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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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sehen.
    MS : Oh.
    Chas: Okay, Baby. Fangen wir an. Es gibt was, das mir nicht aus dem Kopf geht. Hast du ne Ahnung was?
    MS : Nein.
    Chas: Es ist nämlich so, Alter: Ich hab deine Sachen auf dem Laptop gelesen.
    MS : Ja, ich weiß.
    Chas: Ständig fallen dir bei allen Leuten die winzigsten Details auf. Nur bei deinen Eltern nicht.
    MS : Und?
    Chas: Also sind das die schlimmsten Dinge, die du je gesehen hast, und du kannst sie nicht beschreiben. Du weißt, wie viele Warzen dein Freund Paul am Fuß hat.
    MS : Neunzehn.
    POM : Er hat recht. Ich habe ihn behandelt. Sein großer Zeh sieht aus wie ein Blumenkohl.
    Chas: Schön. Aber es geht darum, dass in deinen Aufzeichnungen nichts darüber steht, wie deine Eltern aussehen.
    [Fünfsekündige Pause]
    MS : Beide Anfang vierzig. Mum blond. Dad schon fast kahl. Beide hässlich, wenn nackt.
    Chas: Cool. Aber weißt du, was ich glaube? Das zeigt mir, dass du Angst hast. Zeigt mir, dass wir dem, was in deinem Kopf vorgeht, auf den Grund kommen müssen, verstehst du? Ich zeig dir mal ein paar Bilder. Und du sagst mir, woran sie dich erinnern.
    MS : Hmm. Was ist denn auf den Bildern?
    Chas: Nichts, Kumpel. Gar nichts. Sie sind abstrakt. Du sollst mir bloß sagen, was du siehst. Kapiert? (Zeigt das erste Bild)
    MS : Ein Esel.
    Chas: Hmmm.
    [Zeigt das zweite Bild. Zweiminütige Pause]
    MS : Muss ich das machen?
    Chas: Warum fragst du? Wo liegt das Problem?
    MS : Einfach so.
    Chas: Jagt dir an dem Bild irgendwas Angst ein, mein Großer?
    [Dreißigsekündige Pause]
    MS : Nein.
    Chas: Sicher?
    [Einminütige Pause]
    MS : Ich muss mal auf die Toilette.
    Chas: Sicher, Baby. Ein Mann muss tun, was er tun muss.
    ( MS verlässt das Zimmer)
    Chas: (zu POM )
    Okay. Ich verwette mein DJ -Deck [33] , dass dieses kleine Schweinchen auf dem Weg zum Markt ist.
    POM : Tut mir furchtbar leid. Ich verstehe nicht ganz.
    Chas: Er verdrückt sich. Er haut ab. Er kommt nicht wieder, Baby. [34]
    POM : Ach wirklich?
    Chas: Tss. Na klar. Und wollen Sie wissen, warum? Es hat was mit dem Bild zu tun. Es hat ihn an etwas erinnert.
    POM : Woran denn?
    Chas: Keine Ahnung. Wahrscheinlich an irgendwas, das mit der Nacktheit seiner Eltern zu tun hat. [35] Ich hab Ihnen ja gesagt, der Junge ist ziemlich von der Rolle. Was soll zum Beispiel das ganze verrückte Gerede über den Esel?
    POM : Oh, ich weiß nicht.
    [Fünfsekündige Pause]
    In der Tat hat er so was schon mal gesagt. Er kann Esel nicht ausstehen. Er misstraut allem, was Hufe hat. Ach ja. Sein Bruder hat mal irgendwas gemacht.
    Chas: Bingo. Mit diesem Groove geht’s morgen weiter.
    POM : Was?
    Chas. Vergessen Sie’s, Süße. Machen wir Schluss für heute.
    POM : (lacht) Süße. Sie sind wirklich unmöglich!
    [Ende der Abschrift]
    Das Bild
    Ich musste da raus. Die Bilder waren bloß schwarze Kleckse auf weißem Untergrund, aber sie gefielen mir nicht. Das erste sah aus wie ein wütender Esel. Und das zweite? Also, ich möchte lieber verschweigen, wonach es aussah, sagen wir einfach, es erinnerte mich an Coco Pops. Und auf keine angenehme Art. Ich habe den Laptop in die Schulbibliothek mitgenommen. Hier wird mich keiner stören.
    Pauls Friedensangebot
    Am Montag nach der besten Schwimmstunde meines Lebens saß ich hinten in Miss Skinners Kunstunterricht und versuchte, ein paar Blumen zu zeichnen. Sie sahen eher wie Würste aus.
    »O ja, Michael«, sagte Miss Skinner, als sie an mir vorbeischwebte. Ich habe sie schon erwähnt. Sie ist die schielende Kunstlehrerin mit dem Schnurrbart. Leider spielt sie in dieser Geschichte eine große Rolle. »Perfekt. Zeichne nicht bloß, was du siehst. Zeichne das Wesen der Blume. Zeichne, was dir die Blume in deiner Vorstellung sagen will.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete, es sei denn, die Blume wollte mir sagen: »Ich gehöre auf einen Teller mit Kartoffelbrei.«
    »Äh, danke.«
    »O ja. Und sag deiner Mutter, dass sie morgen nach der Schule in meinem Kunstkurs für Erwachsene herzlich willkommen ist. Es ist wirklich schön, Eltern zu haben, die sich engagieren wollen.«
    »Okay«, sagte ich verwirrt. Kunstkurs für Erwachsene? Seit wann interessierte sich meine Mum für Kunst? Ich hatte das Gefühl, sie kaum noch zu kennen. Aber solange es sie von ihren anderen Hobbys abhielt …
    »Pssst!«, zischte eine Stimme am Nebentisch. Ich blickte auf. Paul Beary versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erregen, und aus seinem Mund spritzten trockene Krümel wie Funken aus einem billigen Feuerwerkskörper.
    »Was willst

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