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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Hensel
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Nebenstraßen standen Mannschaftswagen und Soldaten. Schaulustige standen an den Absperrungen, Soldaten posierten für die Kameras.
    »Wer kommt?«, hörte Maria einen Touristen fragen.
    »Ministerpräsident, Staatspräsident, Generäle …«
    »Der ganze Abschaum!«
    Gelächter.
    Also hier. Die Kathedrale. Nirgends ließen sich Sprengsätze besser verstecken als in den zahllosen Winkeln und Nischen. Hunderte Menschen in einem geschlossenen Raum. Die gesamte Staatsspitze. 11.42 Uhr. In achtzehn Minuten sollte Maria im Café sein. Chanell stand neben ihr. Ihre Augen belauerten die Kameras der Touristen, die einige nur locker in der Hand hielten.
    Marias Herz klopfte gegen die Rippen. Sie atmete durch einen staubtrockenen Mund. Die meisten der Soldaten waren sehr jung, wahrscheinlich Wehrpflichtige. Einer lehnte im Schatten einer Mauer. Er war groß, schlank, offenbar gut trainiert. Er leckte an einer Eistüte. Maria winkte ihn heran.
    »Sprechen Sie Englisch?«
    »Mit einer schönen Frau spreche ich jede Sprache.«
    »Auf die Kathedrale ist ein Anschlag geplant.«
    »Deshalb sind wir hier.«
    »Sie wissen davon?«
    »Die Polizei kriegt alle paar Minuten eine anonyme Drohung.«
    »Ich drohe nicht, ich weiß es.«
    »Woher?«
    Eine gute Frage. Sie hatte ein Video gesehen. Sie hatte Weihrauch an einer Soutane gerochen. In der Kühlbox ihres Hotelzimmers lag ein abgeschnittenes Ohr. Sie ahnte das Schlimmste. Aber was wusste sie?
    »Alle Personen werden kontrolliert«, sagte der Soldat. »Fünfzig Meter um die Kathedrale, niemand kommt rein ohne Sondergenehmigung. Wo kommen Sie her?«
    »Berlin.«
    »Ihr seht die Kreuze auf dem Kissen
    Ihr meint euch darf die Unschuld küssen …«
    »Haben Sie die Kathedrale durchsucht?«
    »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis.« Er sprach leiser. »Heute Morgen waren Spürhunde in der Kirche. Deutsche Schäferhunde! In einer griechischen Kathedrale!«
    »Finden die Hunde auch Giftgas?«
    » Deutsche Schäferhunde …«
    »Winzige Mengen. Wahrscheinlich flüssig, in Ampullen.«
    Der Soldat leckte ein paar Tropfen Eis von der Waffel. Er sprach gutes Englisch mit irischem Akzent. Er sprach mit ihr aus Freundlichkeit und weil sie ihm gefiel. Vielleicht wollte er sie mit seinen Rammstein-Kenntnissen beeindrucken. Aber ihre Angst nahm er nicht ernst. Und welchen Grund hatte er? Ein Kamerad rief ihm aus einem Mannschaftswagen etwas zu.
    »Sie müssen die Kathedrale räumen!«, rief sie.
    »Keine Sorge! Alles im grünen Bereich!«
    11.47 Uhr.
    Sie setzen sich um 12 Uhr in das Café Mykéne in der Mitropóleos.
    Die Mitropóleos lief parallel zur Ermoú, nur ein paar Schritte entfernt. Sie hatte den Koffer gesehen. Der Mann hatte auf Kreta versucht, sie zu ermorden. Ein anderer Mann hatte in Athen versucht, sie ins Gefängnis zu bringen. Aber was wusste sie? Die Puzzlesteinchen setzten sich in ihrem Kopf nicht mehr zusammen. Alles fühlte sich an wie ein Alptraum, über den man beim Aufwachen den Kopf schüttelt. Chanell trottete hinter ihr her. »Baa-baa-bi-baa-boo« , der Sommerhit lachte sie aus. Das wenigstens sah sie klar. Sie sah es mit der Klarheit eines Menschen, den der Rest der Welt für verrückt hält. Der Sommerhit brüllte vor Lachen! Wenn sie jetzt stehen blieb, wenn sie die Wahrheit herausschrie, würden sie alle für plemplem halten. »Schau, die Irre!« »Zu viel griechisches Leitungswasser getrunken! Haha!«
    Monastiráki-Platz. Straßenmusiker, bettelnde Frauen in bunten Röcken. Neben dem Tor, hinter dem sich an anderen Tagen der Athener Flohmarkt ausbreitete, hatten Straßenhändler ihr Sortiment auf Wolldecken ausgebreitet. Sie standen in flirrender Hitze, vor MP3-Playern, Handyschalen, Spielkonsolen. Alle, ohne Ausnahme, trugen schwarze Stiefel, schwarze Jeans, schwarze Lederjacken. Ja, ich drehe durch, dachte Maria. Aber nein – die Händler waren real, ebenso ihr Sortiment. Ihr Blick blieb an einem portablen DVD-Spieler mit zerkratztem Chassis hängen. Sie fühlte die CD in ihrer Hosentasche. Sie sprach den Händler an:
    »Wie viel soll der kosten?«
    »Sehr gute Gerät.«
    »Wie viel?«
    »Spielt CD, DVD, MP3, JPG …«
    »Wie viel soll der kosten, verdammte Scheiße?!«
    »Hundert Euro.«
    »Sie sind wahnsinnig.«
    »Achtzig … siebzig …«
    »Völlig verrückt.«
    »Sechzig.«
    »Das Teil ist zerkratzt.«
    »Kratzer nicht wichtig!«
    »Uraltes Modell!«
    »Wie Mensch! Innere Werte!«
    Der Händler, vielleicht Russe oder Ukrainer, hob den DVD-Spieler hoch, schaltete ihn

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