Behörden, Gewerbe- und Steueramt selbst hätte Zweifel an der Richtigkeit der Sache, die mein Mandant verschiedenen, vielen verschiedenen Amtsträgern vorgetragen hat, äußern müssen? Hier hat der Apparat versagt, nicht die Leichtgläubigkeit eines jungen Menschen, der etwas machen wollte. Er hat sich beim Gewerbeamt angemeldet, er hat jedes verkaufte Päckchen Pilze versteuert, alle Einnahmen in seine Steuererklärung geschrieben. Und die Frage, die sich stellt, Sie werden sich wundern, ist die alte leninsche Frage: Wer wen? Wer hat wem geschadet? Ich muss sagen, hier hat das ganze System versagt und meinem Mandanten geschadet, und nun will die Justiz ihn zum Verbrecher machen. Und die Ungenauigkeit eines Gesetzes lasten Sie zu allem Überfluss nun Herrn David Grau an. Mein |96| Mandant hätte diese Pilze nie verkauft, wenn er damit Menschen ernsthaft geschädigt hätte, er ist ein verantwortungsbewusster, junger Mann.«
    Staatsanwalt: »Das ist Heuchelei!«
    Richter zu Maeffert: »Wollen Sie sonst noch etwas sagen?«
    Maeffert: »Natürlich will ich noch etwas sagen.« (Blättert in der Gerichtsakte.) »Wer ist für die Schmierereien in einer polizeilichen Akte verantwortlich?«
    Niemand antwortet.
    Maeffert: »Ich fühle mich schlecht behandelt. Ist es hier eine Selbstverständlichkeit, dass man nichts mehr sagt? Wer ist für die Schmierereien verantwortlich?«
    Richter: »Ich habe keine Veränderungen getätigt. Herr Staatsanwalt, möchten Sie sich dazu äußern? Vielleicht wissen Sie ja, wer es war.«
    Staatsanwalt: »Ich weiß es.«
    Richter: »Wollen Sie uns auch sagen, was Sie wissen?«
    Staatsanwalt stammelt: »Ich habe die eine oder andere Korrektur vorgenommen.«
    Richter greift sich an den Kopf.
    Maeffert (fassungslos): »Das ist so etwas Abwegiges, dass ein Staatsanwalt in einer Gerichtsakte ›Korrekturen‹ vornimmt.«
    Staatsanwalt: »Mir fällt dazu nichts mehr ein, und ich will mich jetzt dazu nicht mehr äußern.«
     
    Richter: »Verteidigung? Gibt es von Ihrer Seite noch Fragen?«
    Maeffert ironisch: »Nur noch weniges!«
    Richter ruft den Polizisten herein, der das Geschäft durchsucht und David festgenommen hat.
    Richter: »Die Verteidigung hat das Wort.«
    Maeffert: »Vielen Dank, Herr Richter.«
    |97| Maeffert wendet sich dem Zeugen zu: »Herr Krohl, haben Sie …?«
    Zeuge: »Nein!«
    Maeffert: »Jetzt ist aber wirklich gut.«
    Zeuge: »Ich wusste doch, was Sie für eine Frage stellen wollen.«
    Maeffert: »Sie haben mich doch nicht mal ausreden lassen, Sie konnten doch gar nicht wissen, was ich Sie fragen wollte.«
    Zeuge: »Sie wollen darauf hinaus, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht habe. Habe ich nicht.«
    Maeffert: »Welche Kollegen waren mit Ihnen zusammen bei der Durchsuchung?«
    Zeuge: »Ich weiß nicht.«
    Maeffert: »Haben Sie keinen Ihrer Kollegen

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