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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zwischen
die Schulterblätter.
    „Wenn du willst, zeige ich dir einige
Halte- und Würgegriffe, nach denen du dich tagelang nicht bewegen kannst. Eine
andere Möglichkeit wäre, daß ich dich um Gnade bitte, damit wir aufhören
können. Sonst beschädigen wir die Wiese. Die verträgt dein Gewicht nicht. Nun?“
    Iwan jaulte auf und versuchte, sich
hochzustemmen. Der rechte Arm, wo er sich geprellt hatte, versagte den Dienst. Mit
dem linken allein schaffte er’s nicht. Tarzans Fuß nagelte ihn auf dem Boden
fest.
    „Also gut“, meinte Tarzan, „ich bitte
um Gnade. Du hast gewonnen.“
    Iwans Kiefer bewegten sich. Es sah aus,
als beiße er ins Gras.
    „Schiebung!“ sagte einer der
Dorfjungen. „Schiedsrichter ans Telefon!“
    Einige grinsten. Der Drei-Käse-hoch mit
dem Daumen im Mund beglotzte Tarzan wie ein Weltwunder. Sicherlich beschloß er
in diesem Moment, mal genauso zu werden.
    Tarzan trat zu seinen Freunden, griff
zu seinem Rennrad, das Karl hielt, besann sich dann und ging zu Dieter Betz
zurück. Die Hand streckte er ihm hin. Verdutzt ließ Iwan es zu, daß ihm beim
Aufstehen geholfen wurde.
    „Mach’ dir nichts draus, Iwan“, sagte
Tarzan laut. „Ich bin als Judo-Kämpfer schon weit fortgeschritten und habe
bisher alle besiegt. Aber du kannst mir glauben: Von allen warst du der
gefährlichste Gegner. Du hast enorm was drin. Das merkt man sofort. Einem, der
nicht ganz toll Judo kann, würde ich nicht empfehlen, sich mit dir anzulegen.“
    Langsam wich die Schamröte aus Iwans
Gesicht. Für einen Moment verzog er den Mund. Es sah aus, als heule er gleich.
Aber es war der Übergang zu einem schüchternen Lächeln.
    „Hm. Sowas ist mir noch nicht passiert.
Du bist ein kolossaler Judo-Kämpfer.“
    Tarzan hielt ihm die Hand hin. „Vergessen
wir unseren Streit. Ich will dich nicht zum Feind haben.“
    Iwan schlug ein. Er grinste. Seine Hand
war schweißig. Während er Tarzans Rechte kräftig schüttelte, blickte er umher,
als wollte er sagen: Seht her! Der größte Judo-Kämpfer aller Zeiten ist mein
Freund.
    „Also, mach’s gut!“ sagte Tarzan, trat
zu seinen Freunden und nahm sein Rad.
    Durch ein Spalier respektvoller
Dorfjugend schob er den rennmäßigen Drahtesel zur Straße. Gaby, Karl und
Klößchen folgten ihm.
    Als Tarzan schon im Sattel saß, rief
Iwan: „Kommt mal wieder vorbei. Übernächsten Sonntag grillen wir bei uns im
Garten. Mein Al... Vater stiftet Würste und Koteletts.“
    „Gern!“ rief Tarzan. „Wenn wir
eingeladen sind, kommen wir sehr gern.“
    Er winkte, als er abfuhr. Gaby, Karl
und Klößchen winkten. Die Dorfjugend winkte zurück. Keiner war da, der nicht
wie wild mit dem Arm schlenkerte.
    Dann — als sie außer Sicht waren und
gegen den Wind anstrampelten — rückten Tarzans Freunde dicht auf.
    „Hallo, du kolossaler Judo-Kämpfer!“
rief Karl. „Hast du heute deinen mildtätigen Tag? Oder weshalb kürst (wählst) du Iwan zum Sieger?“
    „Warum wohl? Er war blamiert.
Kraftmeierei ist doch das einzige, was für ihn zählt. Ich mußte seine Ehre
wieder herstellen. Das war ich ihm einfach schuldig. Sonst hätte er mit sich
selbst gehadert und die Wut an anderen ausgelassen. Und hat er nicht ganz toll
reagiert! Wir sind zum Grillfest eingeladen. Und das ist ernst gemeint. Und ich
gehe auch hin. Ist es euch aufgefallen? Er hat zum ersten Mal nicht von seinem
Alten gesprochen, sondern von seinem Vater.“
    „Ich ahne schon, wie er sich wandeln
wird“, lachte Gaby. „Nicht lange mehr, und er nennt sich Iwan, der Gütige.“
    Der Wind wurde stärker. Aber der Himmel
klarte auf. Die Wiesen dufteten, und die Chaussee-Bäume wurden von Spatzen und
Sperlingen bevölkert.
    Karl und Gaby fuhren zur Stadt zurück,
Tarzan und Klößchen radelten zur Heimschule. Verabredet war, daß sie sich um 19
Uhr beim City-Palast-Kino treffen wollten. Freilich ohne Karl, denn der konnte
ja heute abend nicht weg. Das Kino war in der Nähe von Gabys Zuhause. Für Tarzan
und Klößchen bedeutete es allerdings einen Umweg. Aber das war unwichtig.
Niemals hätte Tarzan zugelassen, daß Gaby allein über einsame Feldwege fuhr.
Noch dazu abends.
    Als die beiden im Internat ankamen,
ließ Klößchen Schultern und Ohren hängen. Ihm sei übel, sagte er. Und so sah er
auch aus: Ziemlich blaß, und manchmal spielte seine Gesichtsfarbe ins Grüne.
    Während der Arbeitsstunde mußte er viermal
‘raus.
    „Am besten, ich bleibe gleich auf dem
Lokus“, flüsterte er Tarzan zu. „Hab’ mir den

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