Das Paradies am Fluss
über die drei wacht; Al, Johnnie und den kleinen Fred. Sie erkennt Johnnies blondes Haar, aber die beiden anderen befinden sich im Schatten. Rowena hebt eine Hand und klopft ans Fenster, doch sie ist so schwach, dass sie sie nicht hören können – und außerdem sind sie zu weit fort.
Als sie sich auf den Stuhl sinken lässt, kommt sie zu der Einsicht, dass sie sehr krank gewesen sein muss. Aber dennoch beugt sie sich vor und hofft, die Jungs beim Spielen zu sehen oder beobachten zu können, wie sie die Balustrade hinaufklettern, um die Circe anzuschauen, aber der Seegarten ist leer. Sie lässt sich wieder zurücksinken und schließt die Augen.
Als die Schlafzimmertür geöffnet wird, dreht sie sich um und sieht Dickie auf sich zukommen. Jemand steht hinter ihm. »Wir hatten uns gefragt, wie es dir geht, Mutter«, sagt er. »Die Jungs trinken ihren Tee, bevor sie zurück zur Schule fahren, und Jess hat dir deinen gebracht.«
Rowena runzelt die Stirn; sie fühlt sich verängstigt und verwirrt. Warum nennt Dickie sie »Mutter«, und wer ist Jess? Das Mädchen sieht sie nervös an, setzt das Tablett ab und kommt näher. Und jetzt, mit einem Mal, ist Rowenas Kopf wieder klar, und sie erkennt Juliet und erinnert sich daran, dass Juliet ein Kind hat, Als Kind.
Vor Freude bebt sie am ganzen Körper – aber sie ist auch besorgt. Ihr fällt wieder ein, dass das klargestellt werden muss, und zwar unzweifelhaft. Drängend streckt sie die Hand aus, packt Jess’ Handgelenk und zieht sie herunter, sodass das Mädchen sich neben sie knien muss.
»Das Kind ist von Al, nicht wahr? Sein Sohn«, fragt Rowena, und sie ist so glücklich, dass sie meint, ihr Herz zerspringe ihr in der Brust, und ihre Augen sind voller Tränen, weil das Mädchen nickt, und jetzt weint es ebenfalls. Juliet legt die Stirn auf ihrer beider Hände, und Rowena spürt ihre feuchten Tränen.
Dickie ist da und beugt sich besorgt über die beiden. Rowena will ihm von Als Sohn erzählen, aber plötzlich kann sie nicht mehr sprechen, nicht atmen. Doch sie umklammert das Handgelenk des Mädchens, bis ihre Kraft versagt und die Dunkelheit kommt.
Gemma und Guy werden Will nach dem Tee zusammen mit den Zwillingen in die Schule fahren.
»Urgroßmutter ist wieder krank«, erklärt Sophie Will. »Wir müssen Doktor Alan rufen. Kannst du ein guter Junge sein und mit Julian und Ben fahren? Grando und ich müssen hier sein. Wäre das in Ordnung, nur dieses eine Mal?«
Und natürlich ist Will gleich einverstanden; er möchte vor diesen neuen Freunden erwachsen wirken. Er ist vollkommen zufrieden damit, mit ihnen zur Schule zu fahren; aber es tut ihm leid, dass er Jess nicht mehr sieht, die verschwunden zu sein scheint.
»Du siehst sie beim nächsten Mal wieder«, versichert ihm Sophie. »Ich vermute, sie ist bei Granny. So, was musst du mitnehmen? Hast du etwas mit nach Hause gebracht?«
Und jetzt bricht die übliche hektische Aktivität aus. Besitztümer werden zusammengesucht, man verabschiedet sich, und dann verlässt der Wagen die Auffahrt, und im Haus ist es wieder still.
Sophie und Oliver sitzen zusammen, Popps liegt in ihrem Korb, und Johnnie telefoniert mit dem Hausarzt. Oliver hält die Hände der weinenden Sophie, und dann kommt Johnnie herein. »Alan ist unterwegs!«, seufzt er. »Es ist zu spät, doch er will kommen und sie sich ansehen. Ich hätte ein schreckliches Gefühl dabei gehabt, einfach einen fremden Arzt zu rufen, der ihren Tod feststellt.«
Sophie wischt sich die Wangen ab. »Es tut mir so leid!«, sagt sie. »Und die arme kleine Jess! Furchtbar, dass ihr das passieren musste!«
Johnnie ist sichtlich erschüttert. »Es ist sehr schnell gegangen«, erklärt er. »Dafür müssen wir dankbar sein. Sie hat Jess wieder mit Juliet verwechselt. Mutter wirkte plötzlich ganz aufgeregt, hat Jess am Handgelenk gepackt und angefangen, von Al zu reden. Die arme Jess steht unter Schock.«
»Wo ist sie geblieben?« Sophie steht auf. »Ich wollte Will verabschieden, damit er nicht mitbekommt, dass etwas Schlimmes geschehen ist, und sie sagte, sie wolle einen Moment allein sein. Ob sie vielleicht zurück ins Segelloft gegangen ist? Ich finde, sie sollte nicht allein sein.«
»Ich gehe sie suchen«, erklärt Oliver. »Ihr müsst auf den Arzt warten. Ich kümmere mich um Jess.«
»Und wir haben uns alle wunderbar amüsiert«, meint Sophie betrübt. »Ach, die arme Rowena, ganz allein da oben!«
»Sie war nicht allein, als es passiert ist«, tröstet
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