Das Pete Buch 15 - Hals und Beinbruch Boys
tüchtige Tracht Prügel — schon allein deshalb, weil er mich so kannibalisch durchgeschüttelt hat!"
Der Mann blieb am Eingang von Greaseys Court stehen. Die Jungen hatten den Eindruck, daß er überrascht war, hier ein Haus vorzufinden. Er war also nicht in der Absicht gekommen einzubrechen! Einen Augenblick überlegte er. Dann schritt er auf den Bungalow zu, umging ihn und versuchte, durch die Fenster zu spähen. Aber die waren durch Läden verschlossen, so daß es nichts für ihn zu sehen gab. Schließlich ging er auf die Hintertür zu und drückte die Klinke herunter. Die Tür gab nach. Er öffnete sie vorsichtig einen Spalt breit.
„Unverantwortlicher Leichtsinn vom Longfellow!" rügte Sam. „Natürlich schläft der Lange schon längst! Wenn er so mutterseelenallein in der Einöde wohnt, darf er doch nicht vergessen, das Haus abzuschließen!"
Pete wollte beobachten, was weiter geschehen würde. Sam aber war nicht damit einverstanden, passiv zu bleiben. „Worauf warten wir denn?" flüsterte er tatendurstig und stieß seinen Freund in die Seite. „Wir können doch nicht zusehen, wie unser Huckley ausgeplündert wird! Ran wie die Maus an den Speck! Wir nehmen den Kerl gefangen und liefern ihn Sheriff Tunker ab!" Wie stets, wartete er auch diesmal nicht ab, bis Pete seine Meinung dazu äußerte, sondern huschte los. Mit raschen Sätzen preschte er ans Haus heran. Zwei Sekunden lang stand er in der halb geöffneten Tür. Dann verschwand er im Hausinnern. Pete blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Gleich darauf standen die Jungen im Flur. Atemlos lauschten sie. Irgendwo sprach jemand; Mr. Huckley lag also noch nicht im Bett. Sie unterschieden Longfellows Stimme und die eines anderen Mannes, den sie ebenfalls kannten: da sprach doch John Watson, Somersets tüchtiger Hilfssheriff! Nun ja, Mr. Huckley hatte aus unerfindlichen Gründen einen Narren an diesem tolpatschig-naiven Watson gefressen, und der Hilfssheriff war wahrscheinlich nur deshalb heraufgekommen, weil er wußte, daß Longfellow ein gastfreundlicher Mensch war, der mit Whisky und Rauchwaren nicht sparte. Dann vernahmen sie noch eine dritte Stimme; die einer Frau.
Alle drei hielten sich in der großen Wohnhalle auf, wie der Lichtschein bewies, der in einem schmalen Streifen unter der Tür hervor drang.
„Mal sehen, wo dieser verflixte Kerl geblieben ist!" flüsterte Sam dem Freunde zu. „Der bringt's noch fertig, den Laden oben auszuräumen, während die Bewohner sich unten friedlich unterhalten. — Das wollen wir ihm aber gehörig versalzen!"
Und schon strebte er auf die Wohnzimmertür zu. Der Flur war stockdunkel. Als er den Platz erreichte, an dem er auf Lauscherposten gehen wollte, fand er ihn bereits besetzt. Der Mann, den sie bis hierher verfolgt hatten, kauerte vor der Stubentür und spähte durch das Schlüsselloch. Sam bemerkte ihn erst, als er gegen ihn stieß. Der Fremde ließ einen unterdrückten Aufschrei hören und drehte sich blitzschnell um. Dabei trat er Sam auf den Fuß, der nun seinerseits erbost aufschrie. Pete glaubte, es gehe seinem sommersprossigen Freund wieder an den Kragen und sprang hinzu. Dabei kam er gegen den Bauch des Mannes, der es gerade vorziehen wollte zu verschwinden. Der Stoß kam dem Fremden völlig unerwartet. Er kippte hintenüber und fiel mit dem Rücken gegen die Wohnzimmertür. Das Schloß sprang auf, die Tür gab nach, und der Mann fiel, so lang er war, ins helle Zimmer.
Natürlich rief das eine unbeschreibliche Aufregung hervor. Mr. Huckley und seine Gäste sprangen verdutzt hoch. Watson streckte der Vorsicht halber sofort beide Arme in die Höhe, vergaß dabei aber den Colt zu ziehen,
und rief aufgeregt: „Freiwillige vor!" Jetzt erkannten die Jungen auch die Frau: das war die wohlbeleibte Mrs. Huckley, Longfellows Gattin, die sie seit ihrer Ankunft noch nicht gesehen hatten. Sie steckte in einem blauseidenen Kleid, hatte eine Unmenge Schmuck um den Hals gehängt und machte ein Gesicht wie ein Nußknacker, der aus Versehen auf eine schlechte Nuß gebissen hat, als sie den fremden Mann erblickte. Sie sah auch Watsons zum Himmel gestreckte Arme und bekam es nun mit der Angst zu tun, weil sie annahm, er wolle auf sie einschlagen.
Longfellow aber schob sie gemütlich beiseite. Er war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. „Kriech unters Sofa, Schatz!" sagte er seelenruhig. „Bleib unten, so lange du Lust dazu hast! Die Sache hier erledige ich derweil!" Darauf schenkte er sich erst
Weitere Kostenlose Bücher