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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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ins Dunkle.
    »Keine Ratten«, bemerkte Fio.
    »Und kein anderes Krabbelzeug«, ergänzte Peter. »Keine Käfer, keine Spinnen … nichts, was man in Filmen in solchen Kulissen sieht.«
    Fio blickte immer wieder nach links und rechts und sah tatsächlich nichts als feuchte Wände, hier und da eine Pfütze auf dem Boden. Aus Seitengängen, die sich ins Finstere fraßen, wehte kalte Zugluft.
    Peter blieb stehen. »Das muss es sein.«
    Über seine Schulter hinweg machte Fio das Viereck einer weiteren Tür aus … einer Tür, wie sie an diesem Ort aussehen musste, wie die Türen auch im Stiftskeller ausgesehen hatten: dunkel, massiv, aus schweren, rissigen Bohlen, von Alter und Feuchtigkeit geschwärzt, von rostigen Bändern zusammengehalten.
    Den Schlüssel schon in der Hand, trat Peter vor.
    Fios Augen waren schärfer. »Den Schlüssel kannst du stecken lassen«, sagte sie, griff an ihm vorbei und versetzte der Tür einen Stoß. Langsam und lautlos schwang sie nach innen. Auch dahinter gab es kaum Licht. Es war nur eben hell genug, um Fio eines auf den ersten Blick erkennen zu lassen: Der Raum jenseits dieser Schwelle sah so aus, wie sie sich Döberins Büro vorgestellt hatte – in höchster Potenz.
    Kaum eine Handbreit Stein war von den Wänden zu sehen; vor jeder war eine fast lückenlose Mauer aus Büchern und Papier hochgezogen worden. Regale und Tische aus narbigem Holz füllten den Raum, Glas und Gerät die Regale und Tische. Wie unsichtbarer Nebel lag der Geruch von Konservierungs- und Reinigungsmitteln über allem. Von der Decke hingen, wie zur bizarren Dekoration, Helixgebilde in allen möglichen Größen, die im Luftzug sachte pendelten und den Blick auf sich ziehen wollten.
    »Und wo steckt der Professor?«, flüsterte Peter.
    Fio trat wie von Sirenen gelockt an ihm vorbei durch die Tür. Sie sah Döberin ebenso wenig wie er, zweifelte allerdings nicht daran, dass er hier war, irgendwo im Zwielicht, das beinahe Dunkelheit war, bloß ein Schatten unter Schatten. Der Professor beobachtete sie, um ihre Reaktion auf den Anblick dieses Labors zu studieren.
    Seine Augen waren jedoch nicht die einzigen, die seine ausgesuchten Studenten in dieser Alchimistenküche tief unter Wien erwarteten; sein Blick war lediglich der einzige lebendige. Dutzende Augen starrten ihnen entgegen, durch die Wandungen von Gläsern hindurch und aus den Flüssigkeiten darin. Nicht alle dieser Augen gehörten Tieren …
    … die hoffentlich nie auch nur einen Atemzug getan haben.
    In Fio lagen Faszination und Furcht im Widerstreit, dann paarten sie sich zu Übelkeit. So wenig auch zu sehen war, es war doch mehr als genug; genug in jedem Fall, um keinen Zweifel daran zu lassen, was dieser Ort war: Eine Baustelle verpönten Lebens.
***
    B ERLIN , S ANKT -V INZENZ -K RANKENHAUS
    Die schwere Tür fiel hinter Theo ins Schloss. Der dumpfe Laut hallte lange durch die Gewölbegänge, die tief unter ihm und der Erdoberfläche lagen. Kühle und Stille umschlossen ihn wie ein Sarg samt Deckel. Einen Augenblick lang kam Theo sich vor wie eingesperrt und musste sich mit einer beinahe körperlichen Anstrengung dem Impuls widersetzen, sich umzudrehen und die Tür wieder zu öffnen, nur um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich noch aufging. Aber der Moment verstrich, und Theo ging die Stufen hinunter – und mit ihm ein Dutzend Unsichtbarer, wie es die Echos um ihn herum und aus der Tiefe glauben machen wollten.
    In der Regel war die landläufige Annahme, die pathologischen Abteilungen von Kliniken lägen stets im Keller und seien kalte, unheimliche Orte, nicht mehr als ein Klischee. Das Sankt-Vinzenz-Krankenhaus war die Ausnahme von dieser Regel: Hier fanden die Sektionen wirklich im Keller statt, und der Raum mit den Kühlfächern, wie jedermann sie aus Filmen und Fernsehen kannte, lag ebenfalls dort unten. Darüber hinaus sprach man im Hausjargon nicht ohne Grund von der »Gruft«, wenn man die Pathologie meinte. Denn tatsächlich waren in dieser steinernen Tiefe einst Tote bestattet worden -die verstorbenen Mönche jenes Klosters, auf dessen Grundmauern man das Krankenhaus einst errichtet hatte. Diese Tatsache war wiederum ein gewichtiger Grund für die Denkmalschützer gewesen, gegen gravierende Veränderungen der Bausubstanz ihr Veto einzulegen – mit Erfolg. Dementsprechend präsentierte sich die Gruft in ihren wesentlichen Zügen auch heute noch so wie damals mit »rustikalem Charme«, wie Theo und andere Spötter es

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