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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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war. Aus der Ferne sah sie fast wie eine Fotografie aus, denn wenn es etwas gab, was Samuel wirklich gut konnte, dann war es Zeichnen.
    Als er fertig war, steckte er das Blatt sorgfältig in seinen großen Atlas. Er wollte die Zeichnung jemandem zeigen. Er wusste nur noch nicht genau, wem.
    Erst am Abend stand Mrs Johnson wieder auf. Samuel war unten geblieben und hatte ferngesehen, er vermutete, dass seine Mutter nichts dagegen haben würde, egal, was sie vorher gesagt hatte. Nach einiger Zeit wurde ihm langweilig und er tat etwas, was er eigentlich nicht hätte tun dürfen.
    Er ging hinters Haus in die Garage und setzte sich in das Auto seines Vaters.
    Der Aston Martin DB 4 Coupé war das ganze Glück und der ganze Stolz seines Vaters. Samuel hatte nur ein paarmal darin Ausfahrten mit seinem Vater unternommen, ehe dieser sie verlassen hatte. Sogar bei diesen wenigen Gelegenheiten hatte er den Eindruck gehabt, als wäre es seinem Vater nicht recht, dass er auch mit im Wagen war. Es war ein wenig so, als würde man einem Kind befehlen, ein anderes Kind mit dem Lieblingsspielzeug spielen zu lassen. Weil sein Vater jetzt in einer Wohnung ohne Garage lebte, hatte er sich entschlossen, das Auto einstweilen in Biddlecombe zu lassen. In gewisser Weise freute sich Samuel darüber, denn das konnte bedeuten, dass sein Vater vielleicht doch irgendwann wieder einmal zurückkehren würde. Erst wenn er das Auto für immer zu sich holte, wäre von ihm nichts mehr da. Das wäre dann ein Zeichen, dass es mit der Ehe endgültig vorbei wäre und es dann nur noch Samuel und seine Mam gäbe.
    Als Mrs Johnson wieder aufgestanden war, ließen sie sich eine Pizza kommen, aber seine Mutter konnte ihre nicht aufessen und ging wieder zu Bett. Jedes Mal, wenn sie sich daran erinnern wollte, was im Supermarkt passiert war, bekam sie Kopfschmerzen und die unterschiedlichsten Gerüche stiegen ihr in die Nase, der Geruch nach Parfum und etwas anderem, etwas Übelriechendem, was das Parfum nur ungenügend überdecken konnte.
    In dieser Nacht hatte Mrs Johnson Albträume, aber es waren nur Träume, mehr nicht.
    Samuels Albträume aber wurden wahr.

Kapitel zehn
    in dem wir erfahren, welche Probleme es mit sich bringt, wenn man ein Monster ohne fest umrissene Gestalt ist
    S amuel wachte auf und bemerkte, dass unter seinem Bett ein Monster war. Er glaubte nicht einfach, dass dort unten ein Monster war, so wie es sehr kleine Jungen und Mädchen manchmal tun, denn Samuel war kein kleiner Junge mehr und er hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass aller Wahrscheinlichkeit nach unter Betten keine Ungeheuer hausen. Und ganz besonders hausten sie nicht unter Samuels Bett, denn dort hatten sie gar keinen Platz zum Hausen, dort war jeder Kubikzentimeter vollgestopft mit Spielen, Schuhen, Bonbonpapieren, einem halb fertigen Modellflugzeug und einer großen Kiste mit Spielzeugsoldaten, mit denen Samuel zwar nicht mehr spielte, von denen er sich aber einfach nicht trennen wollte – man konnte ja nie wissen, wozu man sie noch brauchte.
    Jetzt lagen viele von diesen Sachen auf dem Boden seines Schlafzimmers verstreut und unter seinem Bett war ein matschendes Geräusch zu hören, als jonglierten kleine Akrobaten mit Wackelpuddingbröckchen. Außerdem stand Boswell aufrecht im Bett, er zitterte und knurrte.
    Samuel spürte, wie es ihm in der Nase kitzelte. Er probierte jeden Trick, um nicht niesen zu müssen. Er hielt sich die Nase zu. Er holte ganz tief Luft. Er presste die Zungenspitze an den Oberkiefer, so wie es die Samurai in Japan machten, wenn sie nicht von Feinden entdeckt werden wollten. Aber es half alles nichts.
    Samuel nieste. Es klang, als würde eine Rakete abgefeuert. Sofort war es still unter seinem Bett, nichts bewegte sich mehr.
    Samuel hielt die Luft an und lauschte. Er hatte das beunruhigende Gefühl, dass ein schwammförmiges Wesen direkt unter ihm ebenfalls den Atem anhielt, wenn es denn einen Atem zum Anhalten hatte. Und selbst wenn nicht, es lauschte ganz bestimmt.
    Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet, dachte Samuel, obwohl er genau wusste, dass dem nicht so war. Man bildet sich nicht einfach ein, dass etwas Schwammförmiges, Matschiges unter dem Bett liegt. Entweder es matschte oder es matschte nicht, und etwas hatte ganz eindeutig gematscht.
    Er sah sich im Zimmer um und bemerkte, dass einer seiner Socken am Fußende des Betts lag. Versuchshalber beugte er sich vor, nahm den Socken, ließ ihn neben der Matratze baumeln, ehe er

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