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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Aufgabe erfüllen würde. Die Domani, die Lan im Schankraum angestarrt hatte, stimmte ebenso lautstark zu und erhielt für ihr Gezeter den scharfen Befehl der Wirtin, die Wache zu holen, begleitet von einem kräftigen Schubs, damit sie sich auf den Weg machte. Es war ein Zeichen für Frau Arovnis Erschütterung, dass sie einen Gast so behandelte, und ein Zeichen für die Erschütterung aller, dass die Domani losrannte, ohne sich zu beschweren. Die Wirtin trommelte Männer zusammen, um die Toten wegzuschaffen.
    Ryne sah von Bukama zum Stall, als würde er nicht begreifen – was vielleicht sogar zutraf –, aber er sagte: »Ich glaube nicht, dass das Straßenräuber waren.« Er zeigte auf den Mann, der wie ein Hufschmied aussah. »Der da hat Edeyn Arrel zugehört, als sie hier war, und ihm hat gefallen, was er gehört hat. Ich glaube, einer der anderen auch.« Glöckchen läuteten, als er den Kopf schüttelte. »Merkwürdig. Zum ersten Mal sprach sie davon, den Goldenen Kranich aufzuziehen, als wir hörten, dass du vor den Leuchtenden Mauern gefallen wärst. Dein Name lockt Männer an, aber nach deinem Tod hätte sie el’Edeyn sein können.«
    Er breitete die Arme aus, als er die Blicke sah, die Lan und Bukama ihm zuwarfen. »Ich erhebe keine Vorwürfe«, sagte er hastig. »Ich würde Lady Edeyn niemals einer solchen Sache beschuldigen. Ich bin sicher, sie besitzt die Barmherzigkeit einer Frau.« Frau Arovni grunzte verächtlich, und Lira murmelte fast unhörbar, dass der hübsche Arafeler nicht viel über Frauen wisse.
    Lan schüttelte den Kopf. Nicht ablehnend. Edeyn hätte sich durchaus dazu entschließen können, ihn töten zu lassen, wenn es ihren Zwecken diente, sie hätte hier und da entsprechende Befehle hinterlassen können für den Fall, dass sich die Gerüchte über seinen Tod als falsch erweisen sollten, aber selbst wenn es so war, wäre das immer noch kein Grund gewesen, ihren Namen in diesem Zusammenhang auszusprechen, schon gar nicht vor Fremden.
    Bukamas Hände, mit denen er einen Riss in Lans Ärmel gespreizt hatte, hielten inne. »Wohin gehen wir?«, fragte er leise.
    »Chachin«, sagte Lan nach einem Augenblick. Man hatte immer die Wahl, aber manchmal war jede Alternative finster. »Du musst Sonnenlanze hierlassen. Ich habe vor, morgen bei Dämmerung aufzubrechen.« Sein Gold würde für ein neues Reittier für den Mann reichen.
    »Sechs!«, knurrte Ryne, der das Schwert mit beträchtlicher Wucht in die Scheide stieß. »Ich glaube, ich reite mit Euch. Ich würde lieber erst nach Shol Abela zurückkehren, wenn ich sicher bin, dass mir Ceiline Noreman nicht die Schuld am Tod ihres Gemahls in die Schuhe schiebt. Und es wird schön sein, den Goldenen Kranich wieder wehen zu sehen.«
    Lan nickte. Seine Hand auf das Banner zu legen und das aufzugeben, was er sich vor all den Jahren geschworen hatte, oder sie aufzuhalten, wenn er konnte. So oder so, er musste Edeyn gegenübertreten. Die Große Fäule wäre viel einfacher gewesen.

KAPITEL 17

    Eine Ankunft
    A m Ende des ersten Monats war Moiraine zu der Erkenntnis gekommen, dass Prophezeiungen nachzujagen nur wenig mit Abenteuern zu tun hatte, dafür aber viel mit Langeweile. Jetzt, drei Monate nachdem sie Tar Valon verlassen hatte, bestand ihre großartige Suche größtenteils aus Frustration. Die Drei Eide sorgten noch immer dafür, dass sich ihre Haut zu eng anfühlte, und nun kamen noch wund gerittene Schenkel dazu. Der Wind ließ die Fensterläden klappern, und sie rutschte auf dem harten Holzstuhl herum und verbarg ihre Ungeduld, indem sie einen Schluck ungesüßten Tee trank. In Kandor waren die Annehmlichkeiten in einem Trauerhaus auf ein Minimum reduziert. Es hätte sie nicht allzu sehr überrascht, Eisblumen auf den Möbeln mit den Blattschnitzereien oder der Metalluhr über dem kalten Kamin zu sehen.
    »Es war alles so seltsam, meine Lady«, seufzte Jurine Najima und drückte ihre Töchter das zehnte Mal an sich, als wollte sie sie nie wieder loslassen. Der atemraubende Griff schien ihnen Trost zu spenden. Colar und Eselle, vielleicht dreizehn oder vierzehn, die dicht am Stuhl ihrer Mutter standen, hatten langes schwarzes Haar und große blaue Augen, die noch voller Trauer waren. Auch die Augen ihrer Mutter wirkten groß in dem nach der Tragödie verhärmten Gesicht, ihr schlichtes graues Kleid schien für eine größere Frau gemacht zu sein. »Josef war immer vorsichtig mit Laternen im Stall«, fuhr sie fort, »und er duldete nie offenes

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