Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas
mich dort selbst gesehen. Oder waren Sie schon so betrunken?"
„Waas?!" John Watson donnerte mit der Faust auf den Schreibtisch. „Waas? Ich betrunken? Ich war noch nie — wollte sagen, ich war. — Hm, haben Sie mich schon mal in solchem Zustande gesehen?"
„Jawohl", keifte Mrs. Dodge, „ich habe Sie schon oft so gesehen. Da waren Sie aber nicht betrunken, nein, Sie waren, wenn das Wort erlaubt ist, stinkbesoffen!"
„Ooouuu!" machte Onkel John. „Ooouuu, was muß ich mir alles sagen lassen! Mrs. Dodge, ich werde Sie anzeigen."
„Meinetwegen, aber zuerst kommen Sie mit. Ich werde eine Belohnung aussetzen. Wer den Dieb erwischt, bekommt von mir einen ganzen Dollar."
„Das ist zu wenig, für einen Dollar setzt kein Mensch sein Leben aufs Spiel!"
„Sie bekommen sowieso nichts", keifte die geizige Mrs Dodge, „Sie sind Beamter, und Beamte sind von der Belohnung grundsätzlich ausgeschlossen."
„Halt!" donnerte John Watson plötzlich. „Ich hab's."
„Was?" fragten die Dodges aus einem Munde.
„Die Versicherung. Haben Sie gestern nicht eine Versicherung abgeschlossen, Mr. Dodge?"
„Nein", sagte der Storebesitzer, „das tat ich nicht."
„Tobias!" Mrs. Dodge ließ sich entsetzt auf einen Stuhl fallen. „Du hast keine Versicherung abgeschlossen?"
„Nein", kam es sehr kleinlaut, „du hast es mir doch verboten, Frau!"
„Verboten? Ich? Oh, was seid ihr Männer doch für Trottel! Hättest du gestern eine Versicherung abgeschlossen, wäre jetzt alles gut. Du bist ein Rindvieh, Tobias!"
„Das stimmt", gab Hilfssheriff Watson zu. „Das habe ich auch schon immer gesagt."
»„Haben Sie denn eine Versicherung abgeschlossen?" wollte Mr. Dodge jetzt wissen.
„Habe ich", sagte Watson stolz, „wenn mein Jimmy aus dem Bett fällt--"
„Bumms!" Es war, als ob die Zimmerdecke einstürzte.
„Was war das?" John Watson war wie erstarrt.
„Auaaaaaa!" kam aus dem Obergeschoß eine weinerliche Stimme. „Auaaaaaa!"
John Watson sauste zur Tür hinaus. Er blieb an der Treppe stehen und schrie:
„Jimmy, was ist dir?"
„Ich bin aus dem Bett gefallen!" greinte der Schlaks.
„Oh, ich danke dir, mein Jimmy", rief Onkel John erfreut. Er ging in sein Office zurück und ließ sich zufrieden hinter seinem Schreibtisch nieder. „Sehen Sie", sagte er dann gerührt, „jetzt bin ich ein reicher Mann. Wissen Sie, w i e reich ich bin?"
„Nein", sagte Mrs. Dodge zweifelnd.
„Jetzt bekomme ich von der Versicherung hunderttausend Dollars!"
„Wa-a-a-as?" Mrs. Dodge wurde vor Neid blaß.
„Jawohl, so ist es. Ich habe eben Jimmy so hoch versichert. Wenn er aus dem Bett fällt, bekomme ich hunderttausend Dollars."
„Tobias!" keifte Mrs. Dodge ganz durcheinander, „warum hast du keine Versicherung abgeschlossen? Ich habe dich immer für schlauer gehalten als diesen Trottel; und nun läßt du dich einfach von ihm überrunden?"
„Du hast es mir ja verboten", knurrte Tobias böse.
„Mrs. Dodge", sagte der Hilfssheriff feierlich, „es tut mir sehr leid. Als reicher Mann aber kann ich es mir nicht mehr leisten, simple Einbrecher zu suchen. Sie müssen sich nun schon selber nach Spuren bemühen."
„Was? Sie wollen uns nicht mehr helfen?"
„Nein!" donnerte Onkel John energisch. „Zum Teufel noch mal, können Sie denn nicht hören? Ich bin jetzt reich, und damit basta! Außerdem braucht mein Jimmy Hilfe. Er ist auf den Hinterkopf gefallen und hat sicher seinen Verstand aufgegeben."
„Ist er denn tot?" fragte Mr. Dodge entsetzt.
„Nein, er hat doch nicht den Geist aufgegeben. Er hat nur den Verstand aufgegeben."
„Onkel John", der Schlaks kam jetzt zur Tür herein gestürzt, „sieh mal, diese Beule!"
John Watson tastete vorsichtig über Jimmy Hinterkopf. „Armer Junge", sagte er voll Mitleid, wobei er sich bemühte, seiner Stimme eine ganz besondere Weichheit zu geben, „ich werde dir ein kaltes Messer drauflegen, dann geht der Schönheitsfehler wieder zurück." Der Hilfssheriff zog sein Messer und drückte die flache Klinge an Jimmys Hinterkopf. „Nun, wie fühlst du dich ohne Verstand?"
„Sehr gut", sagte Jimmy, „es brummt nur in meinem Kopf."
„Das kommt durch die plötzliche Leere", nickte Onkel John verständnisvoll, „daran wirst du dich schon gewöhnen."
„Komm jetzt, Tobias", Mrs. Dodge zog ihren Mann hoch, „wir müssen gehen. Sie werden uns also nicht helfen, Mr. Watson?" fragte sie noch einmal an der Tür.
„Nein", sagte dieser bestimmt, „das habe ich nicht mehr
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