Das Pete Buch 37 - Kaum zu glauben
Tanzen."
Bevor Pete antworten konnte, erschallte schon Mr. Dodds gewaltige Stimme über den Hof. Er rief Pete zu sich. Der Obergerechte beeilte sich mächtig.
„Alles Gute", rief ihm Sam nach, „da ist mir die Jauchegrube schon lieber."
Pete hatte natürlich ein sauberes Gewissen. Unbefangen trat er ins Office, in dem Mr. Dodd seine Geschäfte abwickelte.
„Mach die Tür zu und setz dich", knurrte der Verwalter. „Wo ist Sam?"
„Eben war er noch im Garten. Denke, er macht sich jetzt an die Jauchegrube heran."
„Okay! Du warst heute morgen im Town?"
„War ich. Habe mit Mr. Tunker wegen John Watson gesprochen. Der Hilfssheriff läßt Tauben fliegen."
„Weiß ich, Pete. Habe heute vormittag auch mit Tunker darüber gesprochen. Die Sache liegt ihm sehr
am Herzen, und darum habe ich Sam gegenüber ein wenig Theater gespielt. Er braucht nicht alles zu wissen."
„Er hält aber unbedingt dicht. Wir könnten ihn getrost einweihen."
„Weiß ich, Pete. Aber Tunker ist anderer Ansicht. Ich habe alles bereitgelegt. War keine Kleinigkeit, kann ich dir sagen. Hätte mir beinahe die Knochen gebrochen. Ist nicht leicht in meinem Alter, auf Dachsparren herumzuklettern. Du verläßt jetzt gleich die Rauch, reitest bis zur Gabelung des Weges und hältst dich dann nach Westen. Kennst du das Gebüsch vierhundert Yards westlich der Gabelung?"
„Genau. Kann ich nicht verfehlen."
„Okay. Dort findest du alles. Laß dich aber nicht erwischen, verstanden?"
„Ganz bestimmt nicht." Pete lachte. Er freute sich, daß Mr. Dodd auch mitmachte.
„Dann nichts wie los, Boy. Ich werde Sam ein wenig unter die Lupe nehmen. Er wird mir in letzter Zeit sowieso zu frech. Schadet nichts, wenn man ihn ein wenig an die Kandarre legt."
Kaum zehn Minuten darauf ritt Pete vom Hof. Sam pumpte eifrig Jauche. Er warf sehnsüchtige Bücke auf den Freund, konnte aber nicht an ihn herankommen, weil Mr. Dodd neben ihm stand und ein böses Gesicht machte. Armer Sam! Seine Gedanken waren nicht sehr freundlich.
Als es vom Turm der Sonntagsschule zehn schlug, näherte sich ein Reiter dem Tierparadies. Der Mann war sehr vorsichtig. Schon hundert Meter vor der Umzäunung stieg er aus dem Sattel und führte das Pferd in ein Wäldchen von verwilderten Obstbäumen. Dann schlich er ganz langsam auf das verlassene Anwesen zu. Was aber trug der Fremde unter dem Arm? Er hatte ziemlich schwer zu tragen!
Als der Mann den Hof erreicht hatte, setzte er den Gegenstand ab und hockte sich gemütlich in eine dunkle Ecke. Kein Laut war zu hören. Der Fremde lauschte auf die Geräusche der Nacht. Als er sich davon überzeugt hatte, daß in Callisters Bush keine Menschenseele war, huschte er geräuschlos davon. Schon nach wenigen Minuten erschien er wieder. Er trug etwas unter dem Arm. Aber was zappelte in seinen Händen? Endlich nahm er den Gegenstand, den er aus dem Schuppen geholt hatte, wieder auf und verschwand damit.
Der Fremde war noch nicht wieder an seinem Platz, als der Hufschlag eines Pferdes aufklang. Dann hörte man auch lautes Pfeifen. Es hatte den Anschein, als habe der Mann Angst. Nur ängstliche Menschen pflegen in dunkler Nacht Liedchen zu pfeifen.
Im gleichen Moment. Als der Mann durchs Tor ritt, huschte ein dunkler Schatten aus der Stalltür. Erstaunlich, wie geräuschlos sich dieser bewegte. Er tauchte wieder in seiner Hofecke unter und wartete ab, was der andere trieb.
„Ho, mein Pferdchen", schrie Hilfssheriff Watson laut „bleib stehn, wir sind am Ziel. Hahaha! Heute gibt's einen großen Tag — oder vielmehr eine tolle Nacht! Jaja, John Watson hat den Finger am Knöpfchen. Hihihi!"
Der Hilfssheriff brabbelte ununterbrochen vor sich hin. Er war nämlich ganz schön betrunken. Das fiel sogar dem Pferd auf. Er brauchte einige Sekunden, bevor er wieder auf den Beinen stand. Natürlich fluchte er wie eine ganze Kutscherkneipe.
„Wenn das man gut geht", murmelte der Fremde in seiner Ecke. Doch es ging nicht gut! Watson schleppte die lange Leiter herbei. Es gelang ihm nur mit Mühe, diese an das Schuppendach anzulegen. Als er dann aber emporklettern wollte, verlor er das Gleichgewicht und sauste zu Boden.
Schon eilte der Fremde aus seiner Ecke herbei. Er beugte sich über den Reglosen, fuhr dann aber erschrocken zurück. Ein Whiskydunst ohnegleichen fuhr ihm ins Gesicht. Onkel John aber schnarchte, wie nur ein John Watson schnarchen konnte.
„Betrunkene haben einen Schutzengel", sagte der Fremde leise. „Gute Nacht, Hilfssheriff.
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