Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
Vom Netzwerk:
eine Steigerung um 120 Prozent auf 40 Mio. DM, als der Privatfernsehsender RTL plus von dem Zwischenhändler UFA Sports (Bertelsmann) die Erstübertragungsrechte übernommen hatte. Mit dem Aufstieg des Privatfernsehens hatte sich für die Bundesliga erstmals die Möglichkeit geboten, hoch zu pokern: Als die Privaten in der Übertragung von Fußballspielen ein Mittel zur Imagepflege erkannten und entsprechend hohe Angebote machten, sahen sich die von Fußballquoten verwöhnten Öffentlich-Rechtlichen plötzlich zum Mitbieten gezwungen. Ab 1992, als Sat.1 mit »ran« auf Sendung ging, spielte auch das Bezahlfernsehen mit dem Sender »Premiere« eine immer größere Rolle und trug seinen Teil zur rasanten Steigerung der für die Rechtevergabe gezahlten Summen bei. Die Wachstumsraten im Bereich der TV-Rechtevergabe erreichten schier unfassbare Dimensionen: Innerhalb der letzten 40 Jahre kletterten die Einnahmen der Bundesligen um mehr als das Tausendfache (!) auf über 400 Mio. Euro.
    Uli Hoeneß war bei dieser permanenten Preisexplosion der Haupt-Feuerwerker, der mit forschen Forderungen, kühnen Kalkulationen und provokativen Prognosen immer wieder die Zündschnüre zum Zischen brachte. Bereits Ende der siebziger Jahre sprach er in einem Vortrag vor Münchner Wirtschaftsstudenten von seiner Erwartung, dass die Fernsehrechte an der Bundesliga irgendwann einmal eine Milliarde pro Jahr bringen würden und dass dabei das Pay-TV, von dem damals in Deutschland noch kaum jemand etwas gehört hatte, die Hauptrolle spielen werde. Diese prognostizierte Milliarde als Fernziel vor Augen, predigte er unermüdlich, dass die Fernsehrechte viel mehr wert seien als das, was gerade bezahlt wurde. Als die Rechtevergabe 16 Millionen wert war, forderte er 50 Millionen, als die Fernseheinnahmen auf 40 Millionen gestiegen waren, steigerte er seine Forderungen auf 200 Millionen, und als die Bundesliga 180 Millionen erhielt, wollte er 500 Millionen. Man verlange nur den Preis, lautete seine gleichbleibende Standardbegründung, den die Sender für Angebote mit ähnlichen Einschaltquoten bezahlen müssten. Hoeneß stellte seine Forderungen immer im Interesse seiner Bayern, da aber das Prinzip der Zentralvermarktung nie gekippt wurde, war der Vorteil der Bayern zugleich immer ein Nutzen für alle anderen. Der Boss der Bayern war nie etwas anderes als der Manager eines Bundesligavereins, faktisch aber hatte er die Funktion eines Medienmanagers des deutschen Fußballs inne und erschloss als »Mister Bundesliga« allen deutschen Profivereinen ungeahnte finanzielle Dimensionen.
    Der Mattscheiben-Visionär prophezeite bereits in den achtziger Jahren, dass sich die Präsentation des Fußballs im deutschen Fernsehen den amerikanischen TV-Verhältnissen angleichen werde, und als sich dann die privaten Fernsehsender anschickten, die TV-Landschaft in Deutschland zu revolutionieren, jubelte der visionäre Vordenker nicht nur über das Ende der Zeit, da man den Fußball für ein »Trinkgeld« verkaufen musste, sondern auch über die weitaus peppigere Form der Präsentation. Die etwas dilettantisch und sehr langatmig geratene RTL-Sendung »Anpfiff«, die 1988 an den Start ging, war zwar noch nicht ganz das, was er sich vorstellte, dann aber folgte ab 1992 mit der Sat.1-Sendung »ran« jene bunte, mit Tempo, Kompetenz und Schmiss präsentierte Show, die er sich erträumt hatte. Sat.1 gebe sich alle Mühe, den Fußball »aufzumotzen«, freute er sich über die schrille Inszenierung nach US-amerikanischem Muster. Manch ein Kritiker meinte zwar, die Show würde den Sport nun ersticken, doch den Manager aus München kümmerten solche Befürchtungen nicht. Es hatte ihn früher an den öffentlich-rechtlichen Anstalten ja nicht nur gestört, dass sie für den Fußball viel zu wenig bezahlten, ihn hatte insbesondere auch das Gemeckere der Reporter über schlechte Spiele genervt. Und zeitigte die Abhängigkeit der Privaten von Quoten und Werbeeinnahmen nicht einen schönen Nebeneffekt? Schlechtreden und Dauerkritteln gab es nicht mehr, denn die Privaten mussten das erworbene Produkt besser darstellen, als es tatsächlich war, um die Sache besser verkaufen zu können und für Werbekunden interessant zu werden.
    Das Erstaunliche war: Die neue, positive Fernsehvermarktung des Fußballs führte auch zu einem Zuschauerboom in den Stadien. Innerhalb weniger Jahre stieg die durchschnittliche Zuschauerzahl in der Bundesliga, nicht zuletzt angeschoben durch den WM-Gewinn

Weitere Kostenlose Bücher