Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas
nötig!"
„Könnten Sie wenigstens nicht noch diesmal eine kleine Ausnahme machen? Ich meine, bis Sheriff Tunker wieder da ist? Irgend jemand muß doch das Gesetz hüten."
„Gut", sagte Watson, „ich werde mich hüten, bis Mr. Tunker wieder da ist."
„Vielen Dank auch", säuselte Mrs. Dodge; sie glaubte wirklich daran, in John Watson einen steinreichen Mann vor sich zu. haben; denn hunderttausend Dollar waren kein Pappenstiel.
„Also, Jimmy", sagte Watson, als die Dodges endlich gegangen waren, „du hast jetzt keinen Verstand mehr. Das ist sehr schwer, aber trage es mit Würde."
„Wieso?" wollte Jimmy wissen.
„Na, du bist auf den Hinterkopf gefallen, also ist dein Verstand futsch."
„Ich kann aber noch ganz gut denken", meinte Jimmy, „wenn ich keinen Verstand hätte, könnte ich das nicht."
„Quatsch", brauste Onkel John auf, „das bildest du dir nur ein. Ich weiß das besser. Ab sofort hast du keinen Verstand mehr, verstanden?"
„Nein."
„Sehr gut, Jimmy. Du kannst es auch nicht verstanden haben. Verstanden kommt von Verstand. Weil du keinen Verstand hast, hast du nicht verstanden, verstanden?"
„Nein", stöhnte Jimmy.
„Okay, jetzt sind wir reiche Leute. Reiche Leute aber pflegen keinen Verstand zu haben. Das heißt, in den meisten Fällen."
„Onkel John", fing Jimmy an zu flennen, „wenn ich keinen Verstand habe, bin ich dann etwa ein Idiot?"
„So ungefähr, mein Junge." Watson wurde jetzt ganz traurig.
„Ich will aber kein Idiot sein", schluchzte Jimmy, „ich bin ganz normal."
„Still", sagte Watson, „du wirst schon beweisen, daß du einer bist."
„Womit denn?"
„Na, das muß ich mir noch überlegen. Eines steht aber fest, Jimmy: Es wird dir nicht schwerfallen." „Meinst du, Onkel?"
„Gewiß", nickte Watson, „dafür kannst du nichts. So was liegt in unserem Blut."
Der Hilfssheriff von Somerset wußte nicht, wie recht er mit dieser Feststellung hatte!
-B-
Die Goldsmiths saßen um diese Zeit am Frühstückstisch. Freddy kaute mit vollen Backen, während sein Papa behaglich seinen Kaffee schlürfte.
„Nun, mein Sohn", meinte Goldsmith sen. endlich, „wie stehen die Dinge? Hast du schon was herausbekommen?"
„No, Pa", Freddy schüttelte den Kopf, „noch nichts. Aber nur Geduld, ich mache das schon."
„Okay, du machst das schon. Beeile dich aber mit der Aufklärung, sonst sind alle Spuren verwischt. Ich meine, es müßte doch festzustellen sein, wer hier in unserem Hause herumgespukt hat. Ich habe den Burschen deutlich gesehen. Er war nur klein, möchte beinahe annehmen, daß es ein Junge war."
„War es auch, Pa", Freddy kaute eifrig weiter, „habe schon einen Verdacht. Da steckt bestimmt dieser Pete Simmers dahinter. Werde diesem Bengel einmal die Würmer aus der Nase ziehen. Läßt sich ja im Town nicht mehr sehen, seit wir erschienen sind, dieser Feigling. Na, dann werde ich zu der Ranch hinaus reiten und den Fuchs aus seinem Bau holen."
„Mach aber keine Dummheiten, Freddy", mahnte Mr. Goldsmith, „wir müssen immer auf unseren guten Ruf bedacht sein."
„Klarer Fall." Der Jüngling schlürfte seinen Kaffee. „Aber wie steht es bei dir, Pa? Laufen die Geschäfte gut an?"
„Bis jetzt bin ich ganz zufrieden, aber die Schwierigkeiten kommen noch. Die Bürger im Town waren leicht herumzukriegen; mit den Ranchern wird das aber anders werden. Die Kerle haben alle einen harten Schädel."
„Kann ja mal ein wenig nachhelfen", grinste Freddy, „du weißt ja, das hilft immer!"
„Meinetwegen", nickte der Alte, „aber sei vorsichtig! Vor allem keine wertvollen Objekte, verstanden?"
„Kannst dich ganz auf mich verlassen, Pa!" Freddy Goldsmith erhob sich. „Werde gleich mal einen kleinen Spaziergang durch das Nest machen", verkündete er, „wäre ja gelacht, wenn die Goldsmiths dieses ganze Kuhdorf nicht in die Tasche steckten."
Der alte Goldsmith nickte und brummte etwas. Er hatte die Zeitung aufgeschlagen und hörte nur noch halb hin. —
Freddy verließ das Haus und schlenderte ins Town. Er hatte seinen großen Hut weit in den Nacken geschoben und die Hände tief in die Taschen vergraben. Langsam ging er die Straße hinunter, wobei er laut vor sich hin pfiff. Aber plötzlich wurde er sehr neugierig. In einiger Entfernung sah er vor einem Hause eine Menschenansammlung.
„Nanu", brummte er, „was ist denn da passiert?" Er beschleunigte seine Schritte und stand binnen weniger Minuten vor dem Store des Mr. Dodge. Aufgeregt schnatterten die
Weitere Kostenlose Bücher