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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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abhängig von einem Investor, der uns aus seiner Portokasse eben mal ein paar Weltstars spendiert. Wir haben den Weg der Solidität nicht verlassen. Jedoch müssen sich alle im Verein ein wenig umstellen, wollen wir nicht ewig der SC Freiburg der Champions League bleiben: gemütlich, sympathisch – aber international eher zufällig erfolgreich.« Außerdem seien bei 225 Mio. Umsatz die 25 Mio. Euro für einen Franck Ribéry gar nicht so dramatisch. Die knapp 2 Mio. DM, die 1983 der Däne Sören Lerby gekostet hatte, seien – bei einem Jahresumsatz von damals etwa 12 Mio. DM – im Verhältnis »viel mehr« gewesen als jetzt die Ablöse für Ribéry. Trotzdem war das Ausgeben von zweistelligen Millionensummen seinem schwäbisch-sparsamen Charakter zuwider. »So viele Nullen könnte ich in einen Scheck nicht eintragen«, bekannte er und war froh, dass er diese Dinge dem Finanzvorstand Karl Hopfner überlassen konnte.
    Tatsächlich überzeugten die neuen Superstars rundweg, Ribéry wirbelte und wurde der Liebling der Massen, Toni schoss Tor um Tor, die Bayern wurden souverän Meister und holten mit einem 2:1 – nach toller Leistung von Ribéry und mit zwei Toni-Toren – im Endspiel gegen Borussia Dortmund auch den Titel im Pokal. Das Pokalfinale sei ein »Triumph des FC Hoeneß« gewesen, kommentierte die »Zeit«, nämlich »der Beleg für seine in der Branche unerreichten Fähigkeiten, strategisch zu denken und zu handeln«. Nach der verpatzten Saison 2006/07 habe er getan, »was nur ganz Große erfolgreich tun«: nämlich sich unter dem Eindruck der Geschehnisse von der gewohnten Maxime zu verabschieden. Die hatte gelautet, immer nur sparsam und risikofrei einzukaufen; jetzt hatte er ein horrendes Geld ausgegeben und damit, so schien es, den Erfolg erzwungen.
    Doch trotz dieser Kehrtwende blieb es erst einmal dabei, dass der FC Bayern nur national seine Ausnahmestellung sicherstellen – es waren der Meistertitel Nummer 21 und der Pokalsieg Nummer 14, bzw. für Hoeneß die Nummer 19 und die Nummer 10 –, den Beweis internationaler Klasse aber einmal mehr nicht antreten konnte, nicht einmal im UEFA-Cup: Im zweiten Halbfinale des »Fiat-Punto-Clio-Pokals« schied die angebliche Supertruppe in St. Petersburg gegen Zenith sang- und klanglos mit 0:4 aus. Uli Hoeneß zeigte sich erstaunlicherweise dennoch recht zufrieden. Die Einkäufe, meinte er, hätten sich allein durch ihren Unterhaltungswert voll rentiert. »Es zeigt ganz einfach, dass man seine Politik etwas verändern muss. Die Leute wollen heute nicht so sehr den seriösen Geschäftsmann haben, der schaut, dass er die Finanzen alle in Ordnung hat. Sie wollen Spektakel haben.« Die Mannschaft habe meist attraktiven Fußball und gute Unterhaltung geboten, das sei das Wichtigste gewesen.
    Das war aber natürlich etwas viel Schönrednerei. Zuletzt blieb der internationale Erfolg doch das Allerwichtigste. Zudem konnte das Einkaufsspektakel nicht beliebig wiederholt werden, wenn man den schönen Ausblick auf einen beruhigenden Stand des Festgeldkontos nicht verlieren wollte, und so gab es zur Saison 2008/09 wieder das bekannte Maßhalten auf dem Transfermarkt. »Wir setzen auf den Faktor, quasi eingespielt zu sein«, begründete Uli Hoeneß den Verzicht auf weitere Topleute. Zudem hoffte er auf einen Lerngewinn aus der Erfahrung UEFA-Cup. »Dass wir mal nach Braga, mal nach Aberdeen mussten und am Bernabéu-Stadion vorbei nach Getafe fuhren, das war, glaube ich, auch eine ziemlich heilsame Geschichte. Ich hoffe, dass unsere Spieler diese Lektion gelernt haben.«
    Ein Knallbonbon aber war zum Ausklang der letzten Hitzfeld-Spielzeit doch noch geplatzt. Der hatte diesmal nicht den Namen eines aktuellen Weltklassekickers zum Vorschein gebracht, sondern eine Trainer-Überraschung: Jürgen Klinsmann. Nicht auf die Tricks großer Stars wollten sich die Bayern in der Saison 2008/09 verlassen, sondern auf die Trickkiste eines selbstbewussten Trainer-Neulings, der seine glückliche Hand beim »Sommermärchen 2006« bewiesen hatte und nun einem bereits eingespielten Bayern-Team neue Glanzlichter aufsetzen sollte. Leichte Zweifel kamen auf, als das Projekt Klinsmann zunächst etwas schwergängig anlief, doch zum Ende der Bundesliga-Hinrunde kam die Mannschaft leidlich in Schwung, und man wurde in der Chefetage wieder zuversichtlicher. Mit einem 2:1-Sieg zeigten die Bayern dem Überraschungs-Tabellenführer Hoffenheim seine Grenzen auf, in der Champions League

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