Das Programm
zurückzuhalten.
»Lass uns ins Badezimmer gehen, Duncan«, sagte Chris und fasste ihn am Arm.
»Nein! Bett!«, sagte Duncan, ließ sich dann aber doch von Chris mitziehen. Kaum sah er die Kloschüssel, brachen alle Dämme. Chris hielt Duncan, während er seinen Mageninhalt ins Waschbecken entleerte.
Chris hörte Ian eintreten. »Heilige Scheiße«, sagte der. »Dieser Blödmann. Ich hoffe, er macht die Sauerei hier weg.«
»Dazu dürfte er wohl kaum in der Lage sein.«
»Ich kümmere mich jedenfalls nicht darum«, sagte Ian, zog sich wieder in sein Zimmer zurück und schloss die Tür fest hinter sich.
Chris säuberte das Waschbecken und Duncan. Dann zog er ihm den größten Teil seiner Kleidung aus und legte ihn ins Bett. Duncan schlief sofort ein.
Am späten Vormittag warf Chris einen Blick in Duncans Zimmer. Er lag auf dem Rücken und starrte mit offenen Augen an die Decke. Im Zimmer hing ein schaler Alkoholgeruch.
»Wie geht’s dir?«, fragte Chris.
»Beschissen«, sagte Duncan heiser. »Kannst du mir ein bisschen Wasser bringen, Chris?«
Chris kehrte mit einem großen Glas zurück, das Duncan in einem Zug leerte. »Mein Gott, tut mir der Kopf weh!«
»So besoffen habe ich dich noch nie gesehen«, sagte Chris.
Duncan schüttelte den Kopf. »Ich weiß noch nicht mal, wie ich nach Hause gekommen bin. Hast du mir geholfen, ins Bett zu kommen?«
Chris nickte.
»Danke.« Duncan fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Igitt. Hab ich gestern Abend gekotzt?«
»Ja. Was war denn los?«
»Wir hatten Streit.«
»Lenka und du?«
»Ja.«
Chris wartete. Er wusste, Duncan würde schon mit der Sprache herausrücken.
Duncan seufzte und verzog das Gesicht gequält. »Diese verdammten Kopfschmerzen. Es ist vorbei, Chris.«
»Echt? Bist du sicher?«
»Ob ich sicher bin? Natürlich bin ich sicher.«
»Warum? Was ist passiert?«
Duncan hielt inne. »Es ist meine Schuld. Ich habe sie zu sehr bedrängt.«
»Weswegen?«
Er seufzte. »Ich habe ihr vorgeschlagen, dass wir zusammenziehen. Das Programm ist in zwei Wochen vorbei, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, nach London zurückzukehren und sie hier zu lassen. Mir ist klar geworden, dass sie das Wichtigste in meinem Leben ist. Meine Karriere bei Bloomfield Weiss ist sowieso im Eimer. Ich habe ihr also gesagt, dass ich kündigen und bei ihr in New York bleiben würde. Es wäre kein Problem, eine Stellung an der Wallstreet zu finden. Sie könne auch mit mir nach London kommen, oder wir würden beide in die Tschechoslowakei gehen. Das sei mir alles gleich. Ich wolle sie bloß nicht verlieren.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Zunächst gar nichts. Sie schwieg, als denke sie nach. Aber ich wusste sofort, dass ich’s vermasselt hatte.« Duncan hielt inne und zog wieder eine gequälte Grimasse – ob wegen der Kopfschmerzen oder Lenka, konnte Chris nicht entscheiden. »Dann sagte sie, auch sie habe darüber nachgedacht, was sein würde, wenn das Programm zu Ende sei. Sie sagte, sie habe mich gern, aber wolle nicht die Verpflichtung eingehen, die ein solches Zusammenleben bedeute. Es sei besser für uns beide, wenn wir uns jetzt trennen würden.«
»Ganz schön heftig!«
»Du sagst es. Und dann habe ich die Sache endgültig in den Sand gesetzt. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe. Ich liebe sie wirklich, Chris. Ich dachte, wenn ich ihr das sage und ehrlich bin, würde sie auch zugeben, dass sie mich liebt. Stattdessen sagte sie keinen Ton mehr. Kein Wort darüber, was sie für mich empfindet, nur, dass es das Beste wäre, wenn wir uns nicht mehr sähen.«
Einen Augenblick hing Duncan seinen trübseligen Gedanken nach.
»Ich konnte die Vorstellung einfach nicht ertragen«, fuhr er dann fort. »Ich bin nur noch zwei Wochen in New York und möchte wenigstens diese Zeit noch mit Lenka verbringen. Also schlug ich ihr vor, dass wir uns weiter sehen und die Zukunft erst einmal beiseite lassen. Aber davon wollte sie nichts mehr wissen. Ich habe auf sie eingeredet, aber sie hat mir nicht zugehört. Zum Schluss hat sie mich praktisch rausgeschmissen.«
»Und dann bist du einen trinken gegangen?«
»Ich wollte es nicht wahrhaben. Will es noch immer nicht. Das zwischen mir und Lenka, das ist etwas ganz Besonderes. Sie ist die tollste Frau, die ich je kennen gelernt habe. So was finde ich doch nie wieder, oder?« Fragend blickte er Chris an.
»Lenka ist was ganz Besonderes«, sagte Chris vorsichtig.
»Natürlich ist sie das«, sagte Duncan.
Weitere Kostenlose Bücher