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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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Er wird heute als erster Mensch einen Wohnwagen ins Weltall schießen.
    Ich: Ins Weltall? Warum um Himmels willen sollte er so was tun?
    Er: Keine Ahnung. Er hat eine Rakete gekauft, den Wohnwagen daran befestigt, und in einer halben Stunde wird das Ding in den Himmel geschossen. Das wird unglaublich. Du kannst es von deinem Schlafzimmerfenster aus sehen. Willst du’s dir angucken?
    Ich: Na klar. Hört sich toll an. Obwohl ich Hausarrest habe, kann ich mir nichts vorstellen, was ich lieber täte. Gehen wir zu dir? [58]
    Er: Ah, nein. Das ist das Problem. Meine Mum hat alle Fenster im Haus schwarz gestrichen, deshalb können wir’s uns nur bei euch angucken.
    Ich: Eure Fenster sind schwarz?
    Er: Ja, wegen des UFO s, das letzte Woche im Garten gelandet ist. Es wollte meine Mum entführen, aber sie hat es mit einem Fön in die Flucht geschlagen, und jetzt glaubt sie, sie kann die Außerirdischen, falls sie in ihrem Raumschiff zurückkehren, daran hindern, ins Haus einzudringen, indem sie die Fenster schwarz streicht, weil … hey, komm zurück. Wo willst du denn hin? Ooch.
     
    Nach diesem Unsinn ging ich nach Hause, schloss für den Fall, dass ich meinen Eltern über den Weg laufen sollte, am Ende der Einfahrt die Augen und betrat das Haus so geräuschlos wie möglich.
    Keine Reaktion. Im Haus war es totenstill. Ich öffnete ein Auge, bekam am Rand meines Blickfelds zufällig Daves grässliche Zeichnung zu sehen, schloss das Auge wieder und öffnete stattdessen das andere.
    Das war besser.
    »Mum? Dad? Ste?«, rief ich in der Hoffnung, dass niemand antworten würde. So war es auch.
    Sehr gut
.
    Ich ging in die Küche, um mir einen Apfel zu holen. In letzter Zeit mag ich Äpfel lieber als früher. Das liegt wohl daran, dass sie eine dicke Schale haben, die das ganze Fruchtfleisch im Innern bedeckt.
    Auf dem Tisch lag ein Zettel. Darauf stand:
    Michael,
    Dad hat sich den Nachmittag freigenommen. Wir treffen uns mit den Kings und Miss Skinner. Weiß noch nicht genau, wann wir wiederkommen. Vielleicht erst spät. Essen im Kühlschrank. Bedien dich. Ste spielt den ganzen Abend Cricket. Vergiss nicht, du hast Hausarrest!
    Mum
    Was war in sie gefahren? Sie waren ausgegangen. An einem Wochentag. Um sich mit meiner verrückten Kunstlehrerin und meinem noch verrückteren Schwimmtrainer zu treffen. Das war höchst verdächtig. Dad hatte sich noch nie auch nur einen Augenblick freigenommen. Es musste sich um etwas sehr Wichtiges handeln. Und was Ste betraf, nun ich wusste bislang nicht, dass er Cricket spielte.
    Egal. Ich verschwendete nicht allzu viele Gedanken daran. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit konnte ich durchs Haus gehen, ohne befürchten zu müssen, dass mir ein nackter Hintern oder etwas noch Schlimmeres entgegenblickte.
    Das war ein Grund zum Feiern. Ich vergaß meinen Apfel, schnappte mir die ganze Keksdose und pflanzte mich direkt vor den Fernseher. [59] Ich schob mir einen Custard Cream in den Mund und sah mir ein paar nachmittägliche Quizsendungen an. Diese Sendungen gefallen mir, denn sie sind nicht so albern wie das Kinderprogramm, und es geht nicht ständig um einen Surfer namens Brad und seine Freundin Briony, die sich als lang verschollene Geschwister entpuppen, wie in diesen dummen australischen Seifenopern, die nach der Schule im Fernsehen laufen.
    Ungefähr eine Stunde und neun Kekse später klingelte das Telefon. Ich hatte keine Lust ranzugehen, denn ich versuchte gerade, das Anagramm zu lösen, das am Schluss meiner Lieblingsquizsendung kommt. Doch das Telefon klingelte immer weiter, und ich hielt es für besser, mich zu melden. Vielleicht war es ja Mum, die sich vergewissern wollte, dass ich zu Hause war.
    Ich hob ab. »Hallo.«
    »Oh, hi. Bist du das, Mike?« Eine liebliche, sanfte Stimme. Das konnte nur …
    »Lucy. Hi. Wie geht’s dir? Stalker.«
    »Was?«
    »Oh, entschuldige. Tut mir leid. Das ist das Anagramm. Im Fernsehen. Meine Sendung ist gerade zu Ende.«
    »Oh. Ha ha. Die habe ich mir auch angesehen. Du bist echt schlau. Ich finde das nie raus.«
    »Danke. Wie geht’s dir? Was macht dein Auge?«
    »Schon besser, danke. Tut noch weh, wenn ich die Schwimmbrille trage, aber wie Dad immer sagt: »Keine Schmerzen, keine Medaillen.«
    »Du schuldest mir noch die Umarmung, erinnerst du dich?«
    »Was? Ach ja, natürlich. Noch mal vielen Dank. Du bist echt toll.«
    »Ich weiß, danke.« Ein bisschen großspurig, aber wen kümmert das schon? Ich hatte eine Glückssträhne, und tolle Leute

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