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Das Pesttuch

Das Pesttuch

Titel: Das Pesttuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brooks
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aus und verbrannte me i ne Kleidung.« Er erklärte, ihre Schwäche und ihre Unfähigkeit zu angemessener Buße würde sie beide zwingen, ihr Fleisch umso stärker abzutöten. Er fe r tigte die Lederpeitsche an und trieb Nägel hinein. Zuerst schlug er sie, dann sich selbst. Seither geißelte er sich täglich.
    »Herr Pfarrer, Sie können schon versuchen, mit ihm zu reden, aber ich bezweifle, ob er Ihnen z u hört.«
    »Wo könnte ich ihn heute Nacht finden? Was glaubst du?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht«, sagte sie. »Allerdings hat er sich angewöhnt, mö g lichst keine Minute zu schlafen. Um sich wach zu halten, spaziert er durchs Moor, bis er erschöpft z u sammenbricht. Dann wieder legt er sich am Edge auf einen Felsvorsprung. Er behauptet, die Angst vor dem Herunterfallen hilft ihm dabei, bis Tagesa n bruch wach zu bleiben.«
    »Als ich ihn sah, ging er in Richtung Edge«, mu r melte ich.
    »Tatsächlich?«, sagte der Herr Pfarrer. »Nun, dann muss auch ich mich dorthin auf den Weg machen.«
    Mister Mompellion legte Urith sachte eine Hand auf die Schulter. »Versuche, dich ein wenig auszur u hen. Ich werde mein Bestes tun, die Qualen deines Mannes zu lindern.«
    »Danke schön«, flüsterte sie. Und so ließen wir sie in jener trostlos nackten Kate zurück. Ich machte mich auf den Weg zu meinem eigenen warmen Herd und der Herr Pfarrer auf seine Suche. Wie Urith Gordon auf diesen nackten rauen Steinen Ruhe fi n den sollte, hätte ich beim besten Willen nicht sagen können.
     
    Mister Mompellion fand John Gordon in jener Nacht nicht, obwohl er auf Anteros am Edge hin und her ritt, bis der Mond aufging. Auch am nächsten Tag konnte er kein Zeichen von ihm entdecken, und auch am übernächsten nicht. In der Tat verging eine ganze Woche, ehe Brand Rigney auf der Suche nach einem vermissten Lamm aus der Merrillschen Herde zufä l lig die Leiche erblickte, die am Fuß der steilsten Edgewand zwischen herabgefallenen Felsen lag. Es gab keine Möglichkeit, den zerschmetterten Körper zu bergen, ja nicht einmal zudecken konnte man ihn, denn um in die Nähe zu kommen, m usste man einen schmalen Weg benutzen, der von Stoney Middleton her kam. Und das wiederum hieß, durch die Stadt gehen, wogegen unser Eid sprach. Deshalb verging John Gordons Fleisch im Tode, wie er gelebt hatte. Nackt lag er unter dem Himmel, den rohen Naturg e walten überlassen.
    Am nächsten Sonntag hielt der Herr Pfarrer im Steinbruch eine Predigt über Liebe und Verständnis. Er sagte, Gordon habe Gott wohlgefällig sein wollen, auch wenn er einem Verhalten anheim fiel, das Gott nicht gefällt. »Denn, meine geliebten Freunde, eri n nert euch an Gottes Aussage in der Bibel: › Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. ‹ Gott liebt nicht den Schmerz um seiner selbst willen. Bei ihm liegt die Entscheidung, wer leiden soll. Er und die von ihm berufenen Geistlichen legen euch Buße auf. Wenn aber ihr dies tut, ist das Anmaßung.« Urith war da, in Kleidung, die ihr andere Dorfbewohner geschickt hatten, als sie von ihrer Not erfuhren. Trotz ihres Verlustes sah sie ein wenig besser aus, denn in den Tagen seit dem Tod ihres Mannes hatte sie wi e der ordentlich essen können. Die Leute aus dem Dorf hatten ihr Essen und Bettzeug geschickt.
    Leider konnte sie nur kurz aufatmen, denn schon in der nächsten Woche riss die Pest sie fort. Während ich noch darüber nachgrübelte, ob die Pestsaat mit den guten Absichten jener Leute in ihr Haus getragen worden war, die ihr Strohsack und Kleidung g e schenkt hatten, zogen andere einen anderen Schluss. Im Flüsterton hieß es, Mister Mompellions Predigt sei falsch. Die meisten wiesen derartiges Gerede von sich, aber wie schon gesagt, die Furcht rief in uns allen merkwürdige Veränderungen hervor, indem sie unsere Fähigkeit zu klarem Denken zerstörte. Binnen einer Woche hatte Martin Miller seine Familie in Sackleinen gewandet und sich eine Geißel angefe r tigt. Randoll Daniel tat es ihm gleich. Gott sei Dank verlangte er dies nicht auch noch von seiner Frau und dem Kind. Gemeinsam zogen Randoll und Miller durchs Dorf und forderten andere auf, sich an ihrer blutigen Selbstkasteiung zu beteiligen.
    Im Pfarrhaus schwankte Mister Mompellion zw i schen Wut und Selbstvorwürfen. Wann immer ich zum Putzen in die Bibliothek ging, fand ich viele, dicht beschriebene Seiten mit Streichungen und ne u en Einfügungen aus seiner Feder vor. Mit jeder W o che schien er mehr Mühe zu haben, Worte für

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