Das Programm
aber Chris beklagte sich nicht.
»Erzähl mir, was geschehen ist«, sagte Megan. »Hast du Marcus gefunden?«
Chris berichtete ihr von seinen Gesprächen mit Abby Hollis, George Calhoun und Dr. Marcia Horwath. Eingehend erzählte er von seiner Reise nach Vermont und dem Besuch bei Marcus. Dagegen erwähnte er den Besuch bei Eric nur am Rande, und die Doppeldrohung, die er in New York erhalten hatte, verschwieg er ganz. Er wollte Megan nicht erschrecken. Nachdem er sich einmal entschieden hatte, die Suche nach Lenkas Mörder fortzusetzen, wollte er nicht, dass Megan sie ihm ausredete.
Sie hörte ihm aufmerksam zu und unterbrach ihn nur ein oder zweimal, um den einen oder anderen Punkt zu klären. Als Chris fertig war, stellte sie die nächstliegende Frage. »Was wollte Lenka Marcus erzählen?«
Chris gab ihr die Antwort.
Einige Sekunden lang schwieg Megan. Ihr Gesicht war blass. »Das ist ja furchtbar. Ich kann es einfach nicht glauben. Meinst du wirklich, Ian könnte so etwas tun?«
»Entweder er oder Eric«, sagte Chris. »Ich glaube nicht, dass Duncan an diesem Abend in der Lage war, jemanden zu ertränken.«
»Ich bin sicher, dass es nicht Eric war«, sagte Megan. »Dazu kenne ich ihn zu gut. Es muss Ian sein. Furchtbar.« Sie drückte sich noch enger an Chris. »Und du nimmst an, er hat auch Lenka umgebracht?«
Chris nickte.
»Oh, mein Gott!« Sie schüttelte den Kopf. »Aber warum? Was für einen Grund hatte Ian, Alex umzubringen? Sie waren doch keine Feinde.«
»Nein«, sagte Chris. »Ich kann mir nur einen Grund vorstellen. Hab ich dir erzählt, dass ich Ian während des Schulungsprogramms einmal beim Koksschnupfen erwischt habe?«
»Ich glaube ja.«
»Ich hab ihm zwar nur einmal dabei gesehen, aber vielleicht war er ja ein regelmäßiger Konsument? Vielleicht hat er Alex das Zeug verschafft? Du erinnerst dich vielleicht, dass nur die amerikanischen Trainees getestet wurden. Ian konnte damit rechnen, ungeschoren davonzukommen. Aber was war, wenn Alex vorhatte, Calhoun von Ian zu erzählen?«
»Dann hätte Ian Alex umgebracht, um ihn zum Schweigen zu bringen.« Megan schauderte. »Bist du dir absolut sicher, dass es so war? Ich kann es immer noch nicht glauben.«
»Nein, ich bin mir nicht sicher. Aber eine bessere Vermutung habe ich nicht. Aber denk dran, dass wir von allen dreien nichts mehr gesehen haben, als sie im Wasser waren. Es könnte auch Eric oder vielleicht sogar Duncan gewesen sein.«
»Eric war es nicht.«
Die Sicherheit, die Megan in diesem Punkt an den Tag legte, ärgerte Chris. Er wusste, dass es Eifersucht war, und schämte sich ein bisschen. Doch obwohl er mit Megan übereinstimmte, konnte er den Drang, ihr zu widersprechen, nicht unterdrücken. »Wir können ihn nicht einfach ausklammern.«
»Du musst ihn nicht ausklammern, wenn du nicht willst«, sagte Megan. »Aber ich weiß, dass es Ian war. Was tun wir jetzt?«
Chris ließ sich in Megans Sofa zurücksinken. Plötzlich fühlte er sich sehr müde. »Weiß nicht.«
»Können wir zur Polizei?«, fragte Megan.
»Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Chris. »Und frage mich, an welche Polizei wir uns wenden könnten? In England zur Polizei zu gehen, ist völlig sinnlos; hier ist kein Verbrechen begangen worden. Wir könnten uns an die Polizei in Long Island wenden und uns dafür einsetzen, dass die Untersuchung über Alex’ Tod wieder aufgerollt wird. Doch wir haben keine konkreten Beweise. Nur Hörensagen und Schlussfolgerungen. Und sobald wir erklären, was wirklich geschehen ist, müssen wir zugeben, dass wir die Polizei vor zehn Jahren belogen haben. Damit würden wir lediglich erreichen, dass wir wegen Falschaussagen hinter Gittern landen. Und Duncan bekäme unter Umständen eine Anklage wegen Mord oder Totschlag.«
»Was ist mit der tschechischen Polizei? Wenn wir Recht haben und Ian Lenka umgebracht hat, könnten doch die Tschechen gegen ihn vorgehen.«
»Richtig, aber wie gesagt, wir haben keine konkreten Beweise dafür, dass Ian etwas mit Lenkas Tod zu tun hat. Die Tschechen müssten allen Anhaltspunkten nachgehen, die Alex’ Tod betreffen, was uns wieder in Konflikt mit der amerikanischen Polizei bringe würde. Und dann müsste Ian ausgeliefert werden. Dafür reicht es nicht.«
»Verstehe«, sagte Megan.
Es gab noch einen weiteren Grund, warum Chris die Polizei nicht einschalten wollte. Er wusste, dass er in New York nicht von Ian angegriffen worden war. Wenn Ian für die Morde an Alex und Lenka
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