Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen
Hause reiten? Geht nicht; sonst merkt Dad, daß ich ihn mit St. Louis belogen habe. Ich muß noch ein paar Tage warten. Und bis dahin — ah, da kommt .Schlauer Fuchs' auch über das Zäunchen — bis dahin lasse ich mir's gefallen. Auslachen kann mich jetzt keiner mehr. Denn nach dieser Meisterleistung muß ich der Held des Tages sein. Da kommt selbst ein Pete nicht mit."
Die Indianer sprangen jetzt gleichfalls der Reihe nach über das Hindernis; auch Sitka war unter ihnen. Von der Seite aber näherte sich Pete auf Black King.
„Gratuliere, Sam!" rief er. „Na, warum hast du dich denn bis jetzt so gesträubt, ,Oberhäuptling aller Sioux' zu werden?"
„Weil es dein Trick war, mich zu veralbern", grollte Sommersproße. „Du hast natürlich mit deiner Schnüffelnase gemerkt, daß ich und Smaller etwas vorhatten und daß ich als Kaspar Hauser gefeiert werden sollte. Das wolltest du dann doch wohl durch die Indianer durchkreuzen. Nun war der Smaller aber schneller als du, und deine Rothäute hatten das Nachsehen. Ich dachte natürlich nicht daran, mich von dir auf den Arm nehmen zu lassen."
„Bis ich dir heute Wind mitbrachte", lachte Pete. „Ja, ja, schau nicht wieder so wütend. Alles war schön auf dein Temperament abgestimmt; du hast nur getan, was ich wollte! Und das ist die Strafe dafür, daß du wieder mal Heimlichkeiten vor mir hattest."
Das Gespräch mußte abgebrochen werden, weil das Tor
geöffnet wurde und ein Teil der Somerseter ins Freie strömten. Sam und die Indianer ritten schnell weiter, und Pete kehrte kreuzvergnügt auf den Sportplatz zurück. Er hatte noch ein Eisen im Feuer und war bestrebt, es bei voller Glut zu halten.
*
Als Sam über das Tor verschwunden war, plumpste Jack Smaller, dem falschen Großwesir, trotz seiner Verwirrung ein dicker Stein von der Brust.
„Na, gut", murmelte er, sich unter dem Burnus die Hände reibend. „Der eine Thronkandidat ist weg, und gegen den anderen habe ich keine Verpflichtungen. Ende gut, alles gut. Ich nehme diesen Jimmy Watson als Kronprinz von Timbuktu' an, ziehe morgen mit ihm zur Stadt hinaus, gebe ihm draußen ein paar Dollars und den Laufpaß; dann soll er selbst sehen, wie er ohne Prügel Frieden mit seinem Oheim schließt."
Der Reporter war so erleichtert, daß er mit richtigem Vergnügen auf die Notrufe Dulles und Turners hören konnte. Der Wirt jammerte über das plötzliche Verschwinden seines eigenen Kaspar Hauser-Exemplars. Der Fleischer lachte schadenfroh, wies seinen Widersacher aber darauf hin, daß sie ja beide seit mehreren Tagen die Einnahmen aus dem ganzen Rummel geteilt hätten und es daher auch bisher für den Besitzer des „Königshofs" keinen Anlaß zur Klage gäbe.
„Nun allerdings", rief Dulles, sich in die Brust werfend, „hört die Partnerschaft auf. Seine übriggebliebene Hoheit wohnt wieder allein bei mir, und die harten Dollars für Höchstdero Besichtigung und die sonstigen Festivitäten wandern nun auf mein Bankkonto."
„Viel wird das wohl nicht mehr werden", versuchte der „Großwesir" Wasser in den Wein des Metzgers zu gießen. „Denn da ja nun nur noch ein Hauser zur Stelle ist, gibt es keinen Streit mehr, wer zu den Sioux gehört und wer nach Timbuktu. Morgen früh verschwinde ich mit meinem Prinzen sowieso nach Afrika, und für Somerset tritt dann endlich wieder Ruhe und Frieden ein."
„Ruhe und Frieden?" sagte Dulles bestürzt. „Wo wir doch alle durch den gewaltigen Menschenzustrom so schönes Geld gemacht haben? Bleiben Sie noch ein bißchen länger, Exzellenz! Ich hatte bestimmt damit gerechnet, daß es noch ein paar Wochen so weiterginge."
„Man sollte diese indianischen Menschenjäger verfolgen lassen!" rief Turner erregt dazwischen. „Am besten, wir lassen durch die Regierung gleich die Nationalgarde alarmieren."
„Denkst du", versetzte der Metzger. „Ich sprach gestern mit einem hohen Beamten aus Phönix, der hier durchkam, und erzählte ihm, was bei uns vorgeht. Er lachte und meinte, das wüßte er schon alles aus den Zeitungen. Wir wollten anscheinend auf billige Art Reklame für den Fremdenverkehr machen. Denn die ganze Hauser-Geschichte sei eine geistige Mißgeburt — jawoll, das hat der Kerl gesagt! — die in Phönix niemand ernst nähme."
„Neid gegen unser Town!" empörte sich der Wirt. „Aber du hast recht: das Militär können wir dann nicht zu Hilfe rufen."
Während dieser Unterhaltung wußte der arme, vereinsamte Jimmy nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
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