Das Pete Buch 22 - Wer blufft wen
„Schicken Sie mir das Blatt!"
„Okay, Boß!" Ein Knacken in der Leitung zeigte an, daß der Reklamechef eingehängt hatte.
Mr. Sandman steckte sich vor Aufregung eine Zigarre an. Nur wenige Minuten vergingen, darin brachte der Bote das Extrablatt.
„ Attentat auf Senator Hardley geplant!" lautete die Überschrift. Mr. Sandman überflog die Zeilen. Seine kleinen Äugelein wurden dabei immer größer. Aber das war ja einfach unglaublich! Und doch, ein Irrtum war ausgeschlossen! Die Beschreibung des Attentäters paßte genau auf den Untersheriff von Somerset! Sollte der Mann etwa . . . ? Aber wie kam ausgerechnet der dazu? Allerdings sprach die Zeitung den Verdacht nicht aus. Der Reporter kam nicht auf die Idee, die beiden Neger für eine Person zu halten. Auf der Rückseite des Blattes stand nämlich ein großer Artikel über den Empfang des ersten Finders einer Dreieinhalb-minuten-Eieruhr. Sogar ein Bild war zu sehen. John
Watson stand auf dem Lastwagen und winkte der Menge zu.
Mr. Sandman seufzte tief. Natürlich, jetzt würde die Lawine ins Rollen kommen. Jedes Kind mußte doch durch das Extrablatt auf den Gedanken verfallen, daß der Attentäter und der Gewinner ein und dieselbe Person waren.
Der Direktor versuchte schleunigst seinen Reklamechef zu erreichen. Umsonst. Hatte sich Mr. Carr etwa schon aus dem Staube gemacht? Der Dicke wurde nervös. Er sprang auf, stülpte sich seinen Hut auf die Glatze und stürzte davon.
„Ich muß ganz dringend verreisen!" rief er seiner Sekretärin im Vorzimmer noch zu.
*
Der alte Ford rumpelte durch die Vorstadtstraßen von Tucson. Während Mammy Linda nach wie vor schlief, pfiff Sam voller Freude in Dur und Moll. Jimmy Watson aber machte Telleraugen. Der Schlaks hatte Tucson noch nie aus dieser Perspektive gesehen.
An einer Straßenkreuzung mußte Pete halten. Am Bordstein stand ein Boy und schrie: „Extrablatt! — Extrablatt!"
Sam war sofort aus dem Wagen und kaufte eins. Während sie dann weiterfuhren, las er Pete vor.
„Attentat auf den Senator Hardley! Der Täter konnte seinen Anschlag nicht ausführen. Es handelte sich um einen Neger, der, nachdem er einen Sicherheitsbeamten niedergeschlagen hatte, spurlos verschwand."
„Donnerwetter", sagte Pete, „was in so einer Stadt alles passieren kann. Möchte wissen, warum der Neger den Senator erledigen wollte."
„Wer weiß, was das für ein Fanatiker war." Sam drehte uninteressiert das Extrablatt um. Plötzlich stieß er einen wilden Schrei aus. „Wir kommen zu spät, Pete!!"
„Wieso? Was steht denn da noch?"
„Finder der ersten Eieruhr festlich empfangen. Die Firma Sandman & Co. feierte den Neger Pokerpiet."
„Schon wieder ein Neger? Wieviel Neger gibt es denn hier in Tucson? Das ist aber merkwürdig.'' Pete sprach damit unbewußt aus, was zur selben Zeit sogar der Policepräsident feststellte.
Leider kamen die ,Gerechten' nicht mehr dazu, sich weiter mit der Sache zu befassen. Sie erreichten nämlich gerade Charlys Stammplatz. Als der Schuhputzboy den alten Ford ankommen sah, führte er mitten auf der Straße einen Freudentanz auf. Die Jungen schrien wie die Zahnbrecher, daß sogar Mammy Linda aufwachte. Die gute Seele wußte zuerst gar nicht, wo sie sich befand. Dann aber kletterte sie umständlich aus dem Wagen und drückte Charly an sich, daß der Boy nach Luft ringen mußte.
„Wir jetzt fahren zu deine Mammy", befahl die Köchin der Salem-Ranch, „ich haben Hunger und Durst. Wollen machen gutes Essen. Habe mitgebracht riesige Schinken, Eier . . ."
Mammy unterbrach sich. Ihr fiel plötzlich ein, daß sie ja keine Eier mehr hatte. Der Watsonbengel hatte sich
ja auf den Korb gesetzt. Sie blickte sich um. Vom Schlaks aber war keine Spur mehr zu sehen.
„He, Pete, wo sein diese Schlingel, diese Jimmy Watson geblieben?"
Pete und Sam sahen sich dumm an. In der allgemeinen Freude über das Wiedersehen hatten sie sich nicht um ihn gekümmert. Wo war der nur abgeblieben?
„Wird schon wiederkommen, Mammy", meinte Sam, „schätze, er sucht irgendwo ein stilles Plätzchen, um das Innenleben der Großstadtmenschen zu studieren."
„Rede nix Blödsinn, Sam! Wir sofort Jimmy suchen. Ich sein verantwortlich für Schlingel." Mammy Linda machte sich wirklich Sorgen. Schließlich würde man ihr ja in Somerset die
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