Das Pete Buch 08 - Yipee es geht wieder los
hundertprozentig hingehauen. Der Lauerer hatte zwei gesattelte Pferde im Gestrüpp stehen. Oder lagen dort gar zwei Strolche beim Korral?
Bill wartete nicht lange. Er zog sein kurzes Buschmesser aus dem Gürtel und begann dem einen Gaul die Nähte des Bauchgurtes aufzutrennen. Er hätte das Leder auch durchschneiden können, aber es sollte alles ganz natürlich aussehen. Was bezweckte er damit? Der Besitzer des Rosses konnte sich nun nicht so schnell entfernen, wie er wollte. Er war gezwungen, sich noch ein wenig mit dem Pferd zu beschäftigen, und dabei konnte er — Bill — sich den Burschen genau ansehen.
Er hatte diese Arbeit unterm Pferdebauch kaum beendet, als er bemerkte, wie sich etwas im Nesselstreifen bewegte. Tatsächlich, da hatten zwei Männer auf Lauer gelegen. Sie robbten jetzt auf das Wacholdergestrüpp zu. Bill ging in der Nähe in gute Deckung.
Puh, die beiden Kerle sahen nicht sauber aus. Der eine war ein kleiner Mestize mit krummen Beinen und mehreren Narben im gelben Gesicht. Der andere dürr, aber sehnig, hatte ein ausgesprochenes Ohrfeigengesicht. Der Mund war ihm rechts durch eine scheußliche Messernarbe verlängert.
„Der Boss hat richtig getippt, sind ihre Dollars wert, die Stuten", hörte Bill den Mann mit dem schiefen Mund sagen, als sich die beiden in Nähe des Gestrüpps befanden und auf ihre Gäule zu gingen. „Kalkuliere, der Don aus El Palo gibt uns ein paar Tausender extra."
„Diablo . . . Boss werden streichen sieben Achtel in eigenes Tasche und geben uns das schäbige Rest", brummelte der Mestize mürrisch.
Und dann ging es los. Der Mex kletterte in den Sattel und sauste mit dem Lederzeug wieder zu Boden. Bill vernahm eine Serie gepfefferter mexikanischer Flüche.
„Verflucht", meinte der andere ärgerlich und sah sich die Bescherung an. „Scheint, daß die Nähte am Gurt faul waren. Könnte aber auch anders sein . . . häm . . . Habe das Gefühl, als hätte sich unser Boss nicht diesen verrückten Grafentitel zulegen sollen. Möglich, daß uns das den ganzen Job verdirbt."
„Por que . . . warum?" forschte das Halbblut.
Der andere verzog den schiefen Mund noch mehr.
„Warum? Wenn uns ein Fremder deinen Sattelgurt aus der Naht gebracht hat, dann heißt das, daß jemand diesen komischen Brief und den noch komischeren Landkauf nicht ernst nimmt . . . Superklimatische Forschungen, wenn ich schon so was höre! Aber der Boss läßt sich ja nie reinreden."
„Boss haben gesagen, als er war heimlich in Somerset, diese augenblickliche Deputy sein saudumm . . . und Sheriff selber verreist für zwei Wochen . . . Caspita, das sein genug Zeit, por dios, zu holen diese verdammt schöne Rösser!"
Der gelbe Mustermex faselte ein tolles Englisch, aber Bill verstand in seinem Versteck genug.
„He, Pancho, gib mir deinen Sattel 'rüber! Wir reiten so zum Town und lassen's da wieder flicken. Ante!"
Bill Osborne wartete, bis die beiden Strolche außer Sicht waren. Heil'ger Rauch, die vom Bund würden Augen machen, wenn er ihnen das berichtete. Dieser falsche Graf hatte also schon seine Fühler ausgestreckt. Bill entschloß sich, sofort den Vater zu warnen, damit die Rappstuten in den Hauskorral und nachts in Stall-wache genommen wurden, ohne ihm mehr zu verraten als das, was er soeben beobachtet hatte.
Er lief zur Ranch zurück und sattelte sein Pferd, nachdem er dem Vater seine Beobachtung mitgeteilt hatte. Über den verrückten Brief an den Sheriff schwieg er noch. Er wollte erst mit Pete und den anderen reden.
Bill ärgerte sich, als er feststellte, daß er nun mindestens eine Stunde zu spät in Calisters Bush ankommen würde.
Dort hatte heute Dave Brown Dienst. Calisters Bush war eigentlich ein kleiner Wald mit wilden Kirschbäumen, und mitten darin stand Paddy Wyam, das Haus mit den beiden kleinen Stallbauten. Die Jungen vom Bund der Gerechten hatten die vor vielen Jahren aufgegebenen und zerfallenen Gebäude wieder hergerichtet und menschen- und tierwürdig gemacht. Dieser Kirsch-baumschulen-Narr Jeremy Paddy hätte sicherlich damals nicht gedacht, daß sein verlassenes Anwesen einmal von einer Handvoll sauberer Bengel zu einem „Paradies der Tiere" umgewandelt werden würde.
Die Somerseter entsannen sich alle noch gerne jener lustigen Verlosung, womit die Jungen vom Bund der Gerechten alle damals anfallenden Unkosten bestritten hatten.
Mochten manche Miesmucker noch so sehr auf die „freche Bande" loswettern, eine Idee, die gut ist, setzt sich immer durch, wenn
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