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Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei

Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei

Titel: Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
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langsamer. Am geöffneten Fenster des kleinen Blockhauses saß ein alter Mann und schaute sie fragend an. Wie alt er war, konnte man nur raten. Seine Haut war runzlig und braun wie Leder, sein Haar schlohweiß. Man konnte ihn schon für neunzig halten, aber seine Augen hätten noch ausgezeichnet in das Gesicht eines Zwanzigjährigen gepaßt. Es waren sehr lebhafte, vergnügte blaue Augen von erstaunlicher Klarheit und Beweglichkeit. Pete konnte nicht anders, er machte seine allerbeste Verbeugung, als er den Alten erblickte, und sagte höflich: „Verzeihen Sie bitte — mein Name ist Pete Simmers!"
    „Und die anderen?" wollte der Alte wissen. Es konnte auch an dem blinzelnden Schein des Mondlichtes liegen; aber Pete hatte die Empfindung, als liege ein ergötzliches Schmunzeln um des Alten Mund.
    „Ooch, wir anderen", sagte Sam Dodd und schob sich

    vor, „wir sind nur der Bund der Gerechten. Ich bin die Sommersprosse, der Kleine hier ist der Regenwurm, und —"
    „Ich glaube nicht, daß Mr. Frenier etwas daran liegt, alle eure Namen zu erfahren", schaltete sich jetzt King Dudley ein. „Mein Name ist Dudley, ich wohne auf ,Dudleys Peace'. Die Jungen sind meine Gäste."
    „Für den Moment hab' ich eine kleine Bitte an euch", meinte der Alte schmunzelnd. „Wenn ihr sonst nichts weiter auf dem Herzen habt, dann verdrückt euch wieder — im anderen Falle kommt ins Haus! So klein es auch aussieht, Platz ist genug darin. Es wäre überhaupt am besten, ihr kämet gleich herein! Es dauert nicht mehr lange, bis die Elche erscheinen. Es wäre schade, wenn ihr sie vergrämt."
    „Wer kommt?" fragte Joe Jemmery verblüfft.
    „Die Elche!" wiederholte der Alte. „Es ist bald ihre Stunde. Ich erhalte den ganzen Tag über Besuch, müßt ihr wissen, und jede Tierart hat ihre bestimmte Zeit. Die Herrschaften würden sich wundern, wenn auf einmal jemand beim alten Frenier ist, der sie stört."
    Das war in allem Ernst gesprochen, und den Jungen wurde plötzlich ganz feierlich zumute. Keiner sagte mehr ein überflüssiges Wort. Auf den Zehenspitzen, im Gänsemarsch hintereinander, schritten sie auf die Hintertür des Häuschens zu. Wenige Augenblicke später standen sie hinter Old Freniers Stuhl, schweigend wie in einer Kapelle. Der Alte hatte sich nicht mehr gerührt.
    Sie wußten nicht, wie lange sie warteten; aber die Zeit

    war ihnen sehr kurz vorgekommen. Einmal wollte Jimmy den Mund auftun, aber Sam ermahnte ihn mit einem kräftigen Tritt ans Schienbein zur Ruhe. Dann kamen sie: ein Rudel Elche, ungefähr fünfzehn an der Zahl, von einem prächtigen, großen Leittier geführt. Sie schienen sich bei Old Frenier wie zu Hause zu fühlen. Ohne jede Scheu traten sie bis dicht vors Haus, und erst jetzt merkten die Jungen, daß der Alte ihnen einen kleinen Begrüßungsimbiß serviert hatte. Da gab es Heu und auch Kastanien. Die Tiere taten sich ohne Scheu oder falsche Bescheidenheit daran gütlich, während der Greis und die Jungen sie andächtig mit glühenden Augen betrachteten. Es waren herrliche Tiere! Zwar hatten die Boys früher schon Elche gesehen; auch im Somerseter Distrikt gab es welche. Aber diese waren scheu, hielten sich nur in den oberen menschenleeren Regionen auf und verschwanden gewöhnlich sehr rasch, wenn sie Menschen witterten. Hier aber . . . das Leittier streckte, als die kleine Herde das Gastmahl verzehrt hatte, ungeniert den Kopf zum Fenster herein, so daß seine prachtvollen, breiten Schaufeln erst richtig zur Geltung kamen. Es schaute dem Alten ein paarmal vergnügt ins verrunzelte Gesicht, als wollte es sich für alles bedanken, und zog sich dann wieder zurück. Bald darauf trappelte das Rudel davon. Eine ganze Zeitlang herrschte noch Schweigen. „Das war — das war ja ganz großartig!" stieß endlich die Sommersprosse hervor und schluckte mitten zwischen den Worten zweimal laut auf.
    „Es gibt hier vieles, was großartig ist", sagte Old Frenier leise, „leider aber gibt es nur wenige Menschen, die sich einen Sinn dafür bewahrt haben." Er schmunzelte.
    „Und nun dauert es eine gute Stunde, bis meine nächsten Gäste kommen. Vielleicht erzählt ihr mir inzwischen, was euch hierhergeführt. Meine ganz persönliche Meinung ist allerdings, daß Jungen in eurem Alter um diese Zeit längst im Bett zu liegen haben. Wenn auch die Sonne bald aufgeht, so ist doch —"
    „Excuse", bat Pete höflich, „aber wir waren hinter dem grauen Reiter her, und da —"
    „Grauer Reiter?" fragte Frenier erstaunt.

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