Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
ihn zu Boden fallen ließ.
Ein langes rötliches Ding, das eine Zunge hätte sein können oder ein Arm oder vielleicht sogar ein Bein, packte den Socken und zog ihn unters Bett. Samuel hörte Kaugeräusche, dann wurde der Socken wieder ausgespuckt und jemand sagte: »Ihhhhh!«
»Hallo?«, rief Samuel.
Keine Antwort.
»Ich weiß, dass du dort unten bist.«
Noch immer keine Antwort.
»Das ist doch albern«, sagte Samuel. »Ich werde nicht aus diesem Bett steigen. Du kannst dort unten bleiben, so lange du willst, ich setze keinen Fuß auf den Boden.«
Er zählte leise bis fünf, dann hörte er ein Seufzen unter der Matratze.
»Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte der Eindringling.
»Ich habe gehört, wie du gematscht hast.«
»Na ja, ich bin hier noch neu, hab den Bogen noch nicht raus. Du hast mich reingelegt mit dem Socken. Ganz schön schlau. Hat fürchterlich geschmeckt. Nebenbei gesagt, du musst was wegen deiner Füße unternehmen. Die müssen ja furchtbar stinken.«
»Das sind meine Sportsocken. Ich glaube, sie liegen schon eine ganze Weile hier.«
»Nun, das erklärt einiges, aber trotzdem. Du könntest glatt jemanden umbringen mit solchen Socken. Eine tödliche Waffe, dieses Ding. Mir ist immer noch ganz schlecht.«
»Geschieht dir recht«, sagte Samuel schadenfroh. »Du solltest dich nicht unter dem Bett anderer Leute rumtreiben.«
»Ach, ist ’n Job wie jeder andere auch, oder nicht?«
»Als Job würde ich das nicht gerade bezeichnen.«
»Zugegeben, aber versuch du mal, heutzutage ein Dämon ohne fest umrissene Gestalt zu sein. Da kriegst du nicht die prima Jobs, wie auf kleine Hündchen aufzupassen oder Kinder in den Schlaf zu singen. Ehrlich gesagt, hatte ich keine große Wahl.«
»Was meinst du mit ›ohne feste umrissene Gestalt‹?«
Der Dämon räusperte sich. »Technisch gesehen bin ich eine frei schwebende ektoplasmische Entität …«
»Und das heißt?«, fragte Samuel, der langsam etwas ungeduldig wurde.
»Das heißt«, erklärte der Dämon beleidigt, »wenn du mich freundlicherweise ausreden lassen würdest, dass ich ein Dämon bin, der beinahe jede Gestalt oder Form annehmen kann, je nach den psychischen Schwingungen, die sein Opfer aussendet.«
»Das ist zu hoch für mich«, sagte Samuel.
»Okay, hör zu, es ist gar nicht so schwer. Ich habe die Macht, mich in das zu verwandeln, wovor du dich fürchtest. Ich habe mich für diese glibberige Tentakelnummer entschieden, weil, nun ja, weil sie einfach klassisch ist.«
»Ist sie das?«, fragte Samuel. »Also bist du ein bisschen wie ein Oktopus?«
»Ja, kann sein, ein bisschen«, gab der Dämon zu.
»Ich mag Oktopusse irgendwie.«
»Oktopoden«, verbesserte ihn der Dämon. »Bringen sie euch denn gar nichts bei in der Schule?«
»Kein Grund, grob zu werden«, sagte Samuel.
»Ich bin ein Dämon. Wie soll ich denn sonst sein? Etwa lieb sein? Dich warm zudecken und dir Schlummerliedchen trällern? Der Cleverste bist du ja nicht gerade.«
»Na, wenn hier einer nicht clever ist, dann ja wohl du. Tauchst einfach hier auf, mitten in der Nacht, und lässt dich mit einem alten Socken reinlegen. Und du hast keine Gestalt angenommen, die mir Angst einjagt. Du bist ein Oktopus.«
»Ich bin wie ein Oktopus«, entgegnete der Dämon. »Aber schrecklicher. Glaube ich jedenfalls. Man sieht so schlecht hier unten.«
»Egal«, sagte Samuel, »wenn es auf die psychischen Schwingungen ankommt, warum hast du nicht eine andere Gestalt angenommen?«
Der Dämon brummelte etwas vor sich hin.
»Entschuldigung«, sagte Samuel. »Ich habe nicht ganz verstanden.«
»Ich habe gesagt, ich kann keine psychischen Schwingungen aufnehmen«, murmelte der Dämon verlegen.
»Und warum nicht?«
»Weil es schwierig ist, deshalb. Versuch’s doch mal selbst, dann wirst du schon sehen, ob du mehr Glück damit hast.«
»Also nimmst du einfach irgendeine Gestalt an und hoffst, dass sie gruselig genug ist? Das klingt, ehrlich gesagt, ein bisschen planlos.«
»Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache«, verteidigte sich der Dämon. »Bist du jetzt zufrieden? Ich. Mache. Das. Zum. Ersten. Mal. Ich muss schon sagen, du bist ziemlich fies. Du machst es mir nicht gerade leicht, weißt du.«
»Ich bin nicht dazu da, es dir leicht zu machen«, sagte Samuel. »Warum auch?«
»Ich meine ja nur«, sagte der Dämon. Samuel hörte, wie er verächtlich schnaubte.
»Na gut«, sagte Samuel, »ich bin nicht sehr versessen auf
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