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Das Phantom von Manhattan - Roman

Titel: Das Phantom von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth Wulf Bergner
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weltberühmte Gemälde und Opern, die einen zu Tränen rühren - und das alles erlebe ich, ein Junge vom Kartoffelacker!«
    »Ich bin froh, daß Maman Sie ausgesucht hat, Pater Joe.«
    »Oh, vielen Dank, aber das wirst du bald nicht mehr sein, wenn wir mit Cäsars Gallischem Krieg weitermachen. Was wir jetzt tun sollten - aber da kommt gerade deine Mutter. Steh auf, mein Junge!«
    »Was macht ihr beiden hier unten? Wir haben Kurs auf die Reede genommen; die Sonne ist herausgekommen und hat den Nebel aufgelöst, und vom Bug aus sieht man ganz New York. Zieht euch warm an und kommt nach oben, um diesen grandiosen Anblick nicht zu versäumen, denn falls unser Schiff bei der Rückreise nachts ausläuft, bekommt ihr ihn nie wieder zu sehen.«
    »Sehr wohl, Mylady, wir sind schon unterwegs. Anscheinend hast du wieder mal Glück, Pierre. Für heute ist Schluß mit Cäsar.«
    »Pater Joe?«
    »Hmmm?«
    »Erwarten uns in New York große Abenteuer?«
    »Mehr als genug, denn der Kapitän hat mir erzählt, daß an der Pier ein riesiges Empfangskomitee auf uns wartet. Wir werden im Waldorf-Astoria wohnen,
einem der größten und berühmtesten Hotels der Welt. In fünf Tagen wird deine Maman ein ganz neues Opernhaus eröffnen und eine Woche lang in der Hauptrolle auftreten. In dieser Zeit können wir ein wenig New York erkunden, die Sehenswürdigkeiten besichtigen, mit der neuen Hochbahn fahren, von der ich in einem in Le Havre gekauften Buch gelesen habe …
    Donnerwetter, sieh dir das an, Pierre! Ist das nicht ein phantastischer Anblick? Ozeanriesen und Schlepper, Frachter und Trampschiffe, Schoner und Raddampfer; wie um Himmels willen schaffen sie’s bloß, sich nicht gegenseitig zu rammen? Und da steht sie - dort drüben rechts. Die Lady mit der Fackel, die Freiheitsstatue persönlich. Oh, Pierre, wenn du wüßtest, wie viele Menschen auf der Flucht vor der Armut in der Alten Welt bei ihrem Anblick hoffen, daß nun ein besseres Leben für sie beginnt. Millionen von ihnen, darunter viele meiner eigenen Landsleute. Denn seit der großen Hungersnot vor fünzig Jahren ist halb Irland nach New York ausgewandert - wie Vieh in Zwischendecks zusammengepfercht, in der eisigen Morgenkälte an Deck stehend, um die große Stadt näher kommen zu sehen und darum zu beten, daß man sie einreisen lassen würde.
    Seither sind viele von ihnen ins Landesinnere weitergezogen, sogar bis zur kalifornischen Küste, um beim Aufbau dieser neuen Nation mitzuhelfen. Aber viele leben weiterhin in New York; hier gibt es mehr Iren als in Dublin, Cork und Belfast zusammen. Deshalb werde ich mich ganz wie zu Hause fühlen und
sogar ein Glas guten irischen Stout bekommen, den ich schon seit Jahren nicht mehr getrunken habe.
    Ja, New York wird für uns alle ein großes Abenteuer, und nur Gott allein weiß, was wir hier erleben werden? Er wird es uns nicht verraten. Also müssen wir es selbst herausfinden. Jetzt wird’s Zeit, daß wir hinuntergehen und uns für den Empfang umziehen. Unsere Meg bleibt bei deiner Maman; du weichst nicht von meiner Seite, bis wir sicher im Hotel sind.«
    »Okay, Pater Joe. Das sagen die Amerikaner nämlich. Okay. Das habe ich in einem Reiseführer gelesen. Und Sie kümmern sich in New York um mich?«
    »Natürlich, mein Junge. Tu’ ich das nicht immer, wenn dein Papa nicht da ist? Beeil dich jetzt! Bester Anzug und beste Manieren.«

8
    DER BERICHT DES BERNARD SMITH
    Schiffahrtskorrespondent des
New York American,
29. November 1906
     
     
     
     
     
    F alls es eines weiteren Beweises für die Entwicklung des großen Hafens New York zum größten Anziehungspunkt der Welt für die schönsten und luxuriösesten Fahrgastschiffe, die unsere Erde jemals gesehen hat, bedurft hätte, ist dieser Beweis jetzt erbracht worden.
    Vor nur zehn Jahren befuhren kaum mehr als drei Luxusliner die Nordatlantikroute von Europa in die Neue Welt. Die Überfahrt war beschwerlich, und die meisten Reisenden bevorzugten die Sommermonate. Heute jedoch haben unsere Schlepper- und Leichterbesatzungen das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun.
    Die britische Inman Line bedient New York fahrplanmäßig mit ihrer »City of Paris«. Cunard macht ihr mit den neuen Fahrgastschiffen »Campania« und »Lucania« Konkurrenz, während die White Star Line ihre »Majestic« und »Teutonic« ins Rennen schickt.
Alle diese britischen Reedereien konkurrieren um das Privileg, die Reichen und Berühmten aus Europa herüberbringen zu dürfen, damit sie die

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