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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Paul auf den Beifahrersitz bugsierte. Niemand griff ein. Weil jeder dem Augenschein traute, weil niemand wusste, was hier wirklich vorging. Dass hier nicht geholfen, sondern jemand entführt wurde.
    Und dass nur ein paar Schritte weiter, an diesem Tisch unter der Markise, jemand starb.
    Ihr Körper schien schon tot. Sara kam sich wie gefangen darin vor, lebendig begraben in ihrem eigenen steifen, erkaltenden Fleisch. Aber auch dieses Gefühl verging.
***
    W IEN , UNTER DER U NIVERSITÄT
    Inzwischen war Fio enttäuscht. Wenn auch ohne recht zu wissen, warum eigentlich. Weil ihr nicht klar war, was genau sie erwartet hatte. Woran sie unter Professor Döberins Aufsicht arbeiten würden. Sie hatte dabei nicht an etwas wirklich Spektakuläres gedacht, etwas Ungeheuerliches, nein. Aber doch an etwas Neues, das man »droben« nicht durfte, weil ein Wust von Gesetzen und Grundsätzen die Genforschung auch heute noch so behinderte, dass ihre Möglichkeiten nicht wirklich auszuschöpfen waren. Mehr noch, es war verpönt, manche Dinge auch nur zu denken.
    Was sie hier jedoch taten, unter Döberins Augen, das war andernorts schon zigmal getan worden, nicht nur im Roslin-Institut, der »Wiege« des ersten und unterdessen längst toten Klonschafs, sondern praktisch überall auf der Welt. Sie extrahierten den Kern lebender wie auch toter Zellen, setzten sie in Eizellen ein, legten Kulturen an; sie operierten an Mäusen, Ratten und Amphibien, als setzten sie abnorme Puzzlespiele zusammen … Nichts wirklich Besonderes, nichts weiter als handwerkliche Tätigkeiten, die man in anderen Labors den Assistenten überließ.
    Am faszinierendsten fand Fio noch das bloße Handling der DNS, dieses zwei Meter lange Molekül, das doch Platz fand in einem Zellkern, so winzig, dass er für das menschliche Auge unsichtbar war. Eine ihrer »Übungen«, bestand darin, DNS-Moleküle in einem Reagenzglas – die sie als unauffällige wasserklare Flüssigkeit füllten – zu zerbrechen; das geschah durch simples Umrühren. Dann forderte Döberin sie auf, einzelne Teile zu extrahieren und nach Möglichkeit wieder zusammenzusetzen. Zu diesem Geduldsspiel bedurfte es mehr als nur einer ruhigen Hand, und Fio hatte nun doch Mühe, ihre Erregung zu unterdrücken und wahres Fingerspitzengefühl zu beweisen.
    Wobei Döberin, das fiel ihr gerade jetzt auf, genau das zu interessieren schien: ihre Finger, die Ruhe, mit der sie zu Werke gingen, die Geschicklichkeit …
    Diese Feststellung, eigentlich nur ein Gedanke, wollte in Fio etwas auslösen, einen Prozess in Gang setzen, der erste Gedanke sein in einer ganzen Kette, die an ein Ziel geführt hätte. Aber es schien, als finde dieser eine Gedanke keine anderen Kompatiblen, und so zog er sich wieder zurück.
    Jetzt war Peter Mratschek an der Reihe, und Fio kam nicht umhin, ihm zuzugestehen, dass er sich besser anstellte als sie. Und dass sie mit dieser Beobachtung nicht allein dastand, bewies ihr ein Blick in Döberins Gesicht, in dem sich zwischen all den tiefen Furchen, die es durchpflügten, ein ganz stilles Lächeln formte. Und in seine dunklen, fast schwarzen Augen kam Licht.
    Ein Gedanke von vorhin meldete sich in Fio zurück und suchte noch einmal Anschluss …
    Sie ließ den Blick schweifen, weil etwas an Döberins zufriedener Miene sie störte.
    Auch das Labor in den Katakomben unter der Universität und Wien kam ihr nun, da sie ein paar Mal hier gewesen war, nicht mehr aufregend vor; der allererste Eindruck, den sie davon gewonnen hatte, war längst verflogen, eigentlich schon in dem Moment, da Döberin alle Lampen eingeschaltet hatte. Wie ein Schatten in der Ecke des Zimmers, zwischen Schrank und Wand, der sich im Dunkeln zu bewegen schien – und bei Licht nicht einmal mehr da war.
    Döberins unterirdisches Labor war einfach nur alt. Alles darin war zwar noch funktionsfähig, aber überholt. Wie zusammengetragen aus all den Dingen, die man in anderen, »richtigen« Labors ausrangiert und zum Sperrmüll gestellt hatte. Nur die allerwenigsten Apparate und Gerätschaften hätte Fio mit Wohlwollen als Antiquitäten ihrer Art bezeichnet.
    Sie spürte, dass ihr Wohlwollen nachließ – und etwas anderes an seine Stelle trat. Neugier. Andere Neugier als jene, die sie Döberins Einladung hatte folgen lassen; nicht länger Neugier darauf, was er tat, sondern warum er es tat. Das war es jetzt, was Fio wissen wollte. Denn welcher Grund auch hinter all dieser Geheimniskrämerei stecken mochte, es ging ganz

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