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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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würde.«
    »Du kennst ihn nicht. Er wiegt mich jeden Montag und unterzieht mich einmal im Monat einem Körperfett-Test. Er sagt, jetzt, wo das Gilde-Schwimmfest und die Landesmeisterschaften bevorstehen, kann ich es mir nicht leisten, auch nur eine Minute nachzulassen.«
    »Klingt wie ein wahrer Hitler«, stöhnte Ste.
    »Das kannst du nicht sagen«, blaffte ich, obwohl ich wusste, dass er recht hatte. Lucy zuckte zusammen.
    »Klingt aber so«, sagte Ste mit einer abweisenden Handbewegung. »Dich so rumzukommandieren. Amüsier dich, Lucy. Du bist beim Stevenator. Iss einen Keks.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    »Custard Creams haben weniger Kalorien«, warf ich ein.
    »Iss keinen Custard Cream, Baby, die sind was für Tattergreise und Landstreicher«, spottete Ste. »Iss einen Bourbon.«
    Ich starrte ihn wütend an, doch er hatte gerade sein Handy herausgezogen, um eine SMS zu lesen. Er lächelte in sich hinein und schob es wieder in seine Tasche. [31]
    Lucy zog einen Schmollmund. Allmählich begann sie zu lächeln. »Ach, okay. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.«
    Während sie den Bourbon Cream schnell verputzte, schnellte ihr Blick nervös hin und her, als ob ihr Dad sie beobachten würde. »Jetzt muss ich aber wirklich los. Vor dem Training heute Abend erwarten mich noch zwei Stunden im Fitnessstudio. Kommst du auch, Mike?«
    Ich nickte so heftig wie möglich. »Ja, ich glaube schon. Erstens wegen des Gilde-Schwimmfestes und zweitens, weil ich in Form kommen will, um beim Fackelumzug auf dem Festwagen richtig gut auszusehen.«
    Lucy hob die Brauen. »Du fährst auf dem Festwagen mit? Ich auch.«
    »Ja. Dein Dad hat mich darum gebeten. Ich bin eine Seegurke«, sagte ich stolz. »Ich werde dich als Meereskönigin beschützen.« Hier lächelte ich Ste verschlagen an.
    Ste verdrehte die Augen. »Komm, Baby. Wir müssen los. Ich spiele mit den Jungs Fußball.«
    »Aber du hast doch seit deinem Beinbruch nicht mehr Fußball gespielt«, wandte ich ein.
    Ste warf mir einen zornigen Blick zu. »Ja, aber jetzt spiele ich wieder.«
    Als sie sich von mir verabschieden wollte, zerrte er sie regelrecht zur Tür hinaus.
    Typisch Ste.
    Die beste Trainingsstunde aller Zeiten
    Später ging ich zum Sonntagabendtraining ins Schwimmbad. Da ist es nie so gut wie am Samstag, weil der Schwimmverein das ganze Becken reserviert hat und meine Bahn auf der gegenüberliegenden Seite von Lucys Bahn liegt.
    Vor dem Training ging ich am Beckenrand entlang und versuchte, den Blicken meiner Mum oben auf der Galerie auszuweichen. Lucy sagte »hallo« zu mir und erzählte einen Witz über Abdrücke von Schwimmbrillen, über den ich ein bisschen zu viel lachte.
    Dann tauchte Dave King plötzlich auf und sagte, ich klänge wie ein Geisteskranker und solle die Klappe halten und die Eliteschwimmer nicht ablenken, während sie sich auf ein großes Schwimmfest vorbereiten mussten. Da zwinkerte Lucy mir zu. Ja, Sie haben richtig gelesen, sie zwinkerte mir zu.
    Was ein Zwinkern alles bedeuten kann:
    So was tun Schurken in Filmen, um zu zeigen, dass sie der Person, der sie zuzwinkern, jeden Moment etwas Böses antun werden, ohne ihnen zu sagen, was.
Ein Witz, den beide kennen, von dem sonst aber niemand etwas wissen soll.
Eine kecke Geste, die jemandem zeigen soll, dass man ihn mag.
Eine Zuckung.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass Punkt  2 oder 3 der Grund für Lucys Zwinkern war, aber bestimmt nicht Punkt  1 oder 4 . Wenn es Punkt  3 war, dann war das schlicht und einfach toll. Wenn es Punkt  2 war, dann konnte das bedeuten, dass auch Punkt  3 zutraf. Ich meine, wer erzählt schon jemandem, den er nicht mag, einen Witz? [32]
    Als Lucy ins Becken gesprungen war, fragte mich Dave, ob das kleine Frettchen, das ständig um seine Lucy herumscharwenzelt, mein Bruder sei. Ich sagte ja, und er sagte, na, wenn das keine Überraschung sei, und vielleicht sei ja meine ganze Familie genetisch programmiert, seine und Lucys Aussicht auf Ruhm zu zerstören. Ich lachte schlapp, und er sagte, das sei kein Witz, und ich solle machen, dass ich ins Wasser käme, sonst trete er mich so fest in den Arsch, dass ich für den Rest meines Lebens Zehennägel die Toilette runterspülen würde. Aber das war mir egal. Die ganze Zeit zischte ich geradezu durchs Wasser, weil mir Lucy King, die Elitesportlerin, zugezwinkert hatte.
    Geplauder mit Chas
    Abschrift der 4 . Sitzung
    Anwesende Personen und Ort wie in der 3 . Sitzung
    Chas: Yo, Mikey. Schön, dich zu

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