Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei

ihren Gastgebern noch etwas unterhalten hatten, schickten sich an, ihre Blockhäuser aufzusuchen, um schlafen zu gehen. Da schlug plötzlich die Glocke am Tor von „Dudleys Peace" heftig an und hörte überhaupt nicht mehr auf zu bimmeln.
    „Tittling!" stöhnte Mrs. Dudley aufgelöst, „geh nicht hinaus! Das sind bestimmt Räuber und Banditen! Sie werden uns töten und ausrauben!"
    „Unsinn", erwiderte der Konservenkönig, obwohl ihm selbst nicht recht wohl in seiner Haut war. „Wo sollen hier Räuber und Banditen herkommen?"
    „Es ist nicht von der Hand zu weisen, Mr. Dudley", schaltete sich John Watson ein. „Sicherem Vernehmen nach hat sich der berüchtigte ,Schwarze Jack' in diese Gegend verkrümelt. Natürlich scheint es durchaus möglich, daß er sich Ihre Besitzung aufs Korn genommen hat, um seinen neuesten Coup zu starten. Wäre kein Wunder — schließlich sind Sie ja der reichste Mann hier herum!"
    „Tittling, bleib hier!" schrie Mrs. Dudley entsetzt auf.
    „Sie können ruhig sitzenbleiben, Mr. Dudley", beruhigte ihn Watson. „Solange ich in Ihrem Haus bin, wird Ihnen kein Haar gekrümmt werden! Schließlich bin ich ja der Banditenschreck des Somerseter Distriktes!" Er kramte seinen Ersatz-Hilfssheriffstern aus der Tasche und steckte ihn umständlich an. Dann ging er gewichtigen Schrittes hinaus.
    „Tittling!" stöhnte Mrs. Dudley angstvoll. „Laß auch ihn nicht gehen! Er geht in den Tod."
    Watsons Schritte wurden immer langsamer, je näher er dem Tore kam. Das Läuten hielt immer noch an; jetzt wurde sogar mit Stiefeln gegen das Tor getreten. Auf halbem Wege fuhr der Hilfssheriff herum. Daß er nicht etwa in eine Falle ging! Er glaubte, auch Schritte hinter sich gehört zu haben. Gleich darauf atmete er auf; es waren nur Pete und Sam, die ihm folgten. Nun wurde er wieder mutiger.
    „Wer ist draußen?" rief er mit lauter Stimme über das Tor hinweg. „Warum stören Sie die Nachtruhe friedlicher Bürger?"
    „Ich bin Isabelle Carty", kam es zurück. „Ich möchte zu Dudleys!"

    „Wer ist das — Isabelle Carty? Ich kenne sie nicht!"
    „Geht schon in Ordnung, Mr. Hilfssheriff", erklärte Pete. „Miss Carty ist unsere Nachbarin. Ich fürchte, ihr ist wieder einmal der graue Reiter erschienen." Er legte die Hände an den Mund und rief laut: „Hallo, Isabelle! Wir öffnen sofort!"
    Zwei Minuten darauf hatten die Jungen den Verschlußbalken zurückgelegt und das Tor geöffnet.
    „Es geht doch nicht!" sagte Isabelle hastig, als sie in den Hof ritt. „auch auf die Gefahr hin, daß ihr mich für feige haltet, Boys — der graue Reiter war schon wieder da!"
    „Es war das Vernünftigste, was Sie tun konnten", entgegnete Pete liebenswürdig. „Mr. Dudley wird Sie sicher über Nacht hierbehalten, und für das andere lassen Sie uns nur sorgen! Kommen Sie, Isabelle!"
    Eine Viertelstunde später war es abgemacht: Miss Carty blieb so lange auf „Dudleys Peace", bis ihr Dienstpersonal eingetroffen war. Mr. Dudley wollte ihr ein Zimmer im Haupthaus zur Verfügung stellen, aber Dorothy machte den Vorschlag, sie wolle ihr Schlafzimmer im Haus „Pelican" mit ihr teilen, was Isabelle sehr gefiel. Sie war nicht viel älter als Dorothy, und die Mädchen schienen auf den ersten Blick Gefallen aneinander gefunden zu haben. Die nötigen Vorbereitungen wurden getroffen, und bald lagen auch die Jungen in den Betten. Der Ausflug des Tages hatte sie doch sehr müde gemacht.
    Vier allerdings dachten nicht ans schlafen: Pete, Sam, Conny Grey und Johnny Wilde. Sie hatten, von den anderen unbemerkt, eine kleine Beratung gehalten und waren übereingekommen, diesem wüsten grauen Reiter nunmehr endgültig das Handwerk zu legen. Auf welche Weise, das wußten sie noch nicht; das mußten die Umstände ergeben.
    Sie hatten herausgefunden, daß vom Wirtschaftshof her noch ein kleines Tor ins Freie hinausführte. Dieses beabsichtigten sie zu benutzen. Von ihren Fenstern aus warteten sie auf den Moment, in dem das Licht im Haupthaus verlöschte.
    „Los!" drängte Sam tatendurstig, als das geschah, „Jimmy sägt Baumstämme — diesen Moment müssen wir ausnutzen! Wenn er erst hinter uns herspioniert wie vorgestern, vermasselt er uns wieder alles."
    Zehn Minuten später ritten sie los. Sie nahmen Richtung auf „Cartys Ruh", wollten jedoch nicht bis zur Besitzung reiten, um nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Der Himmel mochte wissen, was es mit dem Erscheinen dieses verteufelten grauen Reiters auf sich hatte! Sie dachten