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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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akzeptierte, dass es so war, sie zwang die in ihr verwurzelte Kraft, auch das zu glauben, mit aller Macht.
    Was sie nicht glauben konnte, war, dass Döberin kommen würde, um sie hinauszulassen.
    Aber er kam. Irgendwann. Es mochten Stunden vergangen sein, von denen Fio nicht eine Minute mitbekommen hatte.
    Er öffnete die Tür, und in dem herrschenden Licht wirkte sein Gesicht noch tiefer zerfurcht als vorher. Vielleicht war es mehr als nur eine Täuschung. Die Sorge, die ihm in den stets traurig blickenden Augen stand, hatte womöglich jede Linie in seinem Gesicht wie mit einer Klinge nachgezogen.
    Fio wollte sich auf ihn stürzen. Sie tat es aus zwei Gründen nicht: Zum einen war ihr Körper immer noch wie von ihrem Willen befreit, und zum anderen verfehlte die Waffe in Döberins gesunder Hand auch jetzt ihre bedrohliche Wirkung nicht.
    Döberins Droge hatte sie sich widersetzen können, der denkende und glaubende Teil ihrer selbst jedenfalls. Vom Leben lassen wollte aber auch dieser Teil nicht. Das letzte Quäntchen innerer Überzeugung und Hingabe an alles, woran sie glaubte, schien Fio doch zu fehlen.
    Zur Märtyrerin reichte es nicht.
***
    W IEN , AM N ACHMITTAG
    Sie hatten gewartet, bis das letzte Rauchwölkchen über dem schwarzen Ruinenfeld verweht, das letzte Glutnest verglommen und die Brandwache endlich abgezogen war. Im Licht des späten Nachmittags waren Sara und Theo unter dem Absperrband hindurchgeschlüpft, stiegen jetzt zwischen schwarzen Mauerfragmenten durch Schutt und Asche und leuchteten mit Taschenlampen in Löcher und Ecken. Der Geruch, den alles hier immer noch ausdampfte, wirkte auf Sara wie eine Zeitmaschine. Er trug sie zurück in die gestrige Nacht, in der dieser Ort wie die Hölle gebrannt hatte, und ließ sie den Wahnsinn, mitten in diese Hölle zu treten, noch einmal erleben.
    Heute war dieser Ort tot und die einzige Spur, die sie hatten. Aber alle Hinweise, wenn es sie denn gegeben hatte, waren in Flammen aufgegangen. Dazu brauchten sie nicht jeden Stein einzeln umzudrehen. Sie würden unter keinem irgendetwas finden. ProMed und alles, was damit zu tun hatte, war ein für alle Mal gründlich ausradiert.
    Dennoch standen sie nicht mit leeren Händen da. Sie wussten mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, dass Paul sich in Wien befand. Sie wussten sogar, ungefähr jedenfalls, wo in Wien er zu finden war: in einem unterirdischen Labyrinth, von dessen Existenz sie ebenfalls Kenntnis hatten. All dies war mehr als das, was sie vor vierundzwanzig Stunden aufzuweisen gehabt hatten. Trotzdem war die Situation jetzt so anders nicht. Denn eines wussten sie nicht: wie sie in dieses Netz aus Gängen und Räumen unter Wien gelangen konnten.
    Theo war letztlich aus einem Kanalzustieg geklettert, in irgendeiner Seitenstraße. Von dort aus den Weg zu Paul finden zu wollen, wäre ein von vornherein zum Scheitern verurteilter Versuch. Theo hatte ihr erzählt, wie es da unten aussah, wie weit und groß alles war, und obwohl seine Erzählung nicht sehr farbig gewesen war, hatte Sara sich ein ausreichendes Bild davon machen können.
    Die ohnedies nur vage Hoffnung, durch den Keller der Ruine in den Komplex einzusteigen, zerschlug sich, kaum dass sie den Brandort betreten hatten. Es gab keine Lücke, die in den kreuz und quer liegenden, alles übersäenden Trümmern zufällig frei geblieben und noch zufälliger bis dorthinunter gereicht hätte, wo der Einstieg liegen musste.
    Nein, sie waren nicht wirklich vorangekommen …
    »Wenn ich wüsste, was damit aufzuschließen ist«, hörte Sara Theo sagen. Sie drehte den Kopf. Theo hielt den Schlüssel in der Hand, den er gestern Nacht von dem Sterbenden ausgehändigt bekommen hatte.
    »Lass mal sehen«, sagte sie, und er reichte ihr den Schlüssel. Ihre Hände berührten sich, und er war es, der die Berührung einen Moment länger dauern ließ, als sie eigentlich gedauert hätte. Immerhin, sie ließ es zu, zog ihre Hand nicht fort. Widerstand jedoch dem Impuls, ihre Finger um seine zu schließen.
    Der Schlüssel lieferte keinen Hinweis auf das Schloss, in das er passte, auch jetzt nicht; »untersucht« hatte Sara ihn schon in der Pension, als draußen die Sonne aufgegangen war, sie rekapituliert hatten, was alles geschehen war und was sich daraus ergab.
    Vielleicht …
    Ein überraschter Aufschrei ließ Sara den angefangenen Gedanken vergessen.
    »Schau dir das an«, sagte er. Sie steckte den Schlüssel ein und ging zu ihm, vier, fünf knirschende Schritte

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