Das Pete Buch 13 - Der Zauberkarren
Larson hatte sich seelenruhig auf einen Stuhl niedergelassen, und Detektiv Schnappzu starrte immer noch völlig uninteressiert auf den „Toten". Aber als sich John Watson nun über die vermeintliche Leiche beugte, da schlug Jesse Limper die Augen auf, richtete sich hoch — und zog sich millimeterweise das Messer aus der Brust. John Watson sah genau hin. Unglaublich! Ein Wunder war geschehen! Jesse Limper, der nicht die kleinste Wunde davongetragen hatte, grinste Watson frech ins Gesicht: „Nun, wie ist es jetzt mit dem Hund?"
Da schaltete sich der Detektiv ein; seine Stimme triefte vor Hohn: „Mein lieber, großer .Meisterzauberer'. Ihre Vorführung war zwar interessant, verfehlte aber bei mir ihre Wirkung, denn auch ich bin in der Lage, mir einen Dolch in die Brust ,zu jagen', wennsichdabeider Stahl in den Dolchgriff schiebt!"
„Wie, was macht der Stahl?" fragte Watson völlig verdattert.
Mr. Schnappzu erklärte nun Watson in aller Gemüts-
ruhe, daß es sich hierbei um einen Theaterdolch handelte, dessen Stahl sich bei dem kleinsten Druck i n den Griff des Dolches schiebt! Jetzt hatte es gefunkt. Mit der Stimme eines Diktators schrie Watson den „Zauberer" an: „Mit mir können Sie solche Mätzchen nicht machen, Sie Scharlatan! Mit mir nicht! Mit Ihrem albernen Getue können Sie zu Hause bleiben! Wenn Sie das Zaubern nennen, dann werde i c h Ihnen mal zeigen, was Zaubern heißt!"
Mit diesen Worten hatte John Watson nun wieder den guten Benifax in seiner „Berufsehre" gekränkt! Mit vor Wut verzerrter Stimme antwortete dieser, ohne sich der Tragweite seiner Worte bewußt zu werden: „Ich möchte um fünfhundert Dollar mit Ihnen wetten, Hilfssheriff, daß jeder andere in einem Zweikampf mit mir unterliegt!"
„Ha, wenn Sie nichts anderes zeigen können als diese faulen Tricks, dann können Sie hier in Somerset keinen Blumentopf mehr gewinnen! Ich nehme die Wette an und verpflichte mich, innerhalb von drei Tagen einen wirklichen Magiker herbeizuschaffen, der Sie in aller Öffentlichkeit schlagen wird! Einsatz fünfhundert Dollar!"
„Jawohl, Einsatz fünfhundert Dollar!" knurrte Limper und verließ mit seinem Gefährten das Office.
„Was haben Sie sich denn da nur wieder aufgehalst", fragte Schnappzu entsetzt, aber John Watson zwinkerte ihm beruhigend zu: „Ich hoffe stark, das bis zu der gesetzten Frist das von mir angeforderte Material aus Tucson kommt! Dann erübrigt sich alles andere!"
„Und wenn die beiden gar nichts mit dem Gesuchten zu tun haben?" gab der Detektiv zu bedenken.
Watson überlegte kurz: „Werde mal zum ,Longfellow' gehen, der wird schon einen Rat wissen. Das ist nämlich ein sehr gewitzter Mann, dieser Mr. Huckley. Unterschätzen Sie den nicht!"
„Aber zaubern wird er nicht können", meinte Schnappzu skeptisch.
Heute abend sollte Larry nun zum erstenmal an einer Versammlung des „Bundes der Gerechten" teilnehmen, gewissermaßen als Belohnung für seine eiserne Energie, die er beim Reitunterricht bewiesen hatte. Er war auf dem besten Wege, ein richtiger Junge zu werden, so wie er sich's schon immer gewünscht hatte.
Der Kleine ritt bereits wie ein „Alter". Er hatte nahezu in Rekordgeschwindigkeit den Jungen alle Kniffe abgeluchst, und auch die Sommersprosse meinte anerkennend: „Aus dem kann noch mal ein erstklassiger Reiter werden!"
Walter Huckley saß mit Mr. Hilton und Dorothy Simmers auf der Bank vor dem Hause und schaute vergnügt den Reitkünsten seines Sohnes zu.
Natürlich platzte der Hilfssheriff wieder unerwartet in die Szene.
„Nun, Mr. Watson, wollen Sie schon wieder den Hund holen? Leider hat sich das Halsband nicht mehr angefunden?"
„Welches Halsband?" fragte Watson, wartete aber nicht erst ab, bis der Engländer antwortete, sondern sprudelte aufgeregt sein Anliegen heraus: „Ich habe mit dem Benifax eine Wette abgeschlossen, daß ich besser zaubern
kann als er oder innerhalb von drei Tagen einen besseren Zauberer herbeischaffe. Nun kann ich aber überhaupt nicht zaubern, und es wird auch schwer sein, einen besseren Zauberer herbeizuschaffen, verstehen Sie?"
„Nur halb", lächelte Huckley und zwinkerte Mr. Hilton zu, „soviel ich verstanden habe, wollen Sie unbedingt eine Wette verlieren. Es geht darum, einen besseren Zauberer als Jesse Limper zu finden!"
„Genau so ist es", nickte Watson aufgeregt. Walter Huckley begann heftig zu grinsen: „Also Sie können nicht zaubern, Watson!" — „I wo! Nein, mit der ,schwarzen Kunst' hatte ich
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