Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
kein Interesse daran, in die Burg zu gehen. Ist, was das angeht, völlig verstockt. Und heimlichtuerisch. Man sollte meinen, wir hätten mitbekommen müssen, wenn eine Wilde selbst in einem unbedeutenden cairhienischen Adelshaus auftaucht, aber dieses Kind bleibt gern für sich.«
Larelle und Merean sahen Moiraine an, Larelle zog eine dünne Augenbraue hoch, Merean versuchte offenbar, ein Lächeln zu unterdrücken.
»Das stimmt schon, Aes Sedai«, sagte Moiraine vorsichtig, aber erleichtert, dass jemand anders ihr den Boden bereitet hatte. »Ich habe nicht den Wunsch, mich als Novizin einzuschreiben, und werde es auch nicht tun.«
Felaana betrachtete sie abschätzend, aber sie sprach immer noch zu den anderen. »Sagt, sie ist zweiundzwanzig, aber diese Regel ist schon das eine oder andere Mal missachtet worden. Eine Frau sagt, sie ist achtzehn, und so wird sie eingetragen. Es sei denn, es wäre zu offensichtlich eine Lüge, und dieses Mädchen könnte leicht …«
»Unsere Regeln sind nicht dazu da, um gebrochen zu werden«, sagte Larelle schneidend, und Merean fügte trocken hinzu: »Ich glaube nicht, dass diese junge Frau hinsichtlich ihres Alters lügt. Sie möchte keine Novizin sein, Felaana. Lasst sie ihres Weges gehen.« Moiraine hätte fast einen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen.
Obwohl Felaana so viel schwächer als die beiden war, dass sie sich von ihnen das Wort abschneiden lassen musste, stand sie auf und hatte eindeutig die Absicht, die Diskussion fortzusetzen. Sie hatte sich gerade halb erhoben, da sah sie die Treppe hinter Moiraine hinauf. Ihre Augen wurden groß, abrupt setzte sie sich wieder und vertiefte sich in ihr Notizbuch, als würde nichts sonst auf der Welt existieren. Merean und Larelle rafften ihre Stolen zusammen, die grauen und blauen Fransen gerieten in Bewegung. Sie sahen aus, als wären sie am liebsten anderswo. Und sie sahen so aus, als wären ihre Füße am Boden festgenagelt.
»Dieses Mädchen möchte also keine Novizin sein«, sagte eine Frauenstimme von der Treppe. Eine Stimme, die Moiraine nur einmal gehört hatte, vor zwei Jahren, aber nie wieder vergessen würde. Einige Frauen waren stärker als sie in der Macht, aber nur eine einzige konnte so viel stärker sein als alle anderen. Widerwillig sah sie über die Schulter.
Fast schwarze Augen musterten sie unter einem Knoten aus eisengrauem Haar mit goldenem Schmuck: Sterne und Vögel, Mondsicheln und Fische. Auch Cadsuane trug eine Stola, die mit grünen Fransen versehen war. »Meiner Meinung nach, Mädchen«, sagte sie trocken, »würden Euch zehn Jahre in Weiß guttun.«
Alle hatten geglaubt, Cadsuane Melaidhrin sei irgendwann im Ruhestand gestorben, bis sie bei Ausbruch des Aiel-Krieges wieder aufgetaucht war, und zahlreiche Schwestern wünschten sich wahrscheinlich, sie würde tatsächlich im Grabe ruhen. Cadsuane war eine Legende, und es war höchst unerfreulich, wenn sie in voller Lebensgröße vor einem stand und einen ansah. Die Hälfte aller Geschichten, die sich um sie rankten, grenzte an das Unwahrscheinliche, die andere Hälfte ging darüber hinaus, selbst bei denen, die Beweise dafür hatten. Ein seit lange vergessener König von Tarabon, von dem bekannt geworden war, dass er die Macht lenken konnte, war aus seinem Palast entführt und nach Tar Valon gebracht worden, um dort gedämpft zu werden, während ein Heer, das es nicht glauben konnte, die Verfolgung aufnahm. Ein König von Arad Doman und eine Königin von Saldaea wurden beide entführt und heimlich weggeschafft, und als Cadsuane sie schließlich wieder freiließ, fand ein Krieg, der als unausweichlich gegolten hatte, einfach nicht statt. Man sagte, dass sie die Gesetze der Burg so zurechtbog, wie sie es für richtig hielt, die Bräuche missachtete, ihre eigenen Wege ging und andere häufig mit sich zog.
»Ich danke den Aes Sedai für ihre Fürsorge«, begann Moiraine, verstummte aber unter dem Blick. Kein stechender Blick. Einfach unerbittlich. Angeblich waren im Laufe der Jahre selbst Amyrlin Cadsuane vorsichtig aus dem Weg gegangen. Man munkelte, dass sie einmal sogar eine Amyrlin angegriffen hatte. Das war natürlich unmöglich: sie wäre hingerichtet worden! Moiraine schluckte und versuchte, noch einmal anzufangen, stellte aber nur fest, dass sie wieder schlucken wollte.
Cadsuane kam die Treppe herunter und sagte zu Merean und Larelle: »Bringt das Mädchen mit.« Ohne einen weiteren Blick rauschte sie durch den Gemeinschaftsraum. Kaufleute
Weitere Kostenlose Bücher