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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gigantischen europäischen Telekomfusion läuten hören und müsse sofort hin. Stahl war offensichtlich sauer, konnte aber schlecht etwas einwenden. Der Interessenkonflikt wäre zu offenkundig gewesen, wenn er Eric angewiesen hätte, die Sache sausen zu lassen für ein Geschäft, an dem Stahl ein privates Interesse hatte. Eric war der Anruf äußerst unangenehm. Es war immer riskant, Stahl anzulügen. Aber er hatte keine andere Wahl.
    Zum Schluss rief er Cassie an und vermasselte ein weiteres Mal ihre Wochenendpläne. Cassie war verständnisvoll. Eric lächelte in sich hinein. Wunderbares Mädchen.
     
    Chris fuhr mit der U-Bahn von King’s Cross nach Hampstead und ging den knappen Kilometer bis zu seiner Wohnung zu Fuß. Er schleppte die Tasche den Hügel hinauf, nervös dachte er an das Treffen mit Ian, das in gut einer Stunde stattfinden sollte. Er versuchte, seine Angst zu beschwichtigen. In einem vollen Pub konnte Ian nichts unternehmen. Eigentlich war Ian als körperliche Bedrohung kaum ernst zu nehmen. Als Intrigant, gewiss. Als verschlagener, verlogener, betrügerischer Bastard, ganz bestimmt, aber nicht als kaltblütiger Killer.
    Aber Alex und Lenka waren beide tot. Chris war also gewarnt.
    Prüfend blickte Chris die Straße hinauf und hinunter, bevor er die Haustür aufschloss. Nichts Verdächtiges, nur ein Mann um die fünfzig, der seinen Hund Gassi führte, und eine genervte Mutter, die zwei unlustige Kinder hinter sich herzog. Niemand lauerte ihm im Treppenhaus auf, und seine Wohnung war verschlossen wie bei seinem Fortgang. Er trat ein, ließ sein Gepäck fallen, setzte den Teekessel auf und hörte seinen Anrufbeantworter ab. Eine Nachricht von Ian.
    »Tut mir Leid, ich kann nicht kommen. Mir ist was dazwischen gekommen. Muss nach Paris. Ich ruf dich nächste Woche an.«
    Chris suchte Ians Handynummer heraus und wählte sie. Er meldete sich.
    »Hallo.«
    »Ian? Chris.«
    »Oh, hallo, Chris.«
    »Wo bist du?«
    »Heathrow.«
    »Hör zu, ich muss dich sehen.«
    »Ja. Tut mir Leid wegen des Mittagessens morgen. Aber wir können es Ende nächster Woche nachholen. Ich ruf dich an, sobald ich wieder zurück bin.«
    »Warum dieser plötzliche Abstecher nach Paris?«
    »Big Deal. Wir müssen rasch handeln. Ich hab erst davon gehört, nachdem du gestern angerufen hast.«
    »Hör mal, es ist Sonnabend!«
    »So ist es nun mal. Ein dickes Geschäft. Wenn sie sagen ›spring‹, dann spring ich.«
    Irgendwas war faul an der Sache. Leute wie Eric, die in der Unternehmensfinanzierung tätig waren, arbeiteten schon mal das Wochenende durch, aber Ian war im Prinzip ein Verkäufer. Die arbeiten von Montag bis Freitag. Jedenfalls hatten sie das, als Chris noch bei Bloomfield Weiss gewesen war.
    »Ich muss mit dir sprechen, Ian. Soll ich nach Heathrow kommen.«
    »Mein Flieger geht in zwanzig Minuten.«
    »Kannst du nicht einen späteren nehmen?«
    »Nein. Ich habe einen Termin in Paris. Es wird sowieso schon ziemlich knapp.«
    Mist, dachte Chris. »Wann bist du zurück?«
    »Kann ich nicht sagen. Hängt davon ab, wie die Sache läuft. Frühestens Ende nächster Woche. Ich ruf dich an.«
    »Ian …«
    »Ich muss jetzt. Ciao.«
    Nachdenklich legte Chris auf. Er glaubte Ian kein Wort.
     
    Der Flug nach Paris war entsetzlich. Ian schwitzte: Wahrscheinlich war die Heizung an Bord zu hoch eingestellt. Eric hatte Recht: In Paris wäre er sicherer. Es war unwahrscheinlich, dass Chris hinter ihm herreiste. Er hatte keine Ahnung, was er am Montag in der Firma sagen sollte. Natürlich wartete kein großes Geschäft in Frankreich auf ihn. Dafür liefen in London einige Transaktionen, um die er sich eigentlich hätte kümmern müssen. Er musste sich eine verdammt gute Geschichte ausdenken, um seinen Abstecher nach Paris zu rechtfertigen. Wenigstens hatte er zwei Tage Zeit, darüber nachzudenken.
    Er hatte Angst. Seit zehn Jahren hatte er Angst. Er hatte sich nach Kräften bemüht, sie zu verbergen, sie zu vergessen, sie zu rationalisieren, aber sie hatte immer unter der Oberfläche gelauert. Und jetzt, nachdem Lenka tot war, hatte ihn die Angst wieder im Griff.
    Er tastete nach dem kleinen Päckchen in seiner Jackentasche. Es war das erste Mal, dass er was mit ins Ausland nahm. Bis jetzt hatte er es sich zur Regel gemacht, auf internationalen Reisen keine Drogen mitzunehmen. Aber London-Paris zählte nicht. Da wurde nur gefilzt, wem man schon von weitem den Schmuggler ansah: dunkelhäutige Burschen mit Schnurrbärten und

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