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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Magen verdorben. Verdammt, womit
denn eigentlich? Sicherlich liegt es daran, daß ich nicht genug Schokolade
kriege.“
    Als er sich dann auch noch übergeben
mußte, wurde er vom EvD zur Schulschwester geschickt, die erhöhte Temperatur
bei ihm feststellte. Sie steckte ihn ins Bett und verordnete übelschmeckende
Medizin.
    Als Tarzan ihn trösten wollte,
schimpfte er wie ein Rohrspatz.
    „Ausgerechnet heute! Wirst es erleben!
Heute kommt das Phantom. Karl ist verhindert. Ich bin todkrank. Mit Gabys Hilfe
kannst du nicht rechnen — schließlich ist sie ein Mädchen. Also stehst du dem
Phantom allein gegenüber. Schrecklich!“
    „Ich weiß auch nicht, wie ich ohne euer
kräftiges Zupacken mit ihm fertigwerden soll“, meinte Tarzan, ohne eine Miene
zu verziehen. „Aber deine Gesundheit geht vor.“
    Um Viertel nach sechs wurde Tarzan am
Telefon verlangt. Karl rief aus der Stadt an.
    „Wegen der Zulassungsnummer des
Phantom-Kombis“, sagt er, „war ich bei der Polizei. Auf dem Revier hier bei
uns. Es hat geklappt. War irre einfach. Kommst nie darauf, wie. Ich sagte also,
ich hätte versehentlich den Wagen beschädigt. Sei mit dem Rad drangestoßen und
hätte Lack abgesplittert. Und wie ich die Nummer vorlege, sagt der Polizist:
Ah, den Herrn kenne ich zufällig. Das ist Herr Werner Lincke aus der St.
Martin-Straße. Dort wohne ich nämlich auch. Das sagte er. Natürlich habe ich
gleich ins Telefonbuch geguckt. Aber dieser Lincke hat keinen Anschluß.“
    „Egal!“ sagte Tarzan. „Jetzt wissen wir
ja schon enorm viel. Hast du gut gemacht, Karl. Übrigens hat sich Klößchen die
Innereien erkältet. Er kann nachher nicht mit. Ich fahre aber ‘raus. Und Gaby
wird sich nicht abhalten lassen.“
    „Na, dann viel Spaß!“ lachte Karl.
    „Was lachst du denn so dämlich?“
    „Nichts, nichts! Aber überleg’, was du
sagst. Nicht, daß du ihr versehentlich Komplimente machst. Naja, es wird dunkel
sein. Da siehst du ihre Blicke nicht. Vielleicht rettet dich das.“
    „Was soll denn das nun wieder heißen!
Bist du übergeschnappt?“
    „Nee. Doch man macht sich so seine
Gedanken. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen. Aber sobald du in einen
Schlamassel gerätst, kriegt Gaby Zustände. Wenn sie nichts tun kann, ist sie am
Rande einer Ohnmacht. Wenn sie was tun kann, wird sie zur Bestie. Daß sie dich
gern aufzieht, gehört auch dazu.“
    „Du spinnst. Sie verhält sich genauso,
wenn’s um euch geht.“
    „Ähnlich, aber nicht ganz so. Aber was
regst du dich auf? Sie ist nicht nur das hübscheste Mädchen der Schule. Sie ist
überhaupt das hübscheste Mädchen, das ich kenne. Hast du das schon bemerkt?“
    „Naja“, knurrte Tarzan. „Sie sieht ganz
nett aus. Aber daß sie einen pfundigen Charakter hat, finde ich wichtiger.“
    „Den hat sie.“
    „Weißt du was“, sagte Tarzan: „Ich rufe
Herfurth jetzt an“.
    „jetzt gleich?“
    „Klar. Es wird bestimmt unangenehm.
Aber Aufschub bringt überhaupt nichts. Weder für ihn noch für uns.“
    „Um die Aufgabe beneide ich dich
nicht“, meinte Karl. Damit beendeten sie das Gespräch.

14. Tarzan und Gaby
     
    Tarzan verließ die Besenkammer, wie die
Telefonzelle genannt wurde. Bevor er Herfurth ins Gewissen redete, galt es, den
Abend zu organisieren. Als erstes teilte er dem Erzieher vom Dienst mit, daß er
wegen Magenbeschwerden dem Abendessen fernbleiben werde. Das wurde genehmigt.
Dann schlich er sich in den Fahrradkeller, der um diese Zeit noch nicht
abgeschlossen war.
    Klammheimlich schob er sein Rennrad ins
Freie und dann im Schweinsgalopp zur Ostseite des Parks. Er hoffte, daß ihn
niemand beobachtet hatte, als er es hinter den Büschen an der Mauer versteckte.
Die Mauer umgrenzte das Schulgelände.
    Nachher würde er das Rad hinüberheben
müssen, um dann über den schmalen Weg, der auf der anderen Seite verlief, in
Richtung Stadt zu fahren. Daß er das Schulgelände verließ, war natürlich ein
Verstoß gegen die Heimordnung. Vor sich selbst rechtfertigte er es damit, daß
er keine andere Wahl hatte.
    Abendlichen Ausgang hätte ihm niemand
bewilligt. Aber die Jagd auf das Phantom war jetzt wichtiger als alles andere.
    Tarzan ging ins ADLERNEST, wo Klößchen
ohne Gewissensbisse die vorletzte Tafel Schokolade verzehrte. Die Medizin hatte
er noch nicht angerührt.
    „Ein bißchen besser fühle ich mich
schon. Aber zum Aufstehen reicht es nicht.“

    Tarzan trat zum Fenster und sah zum
Himmel hinauf. Kaum noch Wolken. Dunkles Blau. Die

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