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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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bedeutete den anderen, den Raum zu verlassen.
    »Ich bin von einem polternden Geräusch aufgewacht und habe mich aufgesetzt«, berichtete er. »In dem wenigen Licht, das durchs Fenster fiel, konnte ich den Umriss einer Gestalt erkennen. Dann traf mich auch schon der erste Schlag. Ich begann natürlich, mich zu wehren und laut um Hilfe zu rufen. Der Angreifer ließ dann gleich von mir ab und flüchtete durchs Fenster. Keine Minute später standen zwei Eurer Mönche in der Kammer.«
    Pater Franz blickte zu Johannes, dieser nickte. Es gab nur einen Mann, der einen Grund hatte, ins Kloster einzudringen. Wahrscheinlich hatte sich derjenige nur im Zimmer geirrt.
    Maurus war der Blickkontakt der beiden nicht entgangen.
    »Ihr wisst, wer der Mann ist, nicht wahr?«
    Pater Franz seufzte. Doch genau in dem Moment, als er Maurus aufklären wollte, wurde erneut die Tür geöffnet.
    »Das Mädchen ist aufgewacht, Euer Gnaden«, unterbrach ein junger Mönch sie, der erst seit kurzem im Kloster lebte. Pater Franz blickte zu Johannes und dann zu Maurus, der seinem Freund sofort kameradschaftlich die Hand auf die Schulter legte. »Seht Ihr, Gott hat Eure Gebete doch erhört.«
    *
    Fluchend humpelte Josef über den Marktplatz. Er hatte sich beim Sprung aus dem Fenster den Knöchel verdreht. Ein Wunder, dass ihn die Mönche nicht erwischt hatten. Über drei Stunden hatte er in dem winzigen Verschlag hinter dem stinkenden Schweinestall ausgehalten, bis endlich wieder Ruhe eingekehrt war. Danach war er leise über den Innenhof geschlichen und durch ein kleines schmiedeeisernes Tor im Rosengarten entkommen. Wahrscheinlich würde er einige Tage nicht richtig laufen können. Alles war schiefgegangen. Und dabei hatte er den Überfall auf das Kloster bis in alle Einzelheiten geplant. Er wusste genau, wo in dem weitläufigen Anwesen die Gäste untergebracht wurden. Dass er sich dann doch in der Kammer irren würde, wäre ihm nicht im Traum eingefallen. Der unbekannte Kerl, der dort zu Gast war, hatte ihn am Oberarm gekratzt, und auch eine schmerzende Beule am Hinterkopf hatte er davongetragen. Er wurde nervös. Vor einer Weile noch hatte er geglaubt, alles fest im Griff zu haben. Aber jetzt schwammen ihm durch das Auffinden von Margit die Felle weg. Allerdings war das bereits einige Tage her, und langsam wunderte er sich, warum noch nichts geschehen war.
    »Was treibt Euch denn zu dieser Zeit auf die Straßen«, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihm.
    Josef drehte sich um und blickte in das Gesicht des Büttels, der leicht schwankend auf ihn zukam.
    »Das könnte ich Euch auch fragen«, antwortete Josef.
    Stanzinger grinste.
    »Woher ich komme, ist offensichtlich, aber weshalb treibt Ihr Euch mitten in der Nacht hier draußen herum und seid nicht in Eurer Brauerei hinter der Theke, wo Ihr hingehört.«
    Er musterte Josef von oben bis unten.
    »Ihr seht mitgenommen aus. Eure Hosen sind schmutzig, und Euer Wams hat einen Riss. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Ihr seid wie ein Dieb geflohen und nur knapp entkommen.«
    Josef ballte die Fäuste.
    »Ich habe recht, nicht wahr?« Der Büttel lachte. »Ihr seid tatsächlich irgendwo eingestiegen.«
    Er legte seinen Finger auf die Lippen und lächelte kokett.
    »Lasst mich raten. Ihr wart im Kloster und wolltet das Mädchen töten. Allerdings, wenn ich Euch so betrachte und Eure Miene richtig beurteile, ist der Plan fehlgeschlagen.«
    Josef schäumte.
    »Ihr habt leicht reden, mein lieber August. Aber sie sitzen auch Euch im Nacken. Sollte Margit wirklich in der Lage sein zu sprechen, dann seid Ihr ebenfalls davon betroffen. Sie hat uns beide damals im Hof gesehen. Ihr solltet Euch gut überlegen, was Ihr dann tut. Es wäre besser, mit mir zusammenzuarbeiten.«
    Der Büttel winkte ab.
    »Die kleine Margit ist eine stadtbekannte Dirne. Ihr Wort wird gegen das meinige sehr wenig gelten. Was sie auch immer den Mönchen erzählen wird, meine Aussage wird schwerer wiegen.«
    Josef starrte den Büttel an.
    »Und was ist mit dem Bürgermeister«, stammelte er. So viel Ignoranz und Selbstherrlichkeit brachten ihn aus der Fassung.
    »Was soll mit ihm sein?«, antwortete August. »Bei ihm war ich vor einigen Tagen zu Tisch, und wir haben ein nettes Gespräch unter vier Augen geführt. Über seine Lippen wird garantiert kein Wort kommen. Allerdings hätte er wegen der Sache auch ohne mein Zutun Ruhe bewahrt, immerhin steht sein guter Ruf auf dem Spiel.«
    Josef starrte den Büttel mit

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