Das Pete Buch 34 - Wettbewerb der Vagabunden
die Einbrecher würden sich über meinen Anblick totlachen."
„Leider taten sie es nicht", knurrte Watson, „wir hätten uns viel Arbeit erspart, aber was geschah dann? Forderte Sie einer der Einbrecher auf, Geld herauszugeben?"
„Nein, Mr. Watson, die Burschen wollten gar kein Geld"
„Was denn?" Watson war nahezu verzweifelt.
„Sie wollen nur einen Schürhaken."
„Blödsinn! Watson schleuderte wütend seinen Block auf den Fußboden und trampelte wie ein Irrer darauf herum. Jimmy blieb ruhig und bohrte interessiert in der Nase. Mr. Zagwill tat befremdet, und sein Eheweib stand kurz vor einem neuen Ausbruch.
Der Block sah nicht mehr schön aus. Vor Nervosität zitternd, nahm Onkel John wieder Platz und fragte so, wie man einen Verrückten fragt:
„Irren Sie sich auch nicht, lieber Zagwill? Bedenken Sie, was sollte wohl ein Einbrecher mit einem Schürhaken anfangen. Außerdem hängt er ja noch dort an seinem angestammten Platz. Folglich wollten die Banditen gar keinen Schürhaken. Ist das nun klar?"
„Sie scheinen mich wohl für verrückt zu halten", stellte Edelbert gekränkt fest, „aber dann sind Sie im Irrtum."
„Und o b das ein Irrtum ist", keifte Apollonia.
„Dann bin ich aber verrückt, resignierte Watson. „Niemals wird ein normaler Mensch einbrechen, um einen Schürhaken stehlen zu wollen. Und da sie ihn nicht gestohlen haben, ist das der klarste Beweis für mich, daß Sie sich verhört haben müssen."
„Nein, es ist kein Beweis, Watson", ereiferte sich der Alte. „Die Kerle suchten nach einen ganz bestimmten Schürhaken, der an der Spitze merkwürdig verbogen sein soll."
„Merkwürdig verbogen?"
„Ja, der eine Halunke sagte so etwas. Ich habe mir schon die ganze Zeit überlegt, wo ich solch einen Schürhaken zum letztenmal gesehen habe."
„Es gibt ihn also wirklich?" fragte Watson mit Nachdruck.
„Ja, ich habe ihn schon mal irgendwo gesehen. Hier am Kamin hing er, neben dem anderen." „Jetzt wird's aufregend", freute sich Jimmy.
„Und wo kann er dann sein, Mr. Zagwill?"
„Wo?" wiederholte der Alte und kratzte sich verlegen den Hinterkopf.
Apollonia war eine Weile ganz still gewesen und hatte angestrengt nachgedacht. Und das hatte sich gelohnt, denn ihr war eingefallen, wo der rätselhafte Schürhaken geblieben war.
„Im Kohlenkeller", hauchte sie fast unhörbar, „ja, im Kohlenkeller muß er liegen. Am besten, Mr. Watson, wir steigen gleich alle zusammen in den Keller hinunter und suchen ihn."
„Auch das noch", stöhnte Edelbert, denn ihm war die steile Treppe unsympathisch, was bei seinem hohen Alter durchaus verständlich war.
John Watson und Jimmy, die das Jagdfieber gepackt hatte, teilten diese Bedenken nicht. Der Hilfssheriff zündete eine Kerze an und ging voran. Jimmy, Apollonia und Edelbert folgten ihm hintereinander.
„Die rechte Tür dort", sagte die Frau, und Watson öffnete sie.
Apollonia deutete auf einen Haufen Briketts: „Unter diesen Kohlen liegt wahrscheinlich der Schürhaken. Dort habe ich ihn hingeworfen, weil er so unpraktisch war und wir oben ja den anderen hatten."
„Und da mußten Sie das Ding ausgerechnet unter die Briketts werfen?"
„Nein, die kamen erst später drauf."
„Jimmy", posaunte John Watson, „deine große Stunde ist gekommen. Findest du den Schürhaken, so bekommst du zwanzig — äh — zehn Cent von mir."
„Finden?" fragte Jimmy unlustig. „Das bedeutet doch, daß ich den ganzen Dreck hier wegschaffen muß. — Für zehn lumpige Cent? No, ich bin doch kein Dummkopf. Spare dir das Geld und mach es selber. Helfen will ich dir dabei."
Watson überlegte, ob er Jimmy verdreschen oder seinem Wunsche nachkommen sollte. Er entschied sich für letzteres, bewaffnete sich mit einer Schaufel, drückte auch seinem Neffen eine in die Hand und begann eifrig die Briketts zur Seite zu schippen.
Die beiden alten Leutchen sahen stillvergnügt zu. Watson fluchte zwar innerlich, gab sich aber keine Blöße mehr.
Er und Jimmy waren in Schweiß gebadet, als sie es endlich geschafft hatten. Dann kamen sie sich vor wie zwei Goldgräber, die viele Meter tief gegraben und — nichts gefunden hatten. Von einem Schürhaken war nichts zu sehen!
„Elender Mist", fluchte Jimmy und wischte sich mit der Hand über die nasse Stirn und das ganze Gesicht. Auf diese Weise verteilte er den Kohlenstaub schön nach allen Seiten und sah dann allerliebst aus.
„Das tut mir aber wirklich leid", bedauerte Apollonia, „doch gerade ist mir eingefallen,
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