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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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einzige Frau sei, die er je geliebt habe. Und das mir, seiner Frau, stell dir das vor! Er wollte sie zum Essen oder zu einem Drink einladen. Ich habe ihm gesagt, er soll es lassen, aber er hat es bestimmt getan. Allerdings glaube ich nicht, dass da was war. Sie war sicherlich viel vernünftiger als er.«
    »Ich glaube auch nicht, dass ›da was war‹, wenn dir das hilft«, sagte Chris.
    »Das geht mir heute am Arsch vorbei«, sagte Pippa. »Ehrlich gesagt, es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn sie was miteinander gehabt hätten.«
    »Habt ihr euch deshalb getrennt?«, fragte Chris. »Duncan hat es mir nie erzählt.«
    Pippa seufzte. »Vermutlich ist das der Grund gewesen, aber ich will Duncan gar nicht die ganze Schuld geben. Zu Anfang war ich total verknallt. Er ist süß und schien mich für die tollste Frau der Welt zu halten. Und dann hatte er diesen unwiderstehlichen Dackelblick.« Sie zog eine Grimasse. »Ich bin einfach drauf abgefahren. Doch als wir geheiratet hatten, änderte sich die Situation, und es stellte sich heraus, dass Lenka die tollste Frau der Welt war.«
    »Nicht gerade klug von ihm«, sagte Chris.
    »Allerdings. Aber wie gesagt, es war nicht nur seine Schuld. Hat Duncan dir von Tony erzählt?«
    Chris schüttelte den Kopf.
    »Ein Kollege. Wir hatten was miteinander. Duncan hat es rausgekriegt. Er war ziemlich sauer. Von da an ging unsre Ehe den Bach runter.«
    »Schlimm?«
    »Ja. Es war ein einziges Desaster. Gott sei Dank, dass keine Kinder da waren.«
    »Bis du noch mit Tony zusammen?«
    Pippa wurde rot. »Nein«, sagte sie. »Das war ziemlich rasch vorbei. Ich bin auch nicht die Expertin für Beziehungen.«
    Chris musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, um die nächste Frage zu stellen: »Hältst du es für möglich, dass Duncan Lenka umgebracht hat?«
    »Hm, nein. Nein, das glaube ich nicht.« Aber ihr Zögern war nicht zu übersehen.
    »Dachtest du das nicht vorhin, als du erfahren hast, dass Lenka ermordet worden ist.«
    »Ja.« Pippa blickte in ihr Glas. »Das tut mir Leid. Ich war einfach darauf eingestellt, dass du mich treffen wolltest, weil Duncan in irgendwelchen Unannehmlichkeiten steckt, und als du dann gesagt hast, sie sei umgebracht worden, war mein erster Gedanke: Das ist es also! Doch selbst in seinen schlimmsten Augenblicken würde Duncan so etwas nie tun.«
    »Ein Nachbar hat gesagt, Duncan habe sich vor Lenkas Wohnung rumgetrieben.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Außerdem sieht es so aus, als sei Lenka ihm aus dem Weg gegangen.«
    »Auch das überrascht mich nicht. Ich hatte nie den Eindruck, dass Lenka seine Gefühle erwiderte. Offenbar war sie viel vernünftiger als er.«
    »Aber wenn sie ihn abblitzen ließ, müssen wir dann nicht davon ausgehen, dass Duncan wütend war?«
    »Ja. Er war völlig fertig.« Pippa leerte ihr Glas. »Hör zu. Er hat mich maßlos genervt, aber eine Zeit lang habe ich den blöden Kerl geliebt. Er ist kein Mörder. Das weiß ich.« Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich muss gehen. Danke für den Wein. Und die Sache mit Lenka tut mir Leid. Ich weiß, dass sie eine gute Freundin von dir war.«
    Mit diesen Worten verschwand Pippa und ließ Chris noch ratloser zurück als vorher.
     
    Als Chris seine Wohnungstür öffnete, hörte er das Telefon. Er nahm den Hörer ab. Seine Mutter.
    »Hallo, Chris. Wie geht’s dir? Ist alles in Ordnung?«
    Woher, zum Teufel, wusste sie, dass etwas nicht in Ordnung war? Chris hatte mit ihr nicht über Lenka gesprochen. Er wollte sie damit nicht belasten und verhindern, dass auch sie noch in Panik geriet. Das wäre einfach zu viel gewesen.
    »Bist du noch dran? Ich hab mir solche Sorgen gemacht.«
    »Warum, Mum?«
    »Weil du seit zwei Wochen nicht angerufen hast, deshalb.«
    »Aber ich muss doch nicht jede Woche anrufen, oder?«
    »Das musst du nicht, mein Kleiner, aber du tust es.«
    Chris schloss die Augen. Es gab keine Chance, der Familie zu entkommen. So war es bei allen Polen in Halifax. Selbst als Erwachsener konnte man sich von den Eltern nicht befreien. Eine enge Familienzusammengehörigkeit war ja angeblich eine gute Sache, aber manchmal, nein, meistens, wollte er einfach erwachsen sein und mit der Sippschaft nichts mehr zu tun haben.
    »Du hast doch was, stimmt’s?«, sagte seine Mutter, jetzt eher besorgt als vorwurfsvoll.
    »Du hast Recht, Mum.« Chris holte tief Atem. »Lenka ist tot.«
    »Oh, nein!«
    »Leider doch.«
    »Und wie ist es passiert? Ein Autounfall?«
    »Nein.« Chris setzte sie

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