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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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achtzugeben, dessen stummer Schmerz sie beunruhigte. Unten fand Denise mittlerweile die Straße voll von Leuten. Der ganze Kleinhandel des Stadtviertels wollte der Familie Baudu seine Teilnahme bezeigen; es war zugleich wie eine Art Kundgebung gegen das »Paradies der Damen«, dem man an Genevièves langsamem Hinsterben die Schuld gab.
    Endlich kam mit einiger Verspätung der Leichenwagen, und der Zug setzte sich zögernd in Bewegung. Als sie durch die Rue Neuve-des-Petits-Champs kamen, schloß sich Robineau, sehr blaß und sichtlich gealtert, ihnen an.
    In der Kirche zu Saint-Roch warteten viele Frauen, die kleinen Krämerinnen des Stadtviertels, die sich nicht in das Gedränge vor dem Trauerhaus hatten begeben wollen. Die Demonstration ward jetzt fast zum Aufruhr, und als nach dem Gottesdienst der Leichenzug sich wieder in Bewegung setzte, folgte alles dem Sarg zum Friedhof, obwohl es ein weiter Weg war bis zum Montmartre. Sie mußten wieder durch die Rue Saint-Roch und am »Paradies der Damen« vorbei. In der Rue du Dix-Décembre gab es gerade vor den Gerüsten der neuen Fassade, die noch immer den Verkehr behinderten, eine Stockung. Denise, die in einen der Wagen gestiegen war, blickte hinaus und sah den alten Bourras unmittelbar neben sich einherhinken. Er hätte den Friedhof niemals erreicht. Er hob den Kopf und sah sie an, dann stieg er ein.
    »Meine verdammten Knie«, sagte er. »Ich komme nicht vorwärts … Bleiben Sie nur, Sie brauchen nicht wegzurücken. Gegen Sie haben wir ja nichts!«
    Sie spürte unter seiner knurrigen Art die unveränderte Freundschart heraus. Und prompt begann er mit dem alten Lied.
    »Er hat seine Berufung verloren. Zwei Jahre hat es mich gekostet und Geld genug, aber das tut nichts, unter meinem Laden wird er nicht durchkommen. Die Richter haben entschieden, eine solche Arbeit sei keine Ausbesserung. Jetzt kommt er aus der Wut gar nicht mehr heraus, er kann es nicht verwinden, daß ein alter Invalide wie ich ihm den Weg versperrt, während die ganze Welt vor seinem Geld auf den Knien liegt! … Aber ich will nicht, niemals! Möglich, daß ich dabei auf der Strecke bleibe. Ich hab herausbekommen, daß der Lumpenkerl meinen Schulden nachspürt. Ohne Zweifel will er mir einen bösen Streich spielen. Aber das tut nichts, er sagt ja, ich sage nein und werde nein sagen, bis man mich zwischen vier Bretter einnagelt wie die Kleine, die man da vorne hinausfährt.«
    Denise, die die Lage genau kannte und ihm helfen wollte, brach endlich ihr Schweigen und sagte in bittendem Ton:
    »Herr Bourras, nun spielen Sie doch nicht länger den Eigensinnigen … Lassen Sie mich die Sache in Ordnung bringen.«
    Er unterbrach sie mit einer heftigen Gebärde.
    »Schweigen Sie«, rief er, »das geht niemanden etwas an. Sie sind ein gutes Mädchen, ich weiß, daß Sie ihm das Leben schwer machen, diesem Kerl, der glaubte, er könne Sie ebenso kaufen wie mein Haus. Aber was würden Sie mir antworten, wenn ich Ihnen nun riete, ja zu sagen? Sie würden mich zum Teufel schicken, nicht wahr? Na also, dann mischen Sie sich auch nicht in meine Angelegenheiten, wenn ich nein sage!«
    Mittlerweile war der Leichenwagen vor dem Friedhof angelangt, und die beiden stiegen aus. Die Grabstelle der Familie Baudu befand sich im ersten Gang links. Binnen weniger Minuten war die Feier beendet. Die Fernerstehenden zerstreuten sich zwischen den benachbarten Gräbern. Denise brachte ihren Onkel, der verstört dem hinabgleitenden Sarg nachgestarrt hatte, zu einem der Trauerwagen und begleitete ihn nach Hause. Der »Vieil Elbeuf« wirkte finsterer denn je. Der Laden war geschlossen, Onkel und Tante waren jetzt ganz allein.
    Am Abend verlangte Mouret mit Denise zu sprechen, um sich mit ihr über ein Kinderkleid zu beraten, das er herausbringen wollte. Noch völlig erregt, konnte sie nicht an sich halten; sie wagte es, auf Bourras zu kommen, diesen armen Mann, der bereits am Boden lag und nun den letzten Stoß erhalten sollte. Doch als sie den Namen des Schirmhändlers erwähnte, geriet Mouret in Zorn. Der alte Narr, wie er ihn nannte, verbitterte ihm das Leben, verdarb ihm seinen Triumph durch seinen blöden Eigensinn, mit dem er das Haus nicht abgeben wollte, diese elende Baracke. Was sollte er denn tun? Konnte er diesen Schutthaufen an der Seite des »Paradieses der Damen« stehen lassen? Er
mußte
verschwinden. Um so schlimmer für den alten Narren! Er erinnerte sie an seine Angebote, bis zu hunderttausend Franken hatte er ihm

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