Das Pete Buch 08 - Yipee es geht wieder los
forschte Cat Power. Sie sah durch die hinter ihr liegenden Aufregungen viel älter aus.
„Über Tucson jedenfalls. Endziel weiß ich nicht . . ." „Halten Sie ihn an, bitte!"
„Das sowieso, ich hab' ja eilige Post mitzugeben."
„Okay", zwitscherte das Girl beruhigt, aber ihr ohne die gewohnte „Aufmachung" blasses und etwas faltiges Gesicht sah trotzdem nicht froh aus.
„Sie haben sich ja Ihr Kostüm falsch herum angezogen", staunte der Beamte, der jetzt mit ihr nahe an den Geleisen stand.
„Oh wonderful!" flötete Cat Power mit tristem Gesicht.
„Wieso wundervoll?"
Sie versuchte zu lächeln.
„Sie sind eben ein Mann", sagte sie nur.
Der Beamte sah sie verständnislos an und starrte wieder dem anrollenden Zug entgegen.
Was wissen Männer schon von diesen Dingen? Wenn sich ein weibliches Wesen" verkehrt herum anzieht, dann bedeutet das eben Glück. Und diese Frauen und Mädchen — sie glauben wirklich noch an solchen faulen Zauber. Man kann es immer wieder erleben. Nicht nur in Arizona.
Also die Miss aus Chicago zog sich rasch die Jacke aus und wieder richtig an. Dean Dester und Pancho Martinez, die ihr inzwischen gefolgt waren, fanden, daß sich auffällig viele braungelbe Haare an Cats Dreß befänden. Pferde mit so langen Borsten aber gab es nicht. Sie konnten natürlich nicht wissen, daß diese „Borsten" von Terry dem Zweiten herrührten. Auch die teilweise angebissenen Haselnüsse, welche aus den Jackettaschen gekullert kamen, blieben allen dreien ein Rätsel.
Als der Zug nun einlief und kurz anhielt, stieg Cat Power schleunigst ein. Vergebens suchten die beiden Galgenvögel sie zum Bleiben zu bewegen.
„Tucson. Ich schicke Karte mit meiner Telefonnummer in Turners Saloon, verstanden?" rief das Girl noch vom Abteilfenster aus ihnen zu.
„Nichts klar, alles vermatscht wie billiger Fusel", knurrte Dean Dester.
Es blieb den beiden nichts anderes übrig, als zunächst einmal ihr Zimmer bei Turner aufzusuchen. Schließlich brauchte man nach einer solchen Nacht etwas Ruhe.
Hilfssheriff John Watson kam erst viel später dazu, an sein Bett zu denken. Vergeblich war er auf der Suche nach seinem Gaul fast bis nach Littletown gerannt. Als er matt und mißmutig zurückkehrte, lag sein Neffe Jimmy längst in den Federn.
Der schlief nach all den Strapazen wie ein Murmeltier. Er hatte drunten in der Küche noch ordentlich geschuftet, seinen Werktagsdreß durchs Wasser gezogen, ausgewrungen und in den Garten gehängt. Möglich, daß morgen die Sonne so gut war und ihm beim Trocknen half. Den einst so hellen Sommeranzug hatte er vorläufig einfach auf den Boden seiner Kammer fallen lassen, ehe er zu Bett ging. Soooviel Arbeit auf einmal war er denn doch nicht gewachsen!
Onkel John kanterte, von Ahnungen getrieben, zum Stall und war überglücklich, dort endlich seine Klappermähre wieder vorzufinden. Doch seit wann strömte ein Gaul einen derart komischen Geruch aus!? Watson entsann sich seiner Rutschpartie im Flur. Na, er wollte sich morgen früh Jimmy einmal vorknöpfen.
Aber er kam nicht dazu. Kurz nach dem Erwachen ging ihm gleich so viel durch den Kopf, daß er an Jimmy überhaupt nicht mehr dachte. Er mußte ja schnellstens die beiden Ranches aufsuchen, damit er nicht mit leeren Händen am Bahnhof stand, wenn der hohe Herr eintrudelte. Er hatte nicht mehr allzu viel Zeit, denn er mußte ja bis Mittag wieder zurück sein. Nachbar Smith hatte ihm seinen Gaul zugesagt. Auf den eigenen war kein rechter Verlaß mehr. Dem mußten erst mal wieder ein paar Härchen wachsen, damit sich seine Empfindlichkeit verlor.
Doch es sollte an diesem Vormittag auch zu keinem Ritt nach der Osborne- und Salem-Ranch kommen.
Das Frühstück schien ihm nicht so recht zu schmecken. Er war unruhig und hatte auch wenig Appetit, bei der Überlastung kein Wunder. Watson goß hastig eine Tasse abgestandenen Kaffees hinunter und nahm hastig eine Schnitte Brot mit Butter zu sich. Dann eilte er hinaus. Heute — das hatte er sich geschworen — heute würde gründliche Arbeit geleistet. Schon gestern abend hatte er beschlossen, Joe Shells Vater aufzusuchen, der so gerne Trompete spielte und auch sonst mancherlei Kunstfertigkeiten besaß. Er wußte vom Hörensagen, daß Mr. Shell, als er noch in New Mexico drüben wohnte, dort in Lordsburg eine Liebhaberbühne geleitet, welche mindestens einmal im Jahre spielte. Aus dieser Zeit besaß dieser noch eine stattliche Anzahl von Bärten und Perücken.
John Watson war froh,
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