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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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nachvollziehbaren Gründen auch Klinger getötet haben könnte.
    Aus weiteren Playmobilfiguren bildete Paul eine Gruppe der Neutralen, die Berührung mit den Fällen hatten, aber nicht unmittelbar involviert waren: Dort reihte er Maskenbildnerin Paula Dorfner ebenso ein wie Hannahs neue Freundin Britta Kistner und die Psychologin Evelyn Glossner. Noch mehr Personen, mit denen man sich beschäftigen sollte, kamen ihm auf Anhieb nicht in den Sinn.
    Paul rückte ein Stück von seiner Figurensammlung ab und ließ die Anordnung auf sich wirken. Dann überlegte er, ob es ihm gelingen könnte, eine Schnittmenge zu bilden: Figuren zusammenzubringen, die zwar verschiedenen Gruppen angehörten, aber in einer direkten Verbindung zueinander standen. Wegen ihrer beruflichen und emotionalen Bindung an Irena schob er Paula Dorfner in die Nähe der Sängerin. Die Figur, die Britta darstellte, hob er an, stellte sie jedoch an ihren alten Platz in der neutralen Zone zurück. Als er die Figur der Evelyn Glossner verrücken wollte, stellte er fest, dass sie an zentraler Stelle am besten aufgehoben war. Denn sie hatte mehr oder weniger starke Verbindungen zu allen Beteiligten, inklusive der beiden Toten. Außerdem gehörte sie nicht zum Ensemble und stand damit auf gewisse Weise über den Dingen.
    Paul besah sich ausgiebig das Ergebnis seines kleinen Rollenspiels und nickte zufrieden. Die Antwort auf die Frage, die ihn so sehr beschäftigt hatte, stand in Form einer knapp zehn Zentimeter großen Plastikfigur mit rotem Kleid und kleinen schwarzen Punktaugen vor ihm: Evelyn Glossner! Die Psychologin hatte ihm schon einmal geholfen und sich dazu hinreißen lassen, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Warum sollte sie nicht auch Katinka wertvolle Dienste leisten?
    Irena zählte, soweit Paul wusste, zu Evelyn Glossners Patientinnen. Zwar gab es auch in ihrem Beruf die Schweigepflicht. Aber nachdem es bereits geglückt war, Fink die Zunge zu lösen, würden sie es mit etwas Ausdauer und Willenskraft auch bei der Glossner schaffen. Da war Paul ganz zuversichtlich.
    Mit neuem Enthusiasmus glitt er auf den Knien zurück zum Sofa und rüttelte Katinka sanft wach. Sie blinzelte verträumt und blieb entspannt liegen, während er auf sie einredete und ihr vorschlug, einen gemeinsamen Termin in der Praxis der Psychologin zu vereinbaren. Katinka signalisierte durchaus wohlwollendes Verständnis, ja sogar Zustimmung. Aber ihre beruflichen Interessen traten in den Hintergrund, als ihre Augen einen ganz besonderen Glanz annahmen.
    Der feine Stimmungswechsel entging Paul keineswegs, und wie von selbst legte sich seine Hand flach auf ihren Bauch. Seine Finger suchten sich ihren Weg unter den dünnen Stoff ihrer Bluse und strichen mit kreisenden Bewegungen sanft über ihre zarte Haut. »Wie denkst du über eine kleine Probe für die Hochzeitsnacht?«, fragte er frech.
    Katinka konterte schlagfertig: »Nur, wenn du vorher die Playmobilmännchen wegräumst. Ich möchte dabei keine Zuschauer haben.«

20
    Als Katinka früh am nächsten Morgen aufbrach, hinterließ sie ein heilloses Durcheinander. Die Sofakissen lagen kreuz und quer im Raum, der kleine Couchtisch mit den Zeitschriften und Zeitungen war umgestoßen worden, die Lektüren über den Fußboden verteilt, und auf der Küchentheke lagen die Reste eines hektischen Stehfrühstücks.
    »Na, das sind ja Aussichten auf eine geordnete Ehe«, murmelte Paul ironisch und dachte an seine Eltern, die sich eine perfekte Hausfrau zur Schwiegertochter wünschten – inklusive besonderer Fertigkeit im Hemdenbügeln.
    Während sich Paul, noch ganz erfüllt von schönen Empfindungen und Erinnerungen an die Nacht, ans Aufräumen machte, stieß er beim Ordnen des Zeitungsstapels auf einen Bericht über den Mord an Jürgen Klinger. Es handelte sich um eine Ausgabe der Nürnberger Nachrichten, und das Foto, das neben dem Bericht abgedruckt war, zeigte den Tatort samt abgedeckter Leiche und den schwarzen, durchnummerierten Markierungstäfelchen des Erkennungsdienstes. Paul tauchte in dieses Bild ein. Seine eigenen Gefühle, der Schrecken und die Ergriffenheit, die ihn am Ort des Geschehens überwältigt hatten, waren sofort wieder präsent. Er sah das Foto an und fühlte sich zurückversetzt in das Szenario jenes Tages. Jedes Detail flackerte wieder auf. Er betrachtete den Toten und seine Umgebung, musterte suchend und forschend jeden Quadratzentimeter des Bildes.
    Dann, plötzlich, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Paul

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