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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Strauchs, der ihm leidlich Deckung bot, und riss ein paar Zweige ab …
    Deckung …?
    Warum brauchte er Deckung? Was war hier los, wo war er da hineingeraten?
    Seine Gedanken wollten zurückspringen, eine halbe Minute nur, hin zu dem Augenblick, da er Hajek entdeckt hatte. Doch etwas anderes in ihm ließ diesen Sprung nicht zu, trieb ihn stattdessen an, exakt in dem irrwitzigen Tempo, in dem die Ereignisse sich überschlugen.
    »Weg!«, rief eine Frauenstimme; Theo glaubte, dass es die der jungen Frau war, die Hajek vor dem ersten Schuss dieser offenbar Wahnsinnigen gerettet hatte.
    Da war sie auch schon neben ihm. Bäuchlings kriechend setzte sie sich in Bewegung. Er selbst wusste nicht, was man in einer solchen (irrsinnigen!) Situation tat. Die Gedanken in seinem Schädel waren wie Fische in einem Aquarium, keiner ließ sich einfangen und festhalten. Dann bemächtigte sich offenbar das Unterbewusstsein seines Körpers und ließ ihn dem Beispiel der Frau folgen. In tiefster Gangart, wie man das im Soldatenjargon wohl nannte, hielt Theo auf eine Buchsbaumhecke zu.
    Abermals hörte er jenes Geräusch, das ein bisschen klang wie ein unterdrücktes Niesen, dann fraß sich etwas Pfeifendes, rasend Schnelles ins Gebüsch, links von ihm, wo er Hajek vermutete.
    »Haut ab!«
    Hajeks Stimme kam nicht ganz von der Stelle, wo die letzte Kugel hingegangen war.
    Es hätte seiner Aufforderung gar nicht bedurft. Fast synchron mit der jungen Frau tauchte Theo, immer noch fest gegen den Boden gepresst, in das Buschwerk ein. Dürre Zweige verhakten sich in seinem Mantel, seinen Hosenbeinen, als wollten sie ihn wie mit knöchernen Fingern festhalten. Stoff riss. Neben ihm fluchte die Frau, Theo fiel mit ein. Ein Blick zur Seite. Ihr Gesicht war schweißnass, genau wie sein eigenes, und sicher klopfte auch ihr das Herz in der Brust wie die Faust eines Verzweifelten gegen das Holz einer Tür.
    Da haben wir ja etwas gemeinsam, dachte Theo mit einem allerletzten Rest seines ruhigen Verstandes. Panik …
    Sie war ihrer beider Triebfeder, diese tief greifende Angst ums nackte Leben, die für nichts anderes mehr Raum ließ und den Körper rücksichtslos voranpeitschte.
    Theo kam auf der anderen Seite der Hecke als Erster zum Vorschein. In gebückter Haltung half er der Frau, mit der Gefahr und Not ihn zusammengespannt hatten. Dabei sah er sich gehetzt um. Wegen des nasskalten Wetters waren nicht viele Besucher auf dem Friedhof. Theos Blick wanderte über einen Ausschnitt des Gräberfelds, über leere Wege. Kurz erwog er, nach Hajek zu rufen. Dann ließ er es bleiben, aus Angst, sich zu verraten. Ebenso verwarf er den Gedanken, die Polizei zu rufen. Erst einmal mussten sie sich in Sicherheit bringen.
    Immer noch geduckt im Schatten der Sträucher hockend, zeigte Theo dorthin, wo sich hinter Bäumen eine dreifach mannshohe Ziegelmauer hinzog.
    »In die Richtung!«, zischte er der jungen Frau zu. »Mein Auto steht gleich neben dem Tor. Kommen Sie!«
    Gebückt liefen sie los und verschwanden in einem Spalier aus Grabsteinen. Ihre Schritte knirschten auf dem regennassen Kies. Mit jedem Atemzug sog Theo den teils süßen, teils fauligen Geruch von Blumen ein. Aus dem Augenwinkel nahm er eine alte Frau mit schmutzigen Händen und hochgekrempelten Ärmeln wahr, die ihnen kopfschüttelnd und vor sich hin murmelnd nachsah.
    Immer wieder warf Theo suchende Blicke hierhin und dorthin. Nirgends rührte sich etwas Verdächtiges. Die Panik, das Kochen und Brodeln in seinem Denken und seinen Adern, wollte sich allerdings noch nicht legen. Irgendetwas in ihm – ein zweiter, anderer Theo, wie ihm vorkam – blieb auf der Hut.
    Er atmete mehrmals tief ein und aus, und es wurde ein wenig besser. Wenn auch wirklich nur ein wenig.
    Immerhin beruhigten sich seine Gedanken so weit, dass er zumindest einen klaren fassen konnte: Allem Anschein nach schoss die verrückte Fremde nicht mehr auf sie.
    Da geriet dieser ruhiger werdende Fluss in ihm aber auch schon ins Stocken und schoss dann, wie in Wildwasser verwandelt, weiter: Auf sie wurde offenbar nicht mehr geschossen. Und auf Hajek? Wo war Hajek überhaupt?
    Theo blickte sich von neuem um, wagte sich eine Spur höher aus dem Schutz der Grabmäler, rechnete schon damit, dass irgendwo in allernächster Nähe eine Kugel Funken sprühend gegen Stein schlagen würde.
    Nichts geschah.
    Wenn Hajek floh wie sie, würde er dann nicht auch instinktiv versuchen, den Friedhof zu verlassen, so wie sie es taten oder wenigstens

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