Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
der Zug hält. Dort könnten unsere Leute zusteigen.«
Wilson schaute Jonson nachdenklich über die Schulter. Die Digitaluhr auf dem Nachttisch des Hotelzimmers zeigte zwanzig nach zwei an.
»Sergeij und Dimitrij sollen dem Zug folgen und an einer der nächsten Bahnhöfe zusteigen«, ordnete Wilson an. »Orte so lange weiter das Handy. Ich erwarte, dass sie uns auf dem Laufenden halten. Und Susan und Miles sollen weiter den Wagen der beiden in Mainz suchen. Wir müssen herausfinden, ob sie noch immer zusammen sind; möglicherweise ist ja einer von ihnen mit dem Auto unterwegs. Ich haue mich für ein paar Stunden aufs Ohr. Wenn es Neuigkeiten gibt, weckt mich!«
»Eins noch«, sagte Jonson und reichte Wilson einen Ausdruck, der neben ihm lag. »Mir ist aufgefallen, dass Sergeij regelmäßig nach Moskau telefoniert. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
Wilson ergriff das Papier mit seiner freien Hand und warf einen skeptischen Blick darauf. »Danke. Vielleicht ist es ja nur seine Familie.«
»Soweit ich weiß, leben die in St. Petersburg«, erwiderte Jonson. »Wollte es nur mal mitteilen.«
Wilson gähnte. »Vielen Dank, Peter. Ich werde es mir bei Gelegenheit anschauen.«
Er verließ den Raum und betrat im Hotelflur die Tür des Nachbarzimmers. Mühsam klemmte er das Papier zwischen die Finger, mit denen er den Teebecher umklammerte, und hielt dann mit der frei gewordenen Hand seine Schlüsselkarte gegen den Türknauf. Ein grünes Lämpchen leuchtete, und er drückte mit seiner Schulter die Tür auf. Mit dem Ellbogen schaltete er das Licht in seinem Zimmer ein.
Erschrocken zuckte er zusammen und schüttete den heißen Inhalt des Bechers über seine Hand und das Papier, das Jonson ihm gegeben hatte. Auf dem Bett saß John Adams.
»Scheiße, meine Hand!«, fluchte Wilson, stellte den Becher auf den Tisch und legte das Papier daneben. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich die verbrühte Hand. »Was schleichen Sie sich in mein Zimmer! Ich dachte, Sie sind in London?«
Adams sprang auf und trat zu ihm. »Ich wollte mit Ihnen unter vier Augen sprechen«, antwortete er. Dann deutete er auf Wilsons Hand. »Kühlen hilft!«
»Ist schon gut«, entgegnete Wilson misstrauisch.
»Sie sind nicht in dem Zug nach Augsburg«, erklärte Adams und ging wieder zum Bett.
»Woher wissen Sie, dass wir das Handy geortet haben?«, fragte Wilson entgeistert.
»Es ist mein Job, alles zu wissen«, raunzte Adams ihn an. »Und offen gestanden, hätte ich mir auch von Ihnen erhofft, dass Sie den kompletten Überblick haben.«
Wilson rieb sich die Augen. »Ich bin müde. Können wir das nicht morgen alles erörtern?«
Adams schüttelte den Kopf. »Ich habe mit dem Beirat gesprochen. Sie sind Ihres Amtes enthoben. Ab sofort leite ich die operativen Aktionen.«
Wilson öffnete den Mund und starrte Adams an. »Das können Sie nicht machen!«, rief er.
»Natürlich kann ich«, entgegnete Adams. »Ich habe noch niemals erlebt, dass jemand eine Operation so verbockt hat wie Sie!«
»Wir sind kurz davor –«, begann Wilson.
»Sind Sie nicht«, schnitt ihm Adams das Wort ab. »Die beiden jungen Leute legen vergiftete Köder aus, und Sie stürzen sich darauf wie ein tollwütiger Fuchs! Hier ist Ihr Flugticket nach London!« Adams ließ einen Umschlag auf das Bett fallen.
Wilson blickte erst auf das Kuvert und dann auf Adams. »Und was soll ich dort tun?«, erkundigte sich Wilson.
»Man wird Sie in ein neues Projekt einweisen. Eine spannende Aufgabe.«
»Und was?«, fragte Wilson skeptisch. Erneut rieb er sich seine verbrühte Hand.
»Es geht um die Pest. Die ist in einem abgelegenen Teil von Madagaskar ausgebrochen. Wir unterstützen die WHO bei der Suche nach der Quelle. Dort ist Detektivarbeit vom Feinsten gefragt.«
»Das können Sie nicht machen!«, stieß Wilson empört aus.
»Seien Sie froh, dass wir Ihnen überhaupt eine neue Aufgabe geben. Sie wissen, wie unsere Aufhebungsvereinbarungen normalerweise aussehen.«
Wilson wich zurück. »Schon gut. Madagaskar ist schön. Gerade in dieser Jahreszeit.«
»Gut, dass wir uns einig sind. Dickens wird Sie in London auf Ihre Mission vorbereiten. Und nehmen Sie einen Mundschutz mit. Pestbeulen sind wirklich nicht hübsch!«
Ein paar Sekunden später klopfte es an der Tür des Nachbarzimmers. Jonson öffnete und schaute Adams verwundert an. »Sir, was machen Sie hier?«, fragte er.
»Ich leite die Operation ab sofort.«
»Und was ist mit Mr. Wilson?«
»Der hat
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