Das Pete Buch 27 - Falsch gewettet
aufrichtig weh; er hatte anscheinend den ganzen Kram über Nacht verschwitzt
und war wie vom Donner gestochen, als ich mein Sprüchlein kloppte."
„Hat er denn das mit dem Telegramm geglaubt?" fragte der kleine Joe Jemmery. „Das war doch 'ne prima Idee von mir, was?"
Die anderen lachten, aber Sam stimmte nicht ein, und Pete, der auch ernst geblieben war, sagte nicht ohne Tadel:
„Allzu fein sind eure Spässe bestimmt nicht gewesen. Ich kann verstehen, daß Sam gestern auf die Palme kletterte, als Onkel John ihn als flennenden Hasenfuß hinstellte. Wenn er dann mithalf, ihn in dies Abenteuer zu stürzen, so ist auch das begreiflich. Aber immerhin: Watson hat nun mal als erster auf den Tiger geschossen, und —"
„Wo ist das Biest denn eigentlich geblieben?" unterbrach ihn Bill Osborne. „Ich hätte es gern mal gesehen."
„Zum Zoo zurück", anwortete Sam. „Ich hatte doch die Steuerung des Wagens wieder in Ordnung gebracht, und so haben wir vorgestern abend die ganzen Viecher, tot und lebendig, und die Gefangenen zunächst mal ins Town gefahren, und gestern morgen wurden sie von Tucson abgeholt. Mußt nicht so viel zu Hause auf eurer Ranch sitzen, Bill, dann wüßtest du auch Bescheid."
„Und", nahm Pete seinen Faden wieder auf, „auch sonst hat Old John vorgestern mehr Courage bewiesen, als ich ihm zugetraut hätte. Wenn der Mexikaner also Ernst mit der Wette macht, dann —"
Pete zuckte die Achseln und schwieg; Sam aber brauste auf.
„Dann — was? Mann, du guckst mich ja so an, als ob ich schuld an all diesem Blödsinn wäre. Ich hatte mich über dich schon geärgert, bevor wir in die Buck-Wüste galoppierten, und wenn ich dann hinterher meinen Rachen abreagieren muß — "
„Soll wohl heißen: Rochus abreagieren", stellte Pete sachlich fest.
„Du brauchst mich nicht zu verbessern. Wenn ich dann auch meinen Regus abrangierte, weil du dem Tiger den Stetson ins Maul warfst, so, so —"
„Nun haut euch nicht!" mahnte Conny Gray. „Wäre ja noch schöner, wenn wir uns wegen dieses Pavians von Hilfssheriff gegenseitig um die Skalplocken erleichterten. — Achtung! Da kommt er aus seiner Höhle! Was mag er wohl vorhaben?"
Old John hatte wirklich, ungefrühstückt und ungekämmt, die Straße betreten. Er wollte zum „Silberdollar", um sich den verhängnisvollen Aushang mit seiner Unterschrift anzusehen. Aber schon nach wenigen Schritten versperrten ihm einige begeisterte Mitbürger den Weg.
„Hurra, Mr. Watson! Fein, daß wir Sie treffen! Wann geht denn die Reise los? So 'ne Idee! Über den Niagara! Das hat noch keine Menschenseele im ganzen Wilden Westen gewagt!"
Die Stimmen schwirrten nur so durcheinander, und auch aus den Fenstern erschollen Hochrufe. Das ganze Town schien aus dem Häuschen vor Stolz und Bewunderung.
„Boys!" sagte Pete, „wir müssen den Sancho Villa dahin bringen, daß er auf die Wette verzichtet. Er ist
mit seiner Truppe nach Willcox unterwegs, wie er uns beim Abschied sagte. Ob ich hinterher reite?"
Andy, Bill, Joe, Conny, Jack brachen in einen wilden Protestschrei aus:
„Quatsch! Verrückt geworden! Weiche Birne! Dir ist wohl der Film verwackelt! Glaubst du denn wirklich, daß Watson durchhält?" Und Conny meinte: „Old John hat gestern so schrecklich geprahlt und aufgeschnitten, daß er einen neuen Denkzettel dringend nötig hat. Wenn er nicht über den Niagara will — na, ganz einfach, dann sagt er eben nein! Die 2000 Dollar braucht er sowieso nicht zu zahlen. Denn solche Wetten sind vor dem Gesetz überhaupt ungültig, wie mir mein Daddy sagte."
Pete gab sich damit zufrieden und ritt bald darauf mit dem brummenden Sam zur Salem-Ranch zurück, wo der Doc inzwischen Bill Wellers Schulter wieder eingerenkt hatte.
Im Town aber bahnte sich eine Kette neuer, haarsträubender Ereignisse an.
Die Angestellten der Western-Bank hatten einen angenehmen Tag. Die Kunden, die eigentlich Geld einzahlen wollten, erschienen nicht, weil sie es vorzogen, auf der Straße oder in den Wirtshäusern die Sensation des Watsonschen Todesrittes durchzuhecheln, und die Geldabheber wußten so spannend von der Aufregung draußen zu berichten, daß Mr. Stanley, dem Kassierer,
Ted Williams, dem Buchhalter, und den beiden Lehrlingen die Zeit wie im Fluge verging. Wenig Arbeit und angenehme Unterhaltung — was konnten die geplagten Federfuchser sich Besseres wünschen?
Mr. Stanley hatte ein altes Lexikon hervorgeholt und las gerade Mr. Dulles, dem Metzger, die Stelle über den
Weitere Kostenlose Bücher