Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas
Schwarze zu! Freddys Knochen knackten. In Sekundenschnelle lag der Boy aus Texas auf den Knien. „Klatsch!" „Klatsch!" Links und rechts knallten die Ohrfeigen. Freddys Kopf flog hin und her.
„Aufhören! Aufhören!" brüllte der Bursche.
Aber Mammy Linda dachte nicht daran. Sie war in tiefster Seele beleidigt worden. Ein Urinstinkt war in ihr erwacht. Hageldicht fielen die Schläge. Aber dann erinnerte sich Freddy seiner Kraft. Er sprang auf die Füße, taumelte einige Schritte zurück und stieß gegen einen Ständer. Schön in Reih und Glied standen nagelneue Peitschen darin! Schon zog Freddy eine heraus.
„Auspeitschen!" schrie er. „Auspeitschen werde ich Sie!" und pfeifend zischte eine lange Bullpeitsche durch die Luft.
Aber Mammy hatte keine Furcht. Jetzt zeigte sie, was in ihr steckte! Ihre gewaltigen Pranken packten zu. Sie stemmte das Sauerkrautfaß hoch und stürmte damit auf Freddy zu.
„Krach!" — „Bumm!" — „Peng!" Freddy Goldsmith ging in Sauerkraut unter. Der Bengel war in Kraut eingedeckt wie ein Pökelrippchen. Mammy mußte plötzlich lachen. Und das war ein Glück! Denn wer weiß, was sie sonst noch alles angestellt hätte in ihrer Wut. Sie packte abermals zu, steckte den zappelnden Freddy in das Faß und beförderte es mit einem Tritt zur Tür hinaus.
Auf der Straße hatte sich durch den Lärm eine große Menschenmenge angesammelt. Jetzt wurde Johlen und Lachen laut. Einige Männer faßten das Faß und rollten es mit kräftigen Tritten die Straße hinunter. Solch einen Spaß hatte man lange nicht erlebt. Mammy Linda stand wie eine Königin auf dem Vorbau des Stores. Dicke Schweißtropfen perlten auf ihrer Stirn.
„Halt! Stop! Aufhören!" schallte jetzt ein krächzendes Organ durch die Gegend. „Achtung! Platz! Kein Wort! Kein Laut! Nicht gemuckst und nicht gezankt! Hier kommt..."
„...das größte Rindvieh der Staaten!" vollendete Mammy den Satz.
Die Leute lachten Tränen. John Watson aber verschluckte sich vor Schreck und bekam einen Hustenanfall. Mammy stieg die Stufen vom Vorbau hinunter, trat zu dem hustenden „Gesetz" und klopfte ihm helfend den Rücken. Leider fiel dieser Liebesdienst etwas zu kräftig aus. Das stellvertretende Gesetz von Somerset verlor das Gleichgewicht und legte sich in den Staub.
„Hilfeee!" kreischte der Hilfssheriff, „Hilfeee! Sie hat den Verstand verloren, sie will mich umbringen!"
Mammy hob John Watson auf und drückte ihn liebevoll an ihre Brust. „No, nix umbringen", sagte sie tröstend, „wollte doch nur klopfen wegen Husten. Jetzt wieder gutt, liebes Mr. Watson."
„Der Teufel soll Sie holen!" schnaufte Watson. „Ich werde Sie einsperren! Beamtenbeleidigung! Körperverletzung! Versuchter Totschlag! Ich werde ..."
... jetzt schön das Maul halten." Mammy sah Watson stechend an. „Du das schon oft gesagt", drohte sie. „Du nie halten, was du versprechen. Nun aber ,Huschhusch'! Ich keine Zeit mehr. Muß einkaufen für Küche." Damit stieg sie wieder die Stufen hinauf und verschwand im Laden.
Watson sah sich ganz verdattert um. Er sah nur die schadenfrohen Gesichter der Somerseter. Auch das noch! Schnell setzte er seine amtliche Miene auf und harschte:
„Was gibt es denn hier zu gaffen? Los, Leute, verschwindet. Habt ihr nichts zu tun? An die Arbeit ihr Faulenzer!"
„Hört euch nur das Großmaul an", sagte ein alter Mann, „was der für Töne spuckt! Seine Heldentaten kennen wir doch; war alles halb so wild."
Die Leute lachten noch mehr. Jetzt wurde dem Hilfssheriff der Boden doch zu heiß. Rasch stolzierte er in den Laden des Mr. Dodge und schlug mit einem lauten Krach die Tür hinter sich zu. —
Sam Dodd hatte von all diesen Dingen nichts mitbekommen. Er hatte den leichten Kastenwagen, auf dem er Mammy Linda ins Town gefahren hatte, zur Schmiede kutschiert. Er spannte die Pferde aus und band sie an den Mauerring, damit der Schmied die Eisen nachsehen konnte. Dann hatte Meister Brent ihm von dem Diebstahl im Store erzählt. Das war ja eine tolle Geschichte.
Sommersprosse hatte sich sofort auf den Weg gemacht, um näheres in Erfahrung zu bringen. Aber plötzlich machte sie große Augen. Da kam doch tatsächlich ein großes Faß die Straße herunter gerollt. Sam überlegte nicht lange. Er bremste mit einem Tritt die Tonne, sprang darauf und spielte Faßlaufen. Das machte Spaß!
„Ho! Aufhören!" jammerte da eine Stimme unter ihm.
Der Boy hielt sein Gefährt an und betrachtete es aufmerksam von allen Seiten. Nanu, da
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